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Aktuelle Nachrichten in der CoronakriseDelta-Variante bremst Urlaubspläne

Ärz­t:in­nen raten von Reisen in Gebiete ab, in denen die Delta-Variante grassiert. Karl Lauterbach fordert Hilfe für Südamerika. Die Inzidenz in Deutschland sinkt weiter.

Vieleicht doch zuhause bleiben: Ärz­t:in­nen warnen vor Reisen in sogenannte Variantengebiete Foto: dpa

Ärztekammer rät von Reisen in Varianten-Gebiet ab

Die Bundesärztekammer rät von Reisen in Urlaubsgebiete ab, wo die ansteckendere Delta-Variante des Coronavirus grassiert. „Auf Reisen in Regionen, die von der Delta-Variante besonders betroffen sind, sollte verzichtet werden“, sagte Präsident Klaus Reinhardt der Funke-Mediengruppe (Dienstag). Er räumte ein, dass für viele Menschen der Urlaub nach den Belastungen der vergangenen Monate wichtig für das seelische Gleichgewicht sei. „Notwendig ist aber die Einhaltung der Hygieneregeln auch im Urlaubsort.“

Die zunächst in Indien nachgewiesene Delta-Variante verbreitet sich inzwischen in vielen Ländern schnell, insbesondere Großbritannien ist betroffen, auch in Portugal stieg zuletzt die Zahl der Infektionen wieder. Als gesichert gilt, dass die Delta-Variante deutlich ansteckender ist als alle anderen bekannten Varianten.

Reinhardt schloss sich den Prognosen der meisten Ex­per­t:in­nen an, dass die Delta-Variante sich mittelfristig auch hierzulande gegen die Alpha-Mutante durchsetzen wird. Man könne auch davon ausgehen, dass die Infektionszahlen zum Ende des Sommers saisonbedingt wieder ansteigen werden. Ob es zu einer vierten Pandemiewelle in Deutschland komme, hänge wesentlich vom Fortschritt der Impfkampagne ab.

Es sei aber zu erwarten, dass es auch bei einem Wiederanstieg der Infektionszahlen weniger schwere Krankheitsverläufe geben werde, weil insbesondere vulnerable Gruppen wie alte Menschen und solche mit Vorerkrankungen durch Impfungen besser geschützt seien. Reinhardt riet dazu, dass alle Erwachsenen deswegen die Impfangebote wahrnehmen und auch fristgerecht die notwendigen Zweitimpfungen vornehmen lassen sollten. (dpa)

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Lauterbach will Hilfe für Südamerika

Angesichts der hohen Zahl an Neuinfektionen in Südamerika fordert SPD-Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach gemeinsame Hilfen der Weltgemeinschaft. „Die Industrieländer müssen Südamerika kostenlos Impfstoffe liefern“, sagt er dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND/Dienstag). „Die Lage ist bestürzend: Nur wenige Menschen sind geimpft, da die Länder fast keine Impfstoffe haben“.

Kostenlose Impfstoffe seien die beste Investition in die deutsche Wirtschaft und würden die Wirtschaftskraft Südamerikas stärken, so Lauterbach weiter. „Durch den Anstieg der Wirtschaftskraft lassen sich die Ausgaben für die Impfstoffe um das bis zu 200-fache wieder reinholen.“ (rtr)

Rund 450 Neuinfektionen registriert

Das Robert Koch-Institut (RKI) meldet 455 neue Positivtests. Das sind 197 weniger als am Dienstag vor einer Woche. Die Sieben-Tage-Inzidenz sinkt weiter auf 8,0 von 8,6 am Vortag. Der Wert gibt an, wie viele Menschen je 100.000 Ein­woh­ne­r:in­nen sich in den vergangenen sieben Tagen mit dem Coronavirus angesteckt haben.

77 weitere Menschen starben im Zusammenhang mit dem Virus. Damit erhöht sich die Zahl der gemeldeten Todesfälle binnen 24 Stunden auf 90.472 Insgesamt fielen in Deutschland bislang mehr als 3,7 Millionen Coronatests positiv aus. (rtr)

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Wollte Trump Infizierte nach Guantánamo schicken?

Der damalige US-Präsident Donald Trump soll einem Buch zufolge zu Beginn der Coronapandemie erwogen haben, infizierte Landsleute nach der Rückkehr aus dem Urlaub zur Quarantäne nach Guantánamo zu schicken. Das berichtete die Washington Post am Montag vorab unter Berufung auf das noch unveröffentlichte Buch „Alptraum-Szenario: Die Reaktion der Trump-Regierung auf die Pandemie, die die Geschichte verändert hat“, das zwei Mit­ar­bei­te­r:in­nen der Zeitung geschrieben haben. In Guantánamo Bay auf Kuba betreiben die USA einen Militärstützpunkt mit einem berüchtigten Gefangenenlager.

„Haben wir keine Insel, die wir besitzen?“, soll Trump im Februar 2020 im Weißen Haus gefragt haben, bevor sich das Virus dramatisch in den USA ausbreitete. Und dann: „Was ist mit Guantánamo?“ Trump-Berater:innen seien fassungslos gewesen, schrieb die Washington Post. Letztlich sei die Idee verworfen worden, weil sich die Be­ra­te­r:in­nen über die öffentliche Reaktion gesorgt hätten, wären Urlaubsrückkehrer auf demselben US-Stützpunkt untergebracht worden wie Terrorverdächtige.

Die Zeitung berichtete unter Berufung auf das Buch weiter, Trump habe sich im März 2020 bei seinem Gesundheitsminister Alex Azar darüber beklagt, dass die Bundesregierung die Federführung bei den Coronatests übernommen hatte. „Ich werde die Wahl wegen der Tests verlieren! Welcher Idiot ließ die Bundesregierung Tests ausführen?“, habe Trump gefragt. Azar habe ihn dann darauf hingewiesen, dass sein Schwiegersohn Jared Kushner die Initiative übernommen habe. (dpa)

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9 Kommentare

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  • Noch was zur Delta-Variante, hier zeigt Karl Lauterbach weitere Daten zur Übertragbarkeit der Delta-Variante:

    twitter.com/Karl_L...406968513642827776

    Die Kommen zu einem Wert zwischen "1.8-mal so ansteckend" bis "vier mal so ansteckend" wie die Variante die wir Anfang letzten Jahres in Europa hatten (sie hat keinen griechischen Buchstaben, nennen wir sie mal Ischgl-Variante).

    Eine so hohe Ansteckungsrate mit einem R0 von 6 oder mehr hat tiefgreifende Konsequenzen. Eine ist, dass die Frage nicht mehr die ist ob wir Impfungen "oder" Schutzmaßnahmen brauchen. Wir werden beides brauchen, zumindest noch diesen Herbst und Winter.

    Eine weitere Konsequenz ist, dass die Wirksamkeit der Impfstoffe für den Gesamtverlauf extrem wichtig wird. Selbst bei einer Impfung von fast 100% der Bevölkerung mit AstraZeneca kann keine Herdenimmunität mehr erreicht werden, da die Wirksamkeit von AZ gegen eine leichte symptomatische Infektion wohl nur 60% ist - jeder kann sich jetzt fragen, ob er lieber die Virusinfektion haben möchte, oder die Impfung, Alternativen gibt es kaum noch. (Das heißt keineswegs, dass die individuelle Wirksamkeit von AZ oder AZ+BT gegen schwere Krankheit schlecht ist, aber AZ allein kann nicht mehr die epidemische Ausbreitung stoppen).

    Eine weitere Konsequenz der leichten Übertragbarkeit ist, dass es in den USA ziemliche Probleme geben wird, denn zusätzlich zur in vielen Staaten geringen Impfquote halten sich im Sommer die Leute da viel in klimatisierten Räumen auf, vor allem wenn es heiß ist.

    In Bezug auf den Rest der Welt ist eine humanitäre Katastrophe abzusehen, die sofortiges Handeln verlangt. Was in Indien geschehen ist, wird sehr wahrscheinlich auch anderswo passieren. Das beste was wir tun können ist so schnell wir irgend möglich und ohne große Rücksicht auf Kosten und Patente so viel Impfstoff und Sauerstoffapparate wie möglich bereit zu stellen - die Zeit etwas zu tun läuft ab.

  • Hier ist ein Twitter-Thread des amerikanischen Epidemiologen Eric Feigl-Ding zur Delta-Variante:

    twitter.com/DrEric...406779894785351688

    Da bezieht er sich auf Untersuchungen zum Contact Tracing in Bondi bei Sydney/Australien. Die Details sind extrem interessant:

    Zunächst mal sind die Australier tatsächlich in der Lage, effektives Contact-Tracing zu machen, da sie aufgrund der Suppressionsstrategie nur sehr wenige vereinzelte Fälle haben. Die machen Gensequenzierung von jeder einzelnen infizierten Person und vergleichen die Sequenzen dann, das heißt sie können eindeutig sagen wer wenn angesteckt hat. Und dann gehen sie hin und identifizieren anhand der Bewegungshistorie der Personen die Orte, wo die Ansteckungen geschahen, und rufen Leute auf, die zu dem Zeitpunkt da waren, sich testen zu lassen. Genau so wie Experten in einer vernünftigen rationalen Welt, anstatt im Laschet-Land das machen würden. Und dann suchen sie nach Videos von Security-Kameras mit den exakten Ansteckungssituationen, und schauen wie weit die Leute entfernt waren.

    Resultate:

    Mehrere Ansteckungen gehen auf flüchtige Begegnungen in einer Shopping-Mall zurück, Westfield Bondi Junction. Einige dieser Begegngungen dauerten nur Sekunden, z.b. ist einer in einem Cafe gewesen und kam bei einer 70-jährigen Frau vorbei. Mehrere weitere Begegnungen mit Übertragungen wurden in einem Nagelstudio identifiziert.

    Warum machen wir sowas nicht in Deutschland? (Gegenfrage, wollen wir das eigentlich überhaupt wissen? Was wenn dabei was heraus kommt was irgendwem nicht gefällt? Ist es nicht komfortabler und konfliktfreier, einfach hinzugehen und wenn nötig zu sterben?)

    Preisfrage: Wenn flüchtige Begegungen in einer Mall ausreichen, wie sicher sind dann noch Fahrten mit Bus und U-Bahn?

    Ein Ergebnis ist, dass die neue Variante doppelt so ansteckend ist wie die originale Variante. Das bedeutet einen R0 von etwa sechs, vielleicht mehr.

    • @jox:

      Übrigens hat diese Art des Contact Tracing auch einen Namen, sie heißt "Backward-Forward Tracing":

      en.wikipedia.org/w...nd_forward_tracing

      Der Trick ist bei der Erkennung einer infizierten Person zurück in der Zeit zu gehen, wo diese sich angesteckt hat, und dann wieder vorwärts um zu untersuchen, welche Kontaktpersonen weitere Kontakte angesteckt haben. Wegen der Ausbreitungsgeschwindigkeit des Virus ist das ganz wesentlich.

      Wird in Deutschland nicht gemacht, weil, äh, kein Personal.

      • @jox:

        Und dabei ist Backward-Forward Tracing hier besonders wichtig wegen des hohen K-Werts von Corona, d.h. weil wenige der Infizierten viele andere Leute anstecken. Wenn man also jemand hat, der infiziert wurde, dann ist es überdurchschnittlich wahrscheinlich, dass zusammen mit ihm viele andere angesteckt wurden. Es bringt also mehr, zuerst in der Zeit zurück zu gehen, als in der Zeit nach vorne zu gehen, denn die Wahrscheinlichkeit dass die neu identifizierte Person auch in Super Spreader ist, ist nicht so hoch.

        Deswegen ist übrigens auch das Kontakttagebuch, das glaube ich Christian Drosten vorgeschlagen hatte, eine viel bessere Idee als die Corona-Warn-App, die von Aerosolen nichts weiß und auch keine Orte aufzeichnet. Das Kontakttagebuch bietet 100-prozentigen Datenschutz bis man es braucht, und erfasst auch Situationen die durch CWA nicht erfasst werden können.

        • @jox:

          In der Corona-App ist ein Tagebuch integriert. Wer das mit regelmäßigen Einträgen pflegt, weiß, wann er wo war bzw. mit wem er Kontakt hatte, ob im geschlossenen Raum oder draußen, ob mit Maske oder ohne ...

    • @jox:

      Der oben genannte Twitter Thread von Feigl-Ding zeigt auch Videos von den Orten. Ein weiteres not-so-fun Fact, das die Untersuchung der Überwachungsvideos gefunden hat, ist dass eine der Ansteckungen in einem Café statt gefunden hat, wo die infizierte Person draußen saß.

      • @jox:

        In U und S-Bahnen haben die meisten eine FFP2 Maske auf. In den Malls wohl nicht. Deshalb scheint eine Mall ( wo gegessen und getrunken wird) kritischer zu sein als eine U-Bahn

        • @Nobody:

          Wie das Video

          twitter.com/DrEric...406786465531584512

          zeigt, wird man anscheinend auch dort in Geschäften zum Tragen von Masken aufgefordert, draußen wird es wegen der sehr geringen Inzidenzzahlen anscheinend nicht praktiziert. Soweit ich weiß, ist das Tragen von FFP2 Masken bisher eher eine deutsche Eigenheit.

          > Deshalb scheint eine Mall ( wo gegessen und getrunken wird) kritischer zu sein als eine U-Bahn

          Das ist genau das, was ich kritisiere – dass halt nur vermutet wird, was einem gerade recht ist, anstatt dass wie in Australien ernsthaft und professionell nachgeforscht wird, wie Übertragungen zustande kamen. Warum macht man das nicht professionell? Das Personal in den Gesundheitsämtern wird gerade abgebaut, da "kein Bedarf". Heiliger Strohsack! Jede Mordkommission in Deutschland arbeitet professioneller als die Gesundheitsämter mit ihrem Contact Tracing, sonst *wüssten* wir verdammt noch mal längst was das Risiko in der U-Bahn ist. Und das obwohl wir es mit einem Mörder zu tun haben, der allein in Deutschland über 91000 Tote auf dem Gewissen hat.

  • > Das Robert-Koch-Institut (RKI) meldet 455 neue Positiv-Tests. Das sind 197 weniger als am Dienstag vor einer Woche. Die Sieben-Tage-Inzidenz sinkt weiter auf 8,0 von 8,6 am Vortag.

    Das ist schön, aber es ist nicht mehr so relevant. Relevant sind jetzt die absoluten Zahlen für die Delta-Variante, die steigt sowohl in Deutschland als auch in vielen anderen Ländern exponentiell an, auch wenn die Variante B.1.1.7, nun auch Alpha-Variante genannt, zurück geht.

    Solange die Delta-Variante exponentiell anwächst, wird sie das Geschehen wesentlich bestimmen, man muss sie so behandeln wie eine neue Epidemie, das heißt auch wenn nötig frühe stärkere Maßnahmen gegen die Ausbreitung. Eine der billigsten Maßnahmen, insbesondere wenn man die Kosten mit Lockdowns ganzer Landkreise vergleicht, ist die Quarantäne von Einreisenden. Die wird mit darüber entscheiden, ob wir in 6 Wochen 600 Fälle haben oder 6000.

    Es ist auch schon absehbar, dass die Variante in Ländern wie den dominant republikanischen Staaten der USA, oder Frankreich zu massiven Problemen führen wird, da dort einfach nicht genug Leute geimpft sind und die Zeit dafür nun sehr knapp wird. Selbst in Großbritannien gibt es einen starken Anstieg trotz der bereits sehr hohen Impfquote:

    www.worldometers.i...avirus/country/uk/

    - das sind bereits schon wieder mehr Fälle als im April 2020.

    Und bei einer Ausbreitung mit einer Verdoppelung alle 7 oder 10 Tage ist leider auch das verfrühte Gerede von Schulöffnungen hier komplett müßig, solange man nicht eine Infektion eines Großteils der noch ungeimpften Personen in Kauf nehmen will. Man kann darauf spekulieren, dass eine Long Covid Erkrankung bei Kindern vielleicht nicht dauerhaft ist, aber wenn man nichts unternimmt sind wir im Nu wieder bei Inzidenzzahlen von 10000 oder 50000.