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Akustik-Aggression

■ Betr.: Breminale, taz vom 2. Juni

Das musikalische Konzept der Breminale heißt offenbar: „Alle Macht den Verstärkern, die lauteste Gruppe gewinnt den Wettbewerb!“ Das „Kraftwerk“ wird zum Fetisch, Dauerbeschallung total ist angesagt, die die ganze Wiese dominiert. Was soll da (Samstag, 20.00 Uhr) im Nebenzelt ein Konzert „Neue Musik“, auf dem der/die ZuhörerIn, bei unerträglichem Gedröhn, sich fühlen muß wie auf einem akustischen Schrottplatz. Deutlicher konnte kaum werden, daß eine Musik, die es wagt, auch leise, behutsam zu tönen, hier keine Existenzberechtigung hat - eine absolute Verhöhnung von Musikern wie Publikum! Auch um Mitternacht, beim neuerlichen Versuch, in der „Schleuse“ halbwegs ungestört sensiblere Musik zu erleben (das „Kraftwerk“ war inzwischen abgeschaltet), wurde sehr schnell klar: Ein Breminale-Konzert ist kein Ort des (Zu-) Hörens, sondern Festzelt - also Freiheit für (alternative) Bierseligkeit, der Tresen ist (akustischer) Mittelpunkt, die Bühne bloß Kulisse; zerkrachende Plastikbecher geben hier den Takt an! Was mich wütend macht ist vor allem die Ignoranz der Veranstalter, MusikerInnen und Publikum Bedingungen zuzumuten, die das Anliegen der Musik konterkarieren und sie letztlich zerstören. Bloß ein opportunistischer Tribut an den vermeintlichen Massenhunger nach Phon und Bier? Oder sitzen auch in der Breminale - Leitung nur Hörgeschädigte und die Halbtauben bestimmen den Pegel ?! Ein Musikfest, das neue Wege gehen will, sollte beim Elementarsten anfangen, was das Ohr verlangt: Sorgt dafür, daß Menschen hören können, was sie hören wollen und nicht - wie überall in unserer Umwelt - pausenlos etwas hören müssen, was sie gar nicht hören wollen. Für eine Ökologie des Hörens!

Bernhard Deutz, 2800 Bremen

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