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Akws sollen 12 Jahre länger am Netz bleibenKabinett beschließt längere Laufzeiten

Das Kabinett hat heute Vormittag die geplante Laufzeit-Verlängerung für die Akws verabschiedet. In der Nacht noch hatte Greenpeace dagegen protestiert.

Plakative Aktion: Kühlturm des Atomkraftwerks Grafenrheinfeld mit Greenpeace-Slogan. Bild: dpa

HAMBURG afp/dapd/taz | An allen zwölf Standorten von Atomreaktoren in Deutschland haben Aktivisten der Umweltschutzorganisation Greenpeace am Dienstagmorgen gegen die von der Bundesregierung geplante Laufzeitverlängerung für Atomkraftwerke protestiert. Sie projizierten nach Angaben einer Sprecherin den Spruch "Atomkraft schadet Deutschland" an die Reaktoren und Kühltürme der Kraftwerke.

Greenpeace forderte Umweltminister Norbert Röttgen (CDU) auf, bei den Kabinettsberatungen über das Energiekonzept am Dienstag seine Zustimmung zu den Gesetzentwürfen zu verweigern. Der Appell nutzte nichts, denn am Vormittag verabschiedete das Bundeskabinett wie geplant sein stark umstrittenes Energiekonzept. Das berichteten gut informierte Kreise.

Das Konzept der Bundesregierung soll, so heißt es offiziell, die Grundlage bilden für einen langfristigen Umstieg der Energieversorgung auf regenerative Energien. Bis 2050 soll der Anteil der Erneuerbaren am Energieverbrauch 60 Prozent betragen.

Dafür wird freilich der Umstieg zunächst verlangsamt. Denn die deutschen Atomkraftwerke sollen durchschnittlich zwölf Jahre länger am Netz bleiben als ursprünglich im Atomausstiegsgesetz unter Rot-Grün vereinbart.

Eine von 12 Projektionen Montagnacht: Slogan auf dem Akw in Krümmel bei Geesthacht an der Elbe. Bild: dpa

Dieses Gesetz braucht allerdings aller Voraussicht nach die Zustimmung des Bundesrates. Dies jedoch sieht die Bundesregierung anders: Sie will das Gesetz ohne Befassung der Länderkammer verabschieden, weshalb die Opposition bereits Klage gegen das geplante Gesetzesverfahren angekündigt haben.

"Wer heute für die Laufzeitverlängerung stimmt, entscheidet sich gegen die Menschen in diesem Land", hatte Greenpeace-Energieexperte Tobias Münchmeyer noch am Morgen erklärt. "Das sogenannte Energiekonzept der Bundesregierung ist nicht mehr als die Verpackung für ein milliardenschweres Geldgeschenk an die Atomkonzerne."

Zudem ging es im Kabinett um das Gesetz zur Einführung einer Kernbrennstoffsteuer für Akw-Betreiber und um die Errichtung eines Energie- und Klimafonds, der unter anderem aus Zahlungen der Energiekonzerne gespeist werden soll. Mit dem Geld will die Regierung den Ausbau erneuerbarer Energien fördern.

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9 Kommentare

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  • W
    Wolfgang

    Auch ohne - kerntechnischen - Atomkrieg, ein friedlicher "freiheitlicher" und "demokratischer" Kernkraftwerksunfall in der "Sozialen Marktwirtschaft" in Deutschland und Europa ist nicht ausgeschlossen. Könnten 'wir' die bautechnischen Anlagenmassen bewältigen -?-, so doch nicht die dabei freigesetzte Atom-Energie und die Folgen für die Bevölkerung. - Unabhängig davon, ob die menschlichen Opfer materiell vermögend, wohlhabend oder arm, - im atomaren Sterben sind wir Menschen fast alle gleich.

  • M
    Mathegenie

    @ bossollo

    Öffentlicher Verkehr zu teuer? Wer sich mal wirklich die Echtkosten eines Pkws anschaut kommt zu einem anderen Schluss. Im Schnitt kostet 1 km mit dem Auto fast 50 Cent. D.h. inkl. Investition, Versicherung, Winterreifen, Parkgebühren, etc.

    Für 10 km muss man bei keinem Öffentlichen Verkehr 5 Euro bezahlen.

    Und die Mitmenschen würden sich freuen, wenn sie nicht eingerußt werden würden!

    funktionierende Kraftwerke ist ein gutes Stichwort: Die meisten Kraftwerke produzieren aufgrund häufiger Störfälle im Moment ohnehin keinen Strom.

    Strompreis: Mit steigender Strompreisabnahme sinken die Preise! Außerdem muss man auf den aktuellen Atomstrompreis auch die vielfältigen Subventionen - vor alle die infolge der AKW-Verlängerung drauf rechnen und wenn man dann noch die Kosten für Endlagerung etc.... dazu addiert, dann wären wir bei Echtkosten, die jeden zum Ummelden seines Stromanbieters bringen würden!

  • M
    Menschenfreund

    Die alternativen Energien brauchen keine teuren Subventionen, aber eine klare politische Richtung - die über die Wahlperiode hinaus beibehalten wird:

     

    1. Atomkraftwerke vom Netz

    2. Vereinfachung der Errichtung von Stromtrassen zu den alternativen Energien (z.B. zu den Offshore-Windkraftfeldern)

    3. ausschließliche Versorgung aller öffentlichen Einrichtungen mit echtem Ökostrom - das wäre nicht teurer (bei dieser Quantität wohl sicher billiger als Atomstrom) und würde mehr bringen als jedes Förderprogramm: nämlich Privatinvestitionen in enormen Ausmaß und wirtschaftlichen Aufschwung in diesem Bereich = Arbeitsplätze!

     

    Die Unsicherheit, die die Merkelregierung verbreitet ist untragbar

    a.) Richtung Wirtschaft = Investitionen werden nicht getätigt

    b.) Sicherheit der Reaktoren nicht angemessen erhöht wird (weil oftmals auch gar nicht möglich)

    c.) Frage der Endlagerung wird auf die nächsten Generationen verschoben

     

    DIESE REGIERUNG MUSS WEG - NEUWAHLEN IM FRÜHJAHR!!!

  • FN
    Fritz Noss

    Mit Wasserkraft könnten sofort alle AKWs abschalten werden, würden unsere korrupten Poliker nicht ihr Volk verkaufen:

     

    - 60 AKW´s weniger mit Wasserkraft aus Norwegen

    - die Bananenrepublik verhindert dies:

     

    http://www.youtube.com/watch?v=0kIusrBMhXU

  • K
    Kommentator

    1) Und nächste Wahl wählt die BRD rot-grün.

    Und die werden dann mal wieder den sofortigen Ausstieg um 5 Jahre näher bringen als schwarz-gelb.

     

    2) Und dann kommen wieder andere und werden weitere 12 Jahre dranhängen.

     

    Dann wieder 1), 2), 1)....

     

    Irgendwann aber, wenn die Abnahme von 1) größer als die Zunahme von 2) ist und diese Erde noch existieren sollte, werden wir Monate und noch später Wochen und gar Tage am Ausstieg dran sein.

     

    Wir nähern uns also dem Ziel an, ohne es je zu erreichen.

     

    Grün wählen! Atomausstieg approximieren! Gewissen beruhigen!

     

    PS: Bis dahin sind aber noch einige Elbvertiefungen, Pipelines und KKWs wie in Moorburg nötig ;-).

  • A
    anton

    Und weiter gehts:

     

    Atomkraftwerke abschalten!

     

    Die KettenReaktion Bayern ruft auf zur Aktions- und Menschenkette mit Abschlussfest am Samstag, den

    9. Oktober ab 13.00 Uhr in München

    http://www.anti-atom-bayern.de/

     

    http://apps.facebook.com/kettenreaktionbayern/?ref=nf

  • B
    bossollo

    Zum Tema Laufzeitverlängerung fällt mir folgender Vergleich ein:

    Ich fahre seit Jahre einen Diesel-PKW und brauche den Wagen täglich. Die Nahverkehrsmittel sind für mich nicht geeignet und zu teuer.

    Seit mehrern Jahren gibt es Hybridfahrzeuge. Mir wäre es also möglich, einen solchen Wagen zu kaufen, jederzeit und sehr teuer. Es gibt auch Händler, die spekulieren darauf, dass das immer mehr Menschen tun und stellen sich die Dinger auf den Hof. Nun haben ich und mein Budget gerade beschlossen, die Laufzeit des guten alten Diesel zu verlängern. Die grüne Plakette, der TÜV und die ASU ermutigen mich ebenfalls zu diesem Schritt. Dass jetzt der Autohändler in die Röhre guckt ist nicht mein Problem. Verzockt halt, wie die Stadtwerke auch. Ich kann es nicht befürworten, funktionierende Kraftwerke zwanghaft abschalten zu wollen. Sie auslaufen zu lassen, ja. Sie gleichzeitig auszunutzen, ebenfalls ja. Während der Laufzeit die Entwicklung und Reife der alternativen Energieerzeugung voranzutreiben, nochmals ja. Vielleicht werden die Energieerzeugungsformen (alternativ) in absehbarer zeit sogar rentabel und bezahlbar. Momentan füllen sich doch auch die Betreiber der Windräder und Solarfelder nur kräftig die Taschen über Subventionen und an den Gutverdienern, die auf der Suche nach dem reinen Ökogewisssen sind.

    Da ist m.E. mehr Hysterie als Vernunft im Spiel. Leider und schade.

  • J
    JFSebastian

    Ich würde mir schon sehr wünschen, wenn die Diskussion um Atomkraft weniger emotional sondern mehr sachorientiert geführt würde. Es kann ja wohl nicht angehen, dass die Einführung regenerativer Energien mittels Glaubensbekenntnissen von Greanpeace missioniert wird. Kein Mensch hat Lust auf Gas- und Kohlekraftwerke. Alleridngs schient mir auch die Frage der Endlagerung ungeklärt. Hier ist sensibles Abwägen und eine differenzierte Argumentation nötig, und nicht dieses ständige Gehetze und Blockdenken. Hierin schenken sich weder schwarz-gelb, noch rot, noch grün oder grean was. Geht mit so langsam auf den Senkel, dieses fundamentalistische Gebrülle von allen Seiten.

  • F
    FreiDenker

    Ist doch ganz einfach für den Bürger. Jetzt weiß jeder Bürger dieses Landes, an welche Personen man sich im Falle eines GAUs halten kann, bezüglich Regressansprüche sofern man den GAU ja überlebt.

     

    Oder übernehmen die politischen Entscheider wieder einmal nicht die persönliche Verantwortung für Ihre politischen Entscheidungen.