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Afrika boomt (nicht mehr)

■ Lediglich die Staaten am Kap legen zu. Ansonsten ist Flaute

Afrika. Elefanten, Nashörner, Löwen, Giraffen und alles mögliche wilde Getier lockten auf den Katalogen der versammelten Veranstalter auf der Internationalen Tourismusbörse (ITB) Mitte März in Berlin. Zu Fuß oder per Geländewagen, fotografierend, jagend, tauchend, sonnenbadend genießen Touristen den totalen Urlaub.

Afrikas Tourismus expandiert, behaupten die Ländervertreter, als würde ihr Wunsch damit Realität. Doch der Slogan vom „booming Africa“ trifft gerade noch auf die Seychellen, die Insel Mauritius und die Staaten am Kap des 56-Staaten-Kontinents zu. Für klassische Ziele wie Kenia aber geht die Wachstumsepoche zu Ende. Keine noch so aufwendige Werbung kann die Realität kaschieren: Zerfahrene Nationalparks wie der im Amboseli, wo unzählige Safaritouristen umherdüsen. Kenia ist ein gutes Beispiel für die Folgen von 20 Jahren überbordendem Massentourismus: kaum reparierte Straßen und verantwortungslose Tourenveranstalter. Der Hotelservice ist heruntergekommen.

Und die Moral der Verantwortlichen ist es auch. Der schnelle Dollarsegen floß auf Schweizer Konten statt in die Infrastruktur des Landes. Als Geld für Reparaturen gebraucht wurde, war keines mehr da. Die sogenannten Billigtouristen, die den anpruchsvollen Keniareisenden nachfolgten, ließen nicht genug im Land zurück.

Aufflammende Stammes- und Religionsrivalitäten, grausam geführte Bürgerkriege und unkontrollierbare Kriminalität schrecken Touristen von den innerkontinentalen Staaten Afrikas ab. Wer will schon „echtes“ Abenteuer in einer Straßensperre im Tschad, in Nigeria oder in einem Gefängnis in Zentralafrika erleben? Die reichen, weißen Lieblingskinder der afrikanischen Tourismusverantwortlichen sind allenfalls in die südlichen Gefilde des Landes gezogen. Und dort sind sie wieder auf Safari. Südafrika, immerhin, verzeichnet einen Touristenzuwachs von über 60 Prozent. Ute Ackermann

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