Afghanistan: Geiselfreilassung gescheitert
Bei der geplanten Übernahme des seit zwei Monaten entführten deutschen Ingenieurs Deutschen Rudolf B. werden zwei IKRK-Mitarbeiter selbst verschleppt.
KABUL dpa/ap Der seit mehr als zwei Monaten verschleppte deutsche Ingenieur Rudolf B. ist in Afghanistan nach übereinstimmenden Angaben aus Behörden und aus Kreisen der Taliban am Mittwoch erst freigelassen und danach wieder verschleppt worden.
Nach Darstellung des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK) vom Donnerstag waren zwei ausländische und zwei afghanische Mitarbeiter damit betraut gewesen, B. und fünf afghanische Geiseln in der Provinz Wardak in Empfang zu nehmen. Dabei wurden sie selbst verschleppt.
Aus den Behörden in der Provinz Wardak in Zentralafghanistan und den Reihen der Aufständischen hieß es am Donnerstag, eine Operation des afghanischen Geheimdienstes gegen die Entführer habe dazu geführt, dass B. und vier seinerzeit mit ihm verschleppte afghanische Geiseln kurz nach ihrer Freilassung wieder entführt worden seien. Auch die zwei ausländischen und zwei einheimischen Mitarbeiter des Roten Kreuzes, die die Geiseln nach Kabul bringen sollten, seien nun in der Gewalt der Taliban.
Eine Sprecherin des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK) in Genf sagte dagegen, die vier verschleppten Mitarbeiter des IKRK seien am Mittwochabend ohne Geiseln auf dem Rückweg nach Kabul gewesen, als sie entführt wurden. Darüber hinaus hatte sie nur erklärt, die IKRK-Mitarbeiter sollten die deutsche Geisel "abholen".
Ein hochrangiger Behördenvertreter in Wardak, der anonym bleiben wollte, sagte: "Alle fünf (Geiseln) wurden übergeben." Sie seien mit dem IKRK bereits auf dem Weg Richtung Kabul gewesen. Dann hätten Geheimdienstkräfte aber vier Männer aus der Gruppe der Geiselnehmer festgenommen, die zuvor in einer Bank in Kabul das Lösegeld empfangen hätten.
Ein Sprecher des Auswärtigen Amts in Berlin erklärte, der Krisenstab und die deutsche Botschaft in Afghanistan bemühten sich weiterhin, die Freilassung des entführten Deutschen zu erreichen. Zu den Berichten über eine Verschleppung von Rot-Kreuz-Mitarbeitern und deren Mitwirkung an einer Freilassung sagte er nichts.
Der Ingenieur B. wurde zusammen mit seinem Kollegen Rüdiger D. am 18. Juli in der Provinz Wardak verschleppt. D. erlitt in der Gefangenschaft einen Schwächeanfall und wurde erschossen.
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