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Algeriens Militär panisch

■ 1.000 Islamisten aus Haft entflohen

Algier (AFP) – Mit einer Suchaktion haben die algerischen Sicherheitskräfte am Wochenende versucht, zumindest einen Teil der rund tausend am Donnerstag aus der Haftanstalt Tazoult entflohenen Islamisten wieder einzufangen. Der spektakuläre Massenausbruch vom Donnerstag abend, der erst mit Verspätung bekannt wurde, war der bislang empfindlichste Schlag der islamistischen Untergrundkämpfer gegen das algerische Militärregime. Rund 150 bewaffnete Kämpfer hatten das Gefängnis von Tazoult 400 Kilometer südlich von Algier gestürmt, einen Wärter getötet, vier weitere verletzt und schließlich die Gefangenen befreit. Suchtrupps von Polizei, Gendarmerie und Armee spürten mit Unterstützung aus der Luft schon kurz danach mehrere Entflohene wieder auf. Dennoch gelang es den meisten – darunter rund 100 zum Tode Verurteilte und 400 zu lebenslänglicher Haft verurteilte Islamisten –, bis zum Wochenende unterzutauchen. Am Samstag waren 39 wiedereingefangene und fünf getötete Häftlinge gemeldet worden, wobei Beobachter von erheblich höheren Zahlen ausgingen.

Staatspräsident Liamine Zeroual bekundete unterdessen am Samstag abend seine Bereitschaft zum Dialog mit „allen Parteien, die die Verfassung respektieren“. Gleichzeitig erneuerte der Staatschef seine Kampfansage an „Terrorismus und Verbrechen“, womit er deutlich auf bewaffnete islamistische Untergrundgruppen zielte. Im Kampf mit diesen Gruppen wurden allein im zu Ende gehenden Fastenmonat Ramadan bisher 200 Menschen getötet. Der Fernsehjournalist Hassan Benaouda, der in der vergangenen Woche bei einem Attentat schwer verletzt worden war, starb in der Nacht zum Samstag. Der bei einem Anschlag schwer verletzte Theaterleiter Abdelkader Alloula wurde nach Paris ausgeflogen.

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