piwik no script img

Algiers zentrales Pressehaus in Trümmer gebombt

■ Regimenahe Medien geben Islamisten die Schuld am Tod von 18 Menschen

Algier/Berlin (dpa/AFP/taz) – Algeriens Ministerpräsident Ahmed Ouyahia hat die beiden Bombenanschläge am Sonntag in Algier verurteilt. Der Staat werde künftig derartige Attacken „um jeden Preis“ verhindern, sagte er im algerischen Fernsehen und rief die Bevölkerung zu Wachsamkeit auf. Auch die oppostionelle Berberpartei „Front der Sozialistischen Kräfte“ (FFS) verurteilte das „gemeine Attentat“. Der zweite Anschlag am Sonntag abend war einer der folgenschwersten seit dem Beginn des Bürgerkriegs zwischen Islamisten und dem algerischen Regime vor vier Jahren. Bei der Explosion vor dem Haus der unabhängigen Presse wurden mindestens 18 Menschen getötet, darunter der Chefredakteur der unabhängigen Tageszeitung Le Soir, Ait Mebarek, sowie zwei Redakteure. 95 Personen erlitten Verletzungen.

Nur sechs Stunden zuvor war ein Bombenanschlag auf das Rathaus des Algierer Stadtteils Bab al- Oued verübt worden. 41 Menschen wurden nach Mitteilung der Militärs zum Teil lebensgefährlich verletzt.

Die meisten Toten beim Anschlag auf das Pressegebäude sind Zivilisten, die sich zum Zeitpunkt der Explosion in der belebten und verkehrsreichen Straße befanden. Die Redaktionsräume der an der Frontseite des Hauses untergebrachten Abendzeitung Le Soir wurden völlig zerstört. Das auflagenstärkste französischsprachige Blatt Algeriens konnte deshalb gestern nicht erscheinen, ebenso L'Opinion und Le Matin. Viele andere unabhängige Zeitungen ließen als Zeichen der Trauer eine Seite leer. In ihren Kommentaren wandten sich die Blätter scharf gegen neue Zensurmaßnahmen der algerischen Führung. Liberté schrieb, der Feind für die Regierung sei nicht das Pressehaus. Regierungstreue Zeitungen machten gestern militanten Islamisten für die Anschläge verantwortlich.

Journalisten bilden eine der Zielscheiben algerischer Islamisten. Sie werfen der Presse vor, mit der Staatsgewalt zu kooperieren. Diese wiederum beschuldigt die Medien, „sicherheitsrelevante“ Informationen preiszugeben und damit islamischen „Terroristen“ in die Hände zu spielen.

Kommentar auf Seite 10

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen