Alice Schwarzer schreibt über Kachelmann: Jede Wahrheit braucht eine Feministin
Neue Kolumnistin auf dem Boulevard: Ab Montag berichtet Alice Schwarzer für "Bild" über den Kachelmann-Prozess. Von anderen Medien erwartet sie "voreingenommene Berichterstattung".
Gerichtsberichterstattung wird durch Bild erst schön. Das denkt sich nun auch Alice Schwarzer, die vor ein paar Jahren schon mit dem Spruch "Jede Wahrheit braucht eine Mutige, die sie ausspricht" für das Blatt geworben hatte. Wenn die Emma-Chefin ab heute also via Bild regelmäßig ihre Sicht der Dinge aus dem Kachelmann-Prozess verkündet, ist das nicht so inkonsequent, wie es zunächst scheinen mag. Der Focus, dem sie sonst die Treue hielt, hat ihr wahrscheinlich schlicht zu wenig Leser.
Nur mit der Wahrheit ist das so eine Sache: Ob es gelingt, im Prozess zu klären, was war und was nicht, beschäftigt die Medien seit Wochen - und Alice Schwarzer sich mit ihnen. "Die anderen Leitmedien der Republik", schreibt sie in ihrem Blog über Spiegel und Zeit, "waren bisher in einem solchem Maße parteiisch pro Kachelmann, dass von diesen Seiten eine voreingenommene Berichterstattung zu befürchten ist." Daher erscheint ihr "gerade in diesem Fall nötig, dass in einem tagesaktuellen, meinungsprägenden Blatt auch die Sicht des mutmaßlichen Opfers ernst genommen wird".
Kachelmanns Medienanwalt Ralf Höcker retourkutscht zurück, Schwarzer rechtfertige "mit ihrer Unterstellung kurzerhand ihre eigene voreingenommene Berichterstattung über künftige Ereignisse".
Es ist beruhigend, dass auch in diesem Fall immer noch die Gerichte Recht sprechen - und nicht Anwälte oder Medien.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Ex-Wirtschaftsweiser Peter Bofinger
„Das deutsche Geschäftsmodell funktioniert nicht mehr“
Proteste in Georgien
Wir brauchen keine Ratschläge aus dem Westen
Prozess zu Polizeigewalt in Dortmund
Freisprüche für die Polizei im Fall Mouhamed Dramé
Fall Mouhamed Dramé
Psychische Krisen lassen sich nicht mit der Waffe lösen
Ex-Mitglied über Strukturen des BSW
„Man hat zu gehorchen“
Leben ohne Smartphone und Computer
Recht auf analoge Teilhabe