: Alibi für's Beutegeiersystem
■ betr.: "Weltentöne in concert" von Michael Göllert, taz vom 10.11.90 (taz-special: Musik)
betr.: „Weltentöne in concert“ von Michael Göllert, taz vom 10.11.90 (taz-special: Musik)
[...] Da werden, wie nicht anders erwartet, die Überväter des Jazz herbeizitiert um Anfang und Zukunft der Einig-Welt-Musik den Gläubigen zu servieren. Was ist denn bisher dabei rausgekommen? Commerz- action wie one world — one voice, die wahrscheinlich in der Sahelzone begeisterte Zuseher und -hörer gehabt hat! Gewisse Mischungen oder Ideen verschiedener kultureller Töne hat es schon häufig gegeben und waren und sind für die Musikkulturen, sowie deren politische Botschaft, wichtig. Nun sollen diese Einig-Globus-Noten eine Friedensbotschaft (einander zuhören/miteinander musizieren) rüberbringen. Da sträbut sich einem der Taktstock! Dieses musikalische mixtum compositum. Wo kann mensch denn diese Musik überhaupt konsumieren? Wohl doch nur in unserer Überflußgesellschaft. Also Weltmusik als Alibi für unser Beutegeiersystem!
Und dann soll auch noch die textliche und musikalische Essenz der Rockmusik in leeren Posen erstarrt und vermarktet sein. Wo war Michael Cosmopolit in der letzten Zeit?
[...] Nun, lieber Michael, den aufrührerischen Geist, das alte Fieber, es ist noch da! „Still strong as Bo Diddley's arms!“ Geh mal in die kleinen Klubs, hier vor Ort. Da spielen heiße Jungs und Mädels mit alten Heroes zusammen und haben sogar noch eine Botschaft! [...] Da spielt Kalkowski mit jungen hungrigen Musikern und der Rock-Revolution- Legende Phil May von den Pretty Things zusammen. Da ist sich der Bertram Engel nicht zu schade, mit den Things zu touren. Denn in jedem Klub, in dem die spielen ist es „still there, that feeling“. Still strong als Bo Diddley's arms! Ulrich Schmidt, Haan
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