Aktuelle Nachrichten in der Coronakrise: Ohne Abstand und Maske

In Italien wurde ein Netzwerk für gefälschte Impfpässe hochgenommen. Die Sieben-Tage-Inzidenz sinkt weiter. Und in Süddeutschland darf wieder getanzt werden.

utzende Menschen tanzen im Club Kantine zur Musik.

Ein Modellprojekt macht's möglich: endlich wieder Disko Foto: dpa

Russland meldet Rekordzahl an Todesfällen

Russland meldet den fünften Tag in Folge einen Rekord bei den täglichen Todesfällen im Zusammenhang mit einer Coronavirus-Infektion. Binnen 24 Stunden starben nach Angaben der Regierung 697 Menschen, so viele wie noch nie an einem Tag seit Beginn der Pandemie. 24.439 Neuinfektionen seien bestätigt worden. Zuletzt wurde ein solches Niveau Anfang Januar gemeldet. 7446 der Neuinfektionen wurden in Moskau registriert. Als Grund sehen die Behörden die Ausbreitung der Delta-Variante des Virus. (rtr)

Netzwerk für gefälschte Corona-Pässe hochgenommen

Italienische Ermittler haben mehrere Kanäle und Konten der Chat-App Telegram beschlagnahmt, über die Kriminelle digitale Zertifikate für den sogenannten Grünen Pass anboten. Insgesamt habe es sich um zehn Kanäle und Accounts gehandelt, die die Nutzer zu anonymen Konten auf Marktplätzen im Dark Web führten, teilte die Finanzpolizei am Samstag in Rom mit. Auf den Online-Handelsplätzen hätten Verkäufer Fälschungen für das digitale Zertifikat gegen eine Bezahlung in Kryptowährungen angeboten.

Der Nachweis bescheinigt den vollständigen Impfschutz gegen Covid-19 und ist für Reisen etwa innerhalb der EU wichtig. Der Preis dafür lag der Guardia di Finanza zufolge umgerechnet zwischen 110 und 130 Euro. Tausende Nutzer hätten sich auf den Telegram-Kanälen registriert, hieß es weiter. Dort wurden auch Ampullen mit einem angeblichen Impfstoff gegen Corona zum Kauf angeboten. (dpa)

Straßensperren für strengen Lockdown in Indonesien

Auf den indonesischen Inseln Java und Bali errichtet die Polizei Straßensperren und mehr als 400 Kontrollpunkte, um einen strengen Lockdown für Hunderte Millionen Menschen durchzusetzen. Indonesien kämpft zur Zeit gegen eine der größten Coronavirus-Wellen in Asien. Mit den Beschränkungen soll die Zahl der Neuinfektionen auf täglich weniger als 10.000 gesenkt werden. Am Freitag verzeichnete Indonesien 25.830 Neuinfektionen und 539 Todesfälle im Zusammenhang mit dem Coronavirus. In dem Land breitet sich vor allem die hochansteckende Delta-Variante aus. (rtr)

Indischer Impfstoff zu 77,8 Prozent effektiv

Der bereits in zahlreichen Ländern zugelassene Corona-Impfstoff des indischen Herstellers Bharat Biotech ist neuen Studienergebnissen zufolge zu 77,8 Prozent effektiv. Er wirke auch gegen die bisher bekannten Varianten des Coronavirus, teilte das Unternehmen am Samstag mit. Bei der zuerst in Indien festgestellten Delta-Variante beträgt der Wert demnach aber nur 65,2 Prozent.

Die indische Regierung hatte dem Impfstoff Covaxin von Bharat Biotech bereits im Januar eine Notfallzulassung erteilt, obwohl Experten zufolge zu diesem Zeitpunkt noch zu wenige Daten aus klinischen Studien vorlagen. Millionen Inder wurden damit bereits geimpft. Auch in 15 anderen Staaten, darunter im Iran, in Mexiko und auf den Philippinen, wurde der Impfstoff bereits zugelassen. Nach der Vorlage der Ergebnisse der sogenannten Phase-III-Studie wolle man nun eine Notfallzulassung durch die Weltgesundheitsorganisation erreichen, teilte Bharat Biotech mit. (ap)

Neuer Höchststand an Neuinfektionen in Südafrika

Südafrika hat einen neuen Höchststand der täglichen Corona-Neuinfektionen registriert. Binnen 24 Stunden seien 24.270 neue Corona-Fälle gemeldet worden, teilte das Nationale Institut für ansteckende Krankheiten am Freitag mit. Damit seien mittlerweile 2.019.826 Ansteckungen in Südafrika nachgewiesen worden. Der bisherige Tageshöchststand war im Januar mit 21.980 Neuansteckungen erreicht worden.

Die Zahl der Corona-Toten stiegt am Freitag mit 303 weiteren Opfern auf 61.332. Das Land befinde sich „im Auge des Sturms der dritten Corona-Welle“, sagte Vize-Gesundheitsminister Joe Phaahla bei einer Pressekonferenz. Die Zahlen der täglichen Neuinfektionen hätten in den vergangenen zwei Wochen das Ausmaß während der ersten beiden Pandemie-Wellen überschritten. Auch in Südafrika wird der Anstieg der Neuinfektionen auf die hochansteckende Delta-Variante zurückgeführt.

Südafrikas Staatschef Cyril Ramaphosa verhängte vergangene Woche zweiwöchige Restriktionen zur Eindämmung der Pandemie, darunter ein Alkoholverbot, die Schließung von Schulen und ein Verbot von Menschenansammlungen. Die Corona-Impfkampagne kommt in Südafrika nur schleppend voran. Seit Februar wurden erst rund 3,2 Millionen der 59 Millionen Einwohner immunisiert. (afp)

Empörung über Impfdrängler in Panama

In Panama häufen sich Meldungen über illegale Corona-Impfstationen in wohlhabenden Wohnvierteln. Zwei Fälle sorgten jüngst für einen Skandal, darunter eine geheime Impfstelle im 43. Stock eines Wohnhochhauses im wohlhabenden Küstenviertel Punta Pacifica. Nach Angaben der Behörden wurden zwar nur Impfungen von 32 Menschen bestätigt. Dennoch löste die Nachricht in Panama Empörung aus, wo nur die Regierung Covid-19-Impfstoffe bereitstellen darf – und zwar kostenlos und priorisiert nach Alter und Risikograd. Den Kunden der beiden illegalen Impfstationen wurde vorgeworfen, ihre Privilegien ausgenutzt zu haben, um sich vorzudrängeln. Das mittelamerikanische Land kämpft gerade gegen einen erneuten Anstieg der Infektionszahlen.

Die Wohnungen wurden von der Polizei gestürmt, festgenommen wurde bislang nur ein 40-jähriger Leichenwagen-Fahrer, der sich als Arzt ausgegeben und angeboten haben soll, bei Hausbesuchen zu impfen. Er soll in beiden Fällen die Impfungen verabreicht haben. Ihm werden Betrug, Falschaussagen und illegale medizinische Tätigkeiten vorgeworfen. Die Behörden fahnden noch nach einem möglichen Komplizen. Ob für die Impfungen Geld geflossen ist, war nicht bekannt. Außerdem unklar ist überdies noch die Frage, ob tatsächlich ein Corona-Impfstoff oder eine andere Substanz injiziert wurde.

Die Regierung kündigte an, den Fall umfassend aufzuklären. „Wir werden diejenigen, die dieses Verbrechen begangen haben, energisch verfolgen und bestrafen“, sagte Gesundheitsminister Luis Francisco Sucre. Präsident Laurentino Cortizo erklärte: „Ich will dem Land laut und deutlich sagen, dass es keinen Raum dafür gibt, mit Leben und Gesundheit zu spielen.“ Auch andere Länder in Lateinamerika wurden von Impfskandalen erschüttert. Sowohl in Argentinien als auch in Peru sollen sich zum Teil ranghohe Politiker auf Kosten von älteren Menschen und medizinischem Personal vorgedrängelt haben. (ap)

7-Tage-Inzidenz in Deutschland sinkt auf 4,9

Das Robert-Koch-Institut (RKI) meldet 671 neue Positiv-Tests. Das sind 79 mehr als am Samstag vor einer Woche, als 592 Neuinfektionen gemeldet wurden. Die Sieben-Tage-Inzidenz sinkt weiter auf 4,9 von 5,0 am Vortag. Der Wert gibt an, wie viele Menschen je 100.000 Einwohner sich in den vergangenen sieben Tagen mit dem Coronavirus angesteckt haben. 16 weitere Menschen starben im Zusammenhang mit dem Virus. Damit erhöht sich die Zahl der gemeldeten Todesfälle binnen 24 Stunden auf 91.023. Insgesamt fielen in Deutschland bislang mehr als 3,7 Millionen Corona-Tests positiv aus. (rtr)

Kreuzimpfung sorgt für Mehraufwand in Praxen

Die neue Empfehlung der Ständigen Impfkommission (Stiko) zur Kreuzimpfung gegen Corona stellt die Hausärzte nach eigenen Angaben vor schwierige Herausforderungen. „Die ad-hoc Anpassung der Empfehlung hat bereits am ersten Tag in vielen Praxen für einen enormen Mehraufwand gesorgt“, sagte der Bundesvorsitzende des Deutschen Hausärzteverbands, Ulrich Weigeldt, dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (Samstagsausgaben). Die Stiko empfiehlt nun, nach einer Erstimpfung mit dem Astrazeneca-Impfstoff bei der zweiten Sprizte ein mRNA-Vakzin zu verwenden.

Patientinnen und Patienten seien verunsichert, und viele wollten ihre Impftermine mit einem mRNA-Vakzin mit Blick auf die Sommerferien vorziehen. Das stelle Ärzte und Praxisteams von einem Tag auf den anderen vor enorme logistische Herausforderungen, auch, weil der mRNA-Impfstoff nur begrenzt verfügbar sei. (afp/rtr)

Modellprojekt Tanzen ohne Abstand

Baden-Württembergs Landesregierung genehmigt ein Modellprojekt zur Öffnung von Clubs im Südwesten. Wie lang das Experiment in laufen darf, hängt vor allem davon ab, wie viele der Gäste sich an die Pflicht zum Nachtest halten. Die Quote müsse bei mindestens 80 Prozent liegen. Sonst werde das bis 24. Juli angesetzte Modellprojekt vorzeitig abgebrochen. Als zusätzlichen Anreiz müssen die Gäste deshalb ein „Testpfand“ von 30 Euro auf den Eintrittspreis drauflegen, das Geld bekommen sie nur bei einem Nachtest zurück.

Die Hochschule Ravensburg-Weingarten befragt die Gäste online unter anderem dazu, wie sicher sie sich mit den Vorsichtsmaßnahmen fühlten und wie überzeugt sie von dieser Art von Cluböffnung sind. Und eine Privatfirma soll künftig messen, wie sich Aerosole beim abstandslosen Feiern in Clubs verteilen, sagt „Kantine“-Betreiber Minner.

In Baden-Württemberg dürfen Diskotheken seit Montag auch unabhängig von Modellprojekten wieder öffnen, aber nur bei Inzidenzwerten bis zehn sowie unter strengen Auflagen: Zum Beispiel dürfen Clubs nur einen Gast pro zehn Quadratmetern Fläche einlassen, zudem müssen die Feiernden Mindestabstände und Maskenpflicht einhalten. Geimpft, genesen oder getestet müssen die Besucher ebenfalls sein. Auch anderswo darf unter strengen Vorgaben wieder in Clubs gefeiert werden, etwa in Schleswig-Holstein. In Hamburg zum Beispiel darf nur unter freiem Himmel getanzt werden, dafür aber auch ohne Maske. (dpa)

Belebung des Reisegeschäfts in Deutschland

Der Kölner Handels- und Touristikkonzern Rewe sieht eine deutliche Belebung des Reisegeschäfts. „Es gibt einen großen Nachholbedarf nach den vielen Monaten der Einschränkung“, sagt Rewe-Chef Lionel Souque der Rheinischen Post laut Vorabbericht. Das Unternehmen sehe aktuell Buchungseingänge in der Woche, die über dem Niveau von 2019 lägen. Trotzdem bleibe 2021 ein schwieriges Jahr, weil die Menschen später buchten als in anderen Jahren. (rtr)

DRK-Präsident wirbt für Impfterminschwänzer-Abgabe

Mario Czaja, Präsident des Berliner Roten Kreuzes (DRK), wirbt dafür, Impfterminschwänzer zur Kasse zu bitten. Wer etwa seinen Termin für die Zweitimpfung in einem der Impfzentren ohne Absage verstreichen lasse, könne mit einer Strafzahlung von 25 bis 30 Euro belegt werden, schlug Czaja im Interview mit dem RBB vor. Das sei teilweise auch bei niedergelassenen Ärzten gängige Praxis.

„Wir erleben leider seit einigen Wochen, dass zunehmend Menschen sich nicht abmelden, obwohl sie einen Termin in den Impfzentren haben. Das ist ziemlich unsolidarisch denen gegenüber, die schneller einen Termin haben wollen“, findet der DRK-Präsident. Inzwischen würden seinen Angaben nach fünf bis zehn Prozent der Termine nicht wahrgenommen. (dpa)

Grenzkontrollen wegen Delta-Variante nicht machbar

Die Bundespolizei wird trotz der Urlaubssaison und der raschen Verbreitung der hoch ansteckenden Delta-Variante des Coronavirus vorerst keine stationären Grenzkontrollen durchführen. „Im Moment gibt es keine Anweisung für Kontrollen an den Grenzen“, sagte der Vorsitzende der Gewerkschaft der Polizei (GdP) für die Bundespolizei, Andreas Roßkopf, dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND/Samstag). „Bleibt es so wie jetzt, ist damit auch nicht zu rechnen.“

Sollte sich die Lage verschärfen, müssten an den Landesgrenzen zwar verstärkt Kontrollen durchgeführt werden – „das ginge aber bloß stichpunktartig“, so Roßkopf. Solche Kontrollen müsste demnach das Bundesinnenministerium anweisen.

Der stellvertretende GdP-Vorsitzende, Jörg Radek, äußerte ebenfalls Bedenken: „Grenzkontrollen greifen tief in die Freizügigkeit der Menschen und in den Warenverkehr ein“, sagte er dem RND. Stattdessen riet er dazu, die Schleierfahndung auszubauen. (dpa)

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