Afrikas Großmächte streiten um Impfpässe: Nigeria und Südafrika im Fiebertaumel
Erst verweigerte Südafrika Nigerianern wegen angeblich falscher Impfausweise die Einreise. Nigeria schäumte und deportierte Südafrikaner. Nun folgt eine Entschuldigung.
JOHANNESBURG taz | Ein Streit um Impfausweise droht, die Beziehungen zwischen den beiden afrikanischen Großmächten Nigeria und Südafrika zu vergiften. Alles begann mit der Abweisung einer Gruppe von Nigerianern, die vergangene Woche auf dem internationalen Flughafen von Johannesburg in Südafrika landeten.
Einreisen durften die 125 Nigerianer nicht, denn ihre Gelbfieberimpfungsnachweise waren angeblich gefälscht, behaupteten die Grenzbehörden. Die Nigerianer wurden am nächsten Tag zurückgeflogen. Nigerias Regierung empfindet das als „unafrikanisch und nicht respektvoll“ und reagierte mit gleicher Praxis. Bereits 121 Südafrikaner sind aus Lagos deportiert worden.
Was Nigeria als Beleidigung empfindet, sieht Südafrika als reine Pflichterfüllung an. Innenministeriumssprecher Ronnie Mamoepa sagte: „Das ist ein international übliches Verfahren. Die Öffentlichkeit muss verstehen, dass übertragbare Krankheiten kontrolliert werden müssen.“ Ein Sprecher des Gesundheitsministeriums erklärte: „Wir folgen den Richtlinien der Weltgesundheitsorganisation.“
Doch Nigerias Außenminister Olugbenga Ashiru reagierte empfindlich: Südafrika habe kein Monopol, Reisende auszuweisen. Daher werde jetzt für jeden zehnten Nigerianer, der aus Südafrika ausgewiesen wird, umgekehrt die gleiche Aktion stattfinden. Was jetzt sichtbar werde, sei die Ausländerfeindlichkeit Südafrikas gegenüber allen Afrikanern.
Und er warnte vor weitergehenden Vergeltungsmaßnahmen: Südafrikanische Firmen verdienten mehr Geld in Nigeria als in Südafrika, sagte Olugbena Ashiru. „Sie bringen halb ausgebildete Absolventen und stellen sie über gut ausgebildete Nigerianer, wir haben lange darüber hinweggesehen. Doch es gibt viele Wege, zurückzuschlagen.“ Viele große südafrikanische Firmen sind in Nigeria tätig, darunter der Mobiltelefonanbieter MTN, die Standard Bank und Supermarktketten.
Am Donnerstag machte Südafrika einen Rückzieher. „Wir möchten uns entschuldigen, und das haben wir getan“, sagte Vizeaußenminister Ibrahim Ibrahim. Ein Sprecher führte aus: „Wir mussten uns unbedingt entschuldigen, weil durch Gespräche herauskam, dass die Sache besser hätte gehandhabt werden können. Die Nigerianer hatten gültige Visa von der südafrikanischen Botschaft. Dort hätte man die Gelbfieberdokumente besser prüfen müssen.“
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Greenpeace-Mitarbeiter über Aufrüstung
„Das 2-Prozent-Ziel ist willkürlich gesetzt“
Keith Kelloggs Wege aus dem Krieg
Immer für eine Überraschung gut
Rauchverbot in der Europäischen Union
Die EU qualmt weiter
Antisemitismus in Berlin
Höchststand gemessen
Ampel-Intrige der FDP
Jetzt reicht es sogar Strack-Zimmermann
Rechtspopulistinnen in Europa
Rechts, weiblich, erfolgreich