Air-France-Katastrophe: Falsche Wrackteile gefunden
Noch immer ist nicht klar, wo der Airbus der Air France abgestürzt ist. Wrackteile, die von der brasilianischen Marine im Atlantik geborgen wurden, sollen definitiv nicht zur Unglücksmaschine gehören.
RECIFE/PARIS rts/dpa | Erste im Atlantik gefundenen Wrackteile stammen Ermittlern zufolge nicht von der abgestürzten Air-France-Maschine. Die Stücke seien nicht aus dem Airbus, sagte am Freitag ein Sprecher der brasilianischen Luftwaffe. Bislang sei noch kein Teil der Maschine geborgen worden. Hubschrauber hatten eine Palette und zwei Tonnen an der Stelle aus dem Atlantik gezogen, an der das Flugzeug am Montag auf dem Flug von Rio de Janeiro nach Paris vermutlich abgestürzt war. Inzwischen sind mehrere Schiffe in der Region etwa 1100 Kilometer nordöstlich der brasilianischen Küste angekommen und versuchen weitere, von Suchflugzeugen gesichtete Teile aus den Wellen zu holen.
Die Einsatzkräfte stellten sich unterdessen darauf ein, vier Tage nach dem Unglück keine der 228 Passagiere und Crew-Mitglieder mehr zu finden. Unter den Opfern sind offiziellen Angaben zufolge auch 28 Deutsche. "Mit jeder Minute, die vergeht, schwinden auch die Chancen, Opfer zu bergen", sagte der Luftwaffen-Sprecher Ramon Borges Cardoso in Recife, wohin alle Funde vom Unglücksort gebracht werden. "Wir haben uns zuerst vor allem bemüht, Überlebende und Tote zu finden, aber jetzt konzentrieren wir uns auf Wrackteile, die uns bei den Ermittlungen helfen können."
Die Absturzursache gibt Experten Rätsel auf. Medienberichten zufolge wurde zuletzt vermutet, dass die Maschine in heftigen Turbulenzen möglicherweise wegen zu geringer Geschwindigkeit auseinandergebrochen ist.
Vor ihrem Verschwinden hat die Unglücksmaschine aber offenbar widersprüchliche Geschwindigkeitsdaten gesendet. Das geht aus einem Schreiben von Airbus an die Fluggesellschaften hervor, aus dem das Luftfahrtmagazin "Aero" auf seiner Webseite zitiert. Danach soll der Airbus aus einer Unwetterzone heraus automatische Fehler- und Wartungsmeldungen an das Wartungszentrum der Air France geschickt haben. Sie zeigen, dass die von verschiedenen Sensoren gemessenen Luftgeschwindigkeitsdaten nicht zusammenpassen. Airbus bestätigte das am Freitag.
In dem Schreiben erinnert Airbus die Fluggesellschaften daran, wie sich die Piloten in solchen Fällen verhalten. Sie sollen Schub und Anstellwinkel konstant halten, bis eine Zone erreicht wird, in der wieder konsistente Daten gemessen werden oder eine Fehlersuche möglich ist. Solche Situationen seien nicht ungewöhnlich, und es gebe dafür extra Zulassungshandbücher, erklärte Airbus-Sprecher Stefan Schaffrath. "Wir wissen nicht, was zu den unterschiedlichen Messungen geführt hat und was danach im Cockpit geschah."
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