piwik no script img

Afrika-CupDer Ball rollt, das Geld fließt

Das Turnier ist eröffnet, Togo ist nach Hause gefahren, Angola verspielt einen sicheren Sieg und Südafrika weist alle WM-Vergleiche zurück. Der erste Spieltag des Afrika-Cups.

Ein angolanischer Fan beim Auftaktspiel seiner Mannschaft. Bild: dpa

Südafrika verwahrt sich gegen Ängste, der tödliche Überfall auf Togos Nationalmannschaft vor Beginn des Afrika-Cups in Angola stelle die Sicherheit der bevorstehenden Fußball-WM am Kap in Frage. Die Terroranschläge von Madrid 2004 und London 2005 hätten die WM in Deutschland 2006 auch nicht gestört, sagte Polizeichef Bheki Cele. "Solche Warnungen entstehen aus Ignoranz und, seien wir ehrlich, Rassismus", donnerte Südafrikas seriöseste Zeitung Business Day in einem Leitartikel.

Aber Südafrika wäre nicht Südafrika, wenn der Leitartikel nicht wie folgt fortfahren würde: "Angola und Südafrika sind sehr verschieden. WM-Besucher werden das selber herausfinden. Angola ist nicht einmal ansatzweise eine Demokratie, es gibt keine Redefreiheit und es wird von einer tief korrupten Elite geführt. Südafrika ist eine richtige Demokratie, es gibt hier viel Redefreiheit und es wird von einer Elite geführt, von der nur einige Mitglieder korrupt sind … WM-Besucher werden bei der Landung umarmt werden, nicht abgetastet. Jedenfalls nicht am Flughafen! Denn wir haben zwar kein Terrorproblem, aber eine Menge andere wie mörderische Kriminalität, verheerende Armut, schreckliche Krankenhäuser und sehr schlechte Schulen. An diesem Punkt wird es für Besucher interessant."

Zum Beispiel für Togos Torwart Kodjovi Obilale, der in einem südafrikanischen Krankenhaus liegt. Er wurde bei dem Überfall in den Bauch geschossen und in kritischem Zustand nach Südafrika ausgeflogen. Die Ärzte gaben gestern bekannt, sie würden einige Splitter in seinem Bauch lassen. Ob er je wieder spielen kann, ist ungewiss.

Die Nationalmannschaft Togos ist derweil nach einigem Hin und Her am späten Sonntagabend in ihre Heimat zurückgekehrt, nachdem ihre Regierung ein Machtwort gesprochen hatte: Sie könnten ja weiterspielen, wenn sie wollten, aber dann nicht mehr als togoisches Nationalteam. Kapitän Emmanuel Adebayor meinte, nach Ende der dreitägigen Staatstrauer könnten sie ja nach Angola zurückfliegen und doch noch am Turnier teilnehmen. Der afrikanische Fußballverband CAF lehnte das gestern ab. Togos Medien erinnerten an die bewegte Fußballgeschichte des Landes: 2007, vor einem Qualifikationsspiel für den Afrika-Cup in Sierra Leone, explodierte der togoische Hubschrauber auf dem Weg vom internationalem Flughafen zum Spielort. 20 Menschen starben, darunter Togos Sportminister. Nicht vergessen ist auch, dass während des Bürgerkrieges in Angola Togo die Rebellen unterstützte und die beiden Regierungen daher bis heute einander nicht über den Weg trauen.

Der Afrika-Cup findet nun mit 15 statt 16 Teams statt. "Der Ball wird rollen und das Geld wird fließen", kommentierte die senegalesische Zeitung Wal Fadjri: "Das Manna des globalen Fußball-Business erreicht Afrika, wenn auch weniger reichhaltig als anderswo." Im Kongo forderte die Tageszeitung Le Potentiel die Einschaltung des Internationalen Strafgerichtshofs; in Uganda wunderte sich das Blatt New Vision, wieso die CAF Angola den Mitbewerbern Libyen und Nigeria vorgezogen hatte.

Der Manager der Elfenbeinküste, Kaba Koné, gab das vorherrschende Gefühl unter den Turnierteilnehmern wieder: "Wir sind gekommen, um mit dem Ball zu spielen, nicht mit dem Leben." Der Journalist Rolland Zohoun aus Benin gab in seinem Blog zu bedenken: "Vor fünf Jahren wurde während des Junioren-Afrika-Cups in Benin unser Nationaltorwart auf dem Strand hinter dem Hotel ermordet. Das Turnier ging trotzdem weiter."

Wie sehr der Anschlag auf die Togoer die Fußballer abgelenkt haben mag, zeigte das Eröffnungsspiel am Sonntag. Eine Viertelstunde vor Schluss führte Gastgeber Angola noch 4:0 gegen Mali, am Ende stand es 4:4.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!