piwik no script img

Afrika-Cup in MarokkoFlugversuche von Ugandas „Kraniche“

Uganda gehört nicht zu den Größen des afrikanischen Fußballs. Ein mächtiger Klubbesitzer möchte das ändern und legt sich mit dem eigenen Verband an.

Auf dem Absprung: Ugandas Allan Okello im Zweikampf mit Tansanias Ibrahim Hamad Foto: imago

Aus Rabat

Olaf Jansen

Paul Put schlug am Samstagabend im kleinen Al Medina Stadium von Rabat die Hände vor’s Gesicht. Es lief die 91. Spielminute am zweiten Gruppenspieltag des Afrika-Cups. Ugandas „Kraniche“ hatten gegen Tansania die große Chance auf den Siegtreffer. Doch Allan Okello versagten die Nerven. Put, Ugandas Trainer, musste mit ansehen, wie der Stürmer vom Meisterklub Vipers SC beim Spielstand von 1:1 einen Strafstoß über den Querbalken donnerte.

Ein 2:1-Sieg hätte Uganda einen großen Schritt in Richtung Achtelfinale gebracht. Nach dem 1:3 zum Auftakt gegen Tunesien hätten drei Punkte gut getan. Im letzten Gruppenspiel gegen den Favoriten Nigeria am Dienstag muss nun ein Sieg her, um eine Chance auf den Einzug ins Achtelfinale zu haben.

Der wäre ein riesiger Erfolg. Die „Kraniche“ gehören nicht gerade zu den Großen im afrikanischen Fußball. Das war nicht immer so. In den 70ern war man auf einem guten Weg, Platz zwei 1978 beim Cup in Ghana ließ auf große Zeiten hoffen. Doch es folgte ein furchtbarer Absturz: Zwischen 1978 und 2017 konnte sich Uganda nie für das größte afrikanischen Sportereignis qualifizieren.

Erst seit neun Jahren geht es langsam bergauf, was auch mit dem Vipers SC zu tun hat. Dessen Präsident Laurence Mulindwa, Geschäftsmann, Pädagoge und Unternehmer, war bis 2013 Präsident des ugandischen Fußballverbandes Fufa, trat frustriert zurück und widmet sich seither ganz seinem Klub. Mulindwa ist Mehrheitsaktionär des Vereins, er hat auch das 2017 erbaute St. Marys Stadium, rund 25 Kilometer vor der Hauptstadt Kampala, finanziert.

Mulindwa hat ein Ziel: Er möchte mit den Vipers in die Riege der afrikanischen Großklubs vordringen – so wie es in Tansania bereits dem Simba SC und den Young Africans gelungen ist. Geld genug hat er. Mit den Einnahmen aus seiner Privatschule „St. Marys“ und der Vermietung seines Stadions ist es ihm gelungen, talentierte afrikanische Spieler, denen der Sprung nach Europa nicht gelungen ist, für die Vipers zu gewinnen. Seit 2015 gewann der Klub sechs Meistertitel, dreimal den Pokal und war Stammgast in den afrikaweiten Klubwettbewerben Champions League und Confederations Cup.

Streit mit dem Verband

Spieler des heimischen Klubs Vipers SC bilden das Gerüst der Auswahl Ugandas

Allein: Mit dem Fußballverband Ugandas kann Mulindwa nicht. Zum Eklat kam es in diesem Sommer, als die Vipers die Uganda Premier League boykottierten. Der Verband wollte seine Einnahmen erhöhen, indem er die Spitzenspiele der Liga ins Nationalstadion verlegte. Die Einnahmen aus diesen Matches sollten dem Verband zufließen, für die Kosten der Spiele wie Sicherheitsdienst und Servicepersonal sollten allerdings die Klubs aufkommen.

Die Vipers weigerten sich. Am ersten Spieltag Ende September fiel die Begegnung gegen den Lokalkonkurrenten Villa ins Wasser. Erst fünf Wochen später, Anfang November, stiegen die Vipers ins Ligageschäft ein. Sie hatten sich durchgesetzt. Ihre Heimbegegnungen finden seither wieder im St. Marys statt.

Die Vipers sind wichtig für die Nationalmannschaft. Im Team von Paul Put bekleiden vier Spieler der Vipers wichtige Positionen. Das ist durchaus ungewöhnlich für afrikanische Nationalteams. Die meisten Nationalspieler verdienen auf anderen Kontinenten ihr Geld. In Nigerias 25-köpfigem Kader für den Afrika-Cup steht beispielsweise kein einziger Spieler, der bei einem Klub in Afrika spielt.

Dem 69 Jahre alten Belgier Put, der zuvor die Nationalteams von Gambia, Guinea, Kenia, Burkina Faso und der Republik Kongo trainierte, wurde die Aufgabe anvertraut, die „Kraniche“ möglichst schnell wettbewerbstauglich zu machen. In zwei Jahren, im Sommer 2027 ist Uganda gemeinsam mit Tansania und Kenia Ausrichter des Afrika-Cups. Spätestens dann hat man große Ziele.

Gemeinsam für freie Presse

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Alle Artikel stellen wir frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade in diesen Zeiten müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass kritischer, unabhängiger Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!