Aktuelle Lage in der Ukraine: Ukrainischer Innenminister tot
Bei Kyjiw stürzt am Mittwoch ein Hubschrauber in einen Kindergarten. Es sterben 14 Menschen, darunter ein Kind. 30 weitere sind verletzt.
Dort ist am Mittwoch ein Hubschrauber des ukrainischen Rettungsdienstes auf das Dach gestürzt, 14 Menschen starben. Elyzaveta und ihr Mann konnten die Explosion nicht hören, sondern lediglich das Geräusch des Motors. Als sie aus dem Fenster schauten, stand das Dach des Kindergartens bereits in Flammen.
An Bord des abgestürzten ukrainischen Rettungshubschraubers befanden sich neun Personen. Neben den drei Crewmitgliedern befanden sich unter ihnen Innenminister Denys Monastyrskyj, sein erster Stellvertreter Jewhenij Jenin, Staatssekretär Yuriy Lubkovych und drei weitere Mitarbeiter des Ministeriums. Nach Angaben des Präsidentschaftsbüros war der Helikopter auf dem Weg an die Front.
Laut Augenzeugen drehte der Hubschrauber mehrere Kreise und fing Feuer, bevor er auf das Dach des Kindergartens stürzte. Dieser liegt in einem der Wohngebiete von Brovary, 20 Kilometer von Kyjiw entfernt. Der Rotor des Hubschraubers löste sich von der Karosserie und flog mehrere Dutzend Meter weit. Dort landete er in der Nähe des Eingangs eines mehrstöckigen Wohngebäudes neben dem Kindergarten. Der Aufprall tötete mehrere Menschen, die auf dem Weg zur Arbeit waren.
Insgesamt kamen bei dem Absturz 14 Menschen ums Leben, darunter ein Kind. Weitere 30 Menschen wurden verletzt und befinden sich im Krankenhaus. Darunter sind auch 12 Kinder. Das Schicksal eines weiteren Kindes ist nach Angaben des Rettungsdienstes noch nicht geklärt. Eine Suchaktion am Unfallort läuft deshalb weiter. Die Rettungskräfte sind dabei, die Decken zwischen dem ersten und zweiten Stock des Kindergartens sowie das Dach abzutragen.
„Es war nicht sofort klar, was passiert war. Wir merkten, dass etwas heruntergefallen war, aber es sah nicht nach einem Raketenangriff aus“, berichtet Elyzaveta von dem Vorfall. Gemeinsam mit ihrem Mann und weiteren Anwohnern eilte sie nach dem Absturz zur Unfallstelle, um die Kinder zu retten. „Die Menschen trugen die Kinder auf ihren Armen“, beschreibt Elyzaveta und wischt sich die Tränen aus den Augen.
Untersuchungen eingeleitet
Präsident Selenski wies die Behörden an, die Umstände des Absturzes zu untersuchen. Regierungschef Denys Schmyhal soll dafür eine Sondergruppe zur Untersuchung des Absturzes einsetzen. Die Generalstaatsanwaltschaft und der Geheimdienst SBU haben bereits eine Untersuchung des Absturzes eingeleitet. Derzeit gehen die Polizeibehörden von drei möglichen Unfallursachen aus: Verletzung der Flugregeln, technische Fehlfunktion des Hubschraubers oder eine vorsätzliche Zerstörung des Hubschraubers.
Der französische Hubschrauber vom Typ Super Puma, in dem der Minister unterwegs war, wurde 2018 von seinem Ministerium gekauft. Insgesamt sind etwa 20 solcher Hubschrauber in verschiedenen Dienststellen des Innenministeriums im Einsatz. Experten verschiedener Behörden haben bereits mit der Arbeit vor Ort begonnen. Die Untersuchung kann einige Tage dauern.
Der getötete 42-jährige Monastyrskyj war im Jahr 2021 zum Innenminister ernannt worden. Der gelernte Anwalt saß als Abgeordneter der Partei Diener des Volkes von Präsident Selenski in der Rada, dem ukrainischen Parlament. Monastyrskyj galt als wichtige Figur der ukrainischen Regierung. Regierungschef Schmyhal sprach von einem „schweren Verlust für das Regierungskabinett und den ganzen Staat“. Schmyhal ernannte Ihor Klymenko, den Chef der Nationalen Polizei der Ukraine, zum Interimsinnenminister.
Bundesinnenministerin Nancy Faeser bot der Ukraine Unterstützung bei der Klärung der Absturzursachen an. Sie habe dem ukrainischen Botschafter Oleksii Makeiev in einem Telefonat ein entsprechendes Angebot unterbreitet, sagte sie. Auch Bundeskanzler Scholz äußerte sich zu dem Unfall. Auf Twitter sprach er von einem „traurigen Tag“ für die Ukraine, der erneut „den immensen Tribut“ zeige, den „die Ukraine in diesem Krieg zahlt“.
Anastasia Magazowa ist 1989 auf der Krim geboren und seit 2013 Autorin der taz. Seit 2015 arbeitet sie als Korrespondentin für die Deutsche Welle. Sie interessiert sich besonders für die Politik in Osteuropa sowie die deutsch-ukrainischen Beziehungen
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