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African Book Festival BerlinAfrika ist nicht weit

Feminismus, afrikanische Identität und neue Gender-Rollen: Das sind nur drei Themen des African Book Festival in Berlin, das bis Samstag läuft.

Die britische Autorin Taiye Selasis (l.) und die kenianische Schriftstellerin Yvonne Adhiambo Owuor 2016 in Köln. Owuor wird auch in Berlin lesen Foto: dpa

Das mit den Lachsbrötchen ist schon mal gut. Am Donnerstag wird in Berlin das African Book Festival eröffnet, zum Auftakt werden sich die SchriftstellerInnen Chika Unigwe, Jude Dibia und Yewande Omotoso über Migration als persönliche Erfahrung und als Thema in der Literatur austauschen – wie sich das für transkulturelle Veranstaltungen gehört, möchte man fast sagen.

Danach wird das Buffet eröffnet, und zwar mit einer Performance zur „Literaturtheo­retischen Bedeutung des Lachsbrötchens“ – seine identitätsstiftende Bedeutung für die deutsche Literatur und deutsche Lebensrealität würde meist völlig verkannt, heißt es im Programmtext.

Das wird (hoffentlich) lustig, zeigt aber auf jeden Fall schon mal, dass die Kuratorin, Olumide Popoola, sich Gedanken darüber gemacht hat, wozu so ein Festival nützlich sein kann. Klar dient es dazu, über Autoren und Autorinnen, Bücher und Per­spektiven aus Afrika zu informieren. Klar dient es auch dazu, einen Ort und Anlass zum Treffen und Reden zu bieten für die afrikanische Literatur-Community, die sich längst global vernetzt hat, auch wenn sie lokal arbeitet (siehe das Porträt von Lola Shoneyin).

Aber es kann eben auch eine gute Gelegenheit sein, deutsche kulturelle Gepflogenheiten – Lachsbrötchen – etwas in den Abstand zu rücken. Dass man aus anderer Perspektive auch sich selbst besser versteht, ist eine Einsicht, die sich im sogenannten Kulturaustausch inzwischen zum Glück durchgesetzt hat (außer bei der AfD natürlich).

Das Festival

26.-28.4. 2018, African Book Festival Berlin im Babylon.

Präsentiert von InterKontinental findet im April 2018 in Berlin zum ersten Mal ein Festival von und für afrikanische Autor*innen statt. Kuratiert von der deutsch-nigerianischen Autorin Olumide Popoola greift das Festival Themen der Transnationalität und Transkulturalität auf und widmet sich der Migration im Sinne des „In-Bewegung-Seins“.

Thematisiert wird an drei Tagen mit Hilfe der Fiktion, Poesie, in Vorträgen und auf Podiumsdiskussionen afrikanische Lebensrealität. Wie lebt und schreibt es sich, nach einem erzwungenen oder freiwilligen Schritt nach Europa/den USA? Wie verarbeiten afrikanische Schriftsteller*innen konstante identitäre und räumliche Bewegung? Gibt es eine Verpflichtung gegenüber der Tradition, einer „afrikanischen Identität“ etwa?

Nicht nur deshalb ist das Festival interessant. Afrikanische Themen sind ja nicht mehr weit weg, in der globalisierten Welt betreffen sie Deutschland unmittelbar, außerdem gibt es Schreibweisen und Bücher zu entdecken. Bis zum Sonnabend beschäftigt man sich mit dem In-Bewegung-Sein afrikanischer Identität, Feminismus, neue Gender-Rollen, die in Nigeria im Entstehen sind, Literatur und Traumaverarbeitung, die Renaissance der Kurzgeschichte, Spoken-Word-Auftritte sowie über die klassische Intellektuellenfrage „Wie viel Einfluss haben Literaturschaffende?“ Tja, gute Frage. Weiteres unter interkontinental.org.

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5 Kommentare

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  • Der Artikel hinterlässt den Eindruck, es gehe im Kern um besondere Seite der englischen Literatur.

    Bereits der Titel African Book Festival Berlin ist vielsagend.

     

    Präsent sind offenbar nur anglophone Autorinnen. Statt frankophonen Ländern Afrikas Raum zu geben, bekommen ihn britische Schriftstellerinnen.

     

    Da lief wohl was schief. Da trägt das Festival wohl den falschen Titel.

    • @rero:

      Hätten Sie sich das Konzept und Programm genauer angeschaut, wäre Ihnen bewusst dass der Schwerpunkt des Festivals dieses Jahr insbesondere nigerianische Literatur ist.

      In Nigeria spricht man Englisch. Kein kulturelles Event kann und sollte für sich in Anspruch nehmen alle Facetten zu zeigen, zumal es hier um einen ganzen Kontinent geht. Einen Schwerpunkt zu setzen ist normal und sinnvoll. Die Wahl Nigerias hängt unter anderem mit der Person der Kuratorin zusammen aber auch mit Nigerias Vorreiterrolle in Sachen Literatur.

      Warum sie jetzt meinen "britische" Schriftstellerinnen würden im Mittelpunkt stehen erschließt sich weder durch den Artikel noch durch andere Infos zum Festival.

  • Dieser Artikel sollte als -- Werbung -- in eigener Sache gekennzeichnet sein, denn die TAZ firmiert als "Partner" dieser Veranstaltung.

     

    Noch fragwürdiger finde ich die Ver(sch)wendung von öffentlichen Mitteln für eine Nabelschau einiger weniger Privilegierter, unsere Steuergelder wären in der Entwicklungshilfe zweckmäßiger angelegt.

    • @Mzungu:

      Die Taz ist ein Medienpartner, ein völlig normaler Vorgang bei kulturellen Events. Der Vorwurf Werbung in eigener Sache hat keinerlei Halt, die Taz ist schließlich weder Veranstalter noch profitiert sie irgendwie vom Festival.

      Empfinden Sie das Internationale Literaturfestival Berlin oder die Berlinale auch als "Nabelschau Privilegierter" die nicht mit Steuergeldern finanziert werden sollte oder packen Sie dieses Argument nur aus weil es um afrikanische Literatur geht? Ihrer Logik nach müssten sämtliche kulturellen Institutionen sich entweder selbst finanzieren oder gleich schließen.

      Darüber hinaus ist Ihre Verwendung des Begriffs "privilegiert" ziemlich unreflektiert.

    • @Mzungu:

      Im Gegenteil, das Geld dürfte hier besser investiert sein als in so manchem Entwicklungsprojekt.

       

      Denn es geschieht viel zu selten, dass wir Afrika aus einer afrikanischen Perspektive erfahren. Meist ist es doch der Blick der Entwicklungshelfer oder ausländischer Journalisten. Entsprechend verzerrt ist unsere Wahrnehmung.