: AfB für Männer um 50
■ Wahlanalyse: SPD verlor vor allem die Frauenstimmen
Klaus Wedemeier ist der typische Wähler der AfB. Nirgendwo hat die Rebers-Truppe so hohe Stimmenanteile bekommen wie im Einfamilien-Haus-Viertel Habenhausen. Satte 15,65 Prozent gewann sie dort, wo auch Klaus Wedemeier wohnt. Außerdem ist der typische AfB-Wähler männlich und befindet sich im Alter zwischen 45 und 60 Jahren – wie Wedemeier – „im Zenit des Berufslebens“, wie Jürgen Dinse vom Statistischen Landesamt gestern bei seiner Wahlanalyse erläuterte.
Doch die AfB ist trotzdem keine reine Partei der Besserverdienenden. Denn ein Drittel ihrer Stimmen hat sie der SPD abgenommen – besonders in den Hochhausvierteln der 70er Jahre, aber selbst im Arbeiter- und Arbeitslosenstadtteil Gröpelingen liegt die AfB mit 11,05% noch knapp über dem Landesdurchschnitt. Deutlich niedriger ist der AfB-Stimmenanteil nur überall dort, wo die Grünen besonders stark sind: Im Ostertor und Steintor. Dort sind die Grünen mit 37,4 bzw. 37,1% mit Abstand stärkste Partei.
Die SPD ist vor allem daran gescheitert, daß sie ihre StammwählerInnen nicht mobilisieren konnte. Hatte sie bei der Bundestagswahl im Oktober noch 180.000 Stimmen, sank sie am Sonntag auf 115.000 ab. Besonders kraß waren zudem die Verluste der SPD bei den Frauen (5,7 Prozentpunkte weniger als vor vier Jahren) und bei den JungwählerInnen zwischen 25 und 35 Jahren (minus 7,4 Prozentpunkte). Ihren höchsten Anteil erzielte die SPD dagegen bei den über 60jährigen.
SPD-Spitzenkandidat Klaus Wedemeier ist nach einer Infas-Umfrage nicht der Hauptverantwortliche für das Wahldesaster seiner Partei. Er liegt in der WählerInnengunst zwar deutlich niedriger als noch vor vier Jahren, mit 45 Prozent aber noch immer deutlich vor Ulrich Nölle (38 Prozent). Dagegen wird Wedemeiers Partei in keiner einzigen wichtigen Sachfrage mehr eine höhere Kompetenz eingeräumt als der CDU. Insbesondere in der Finanz- und Wirtschaftspolitik setzen deutlich mehr WählerInnen auf die CDU.
Die FDP hat ihre Abwahl keiner bestimmten WählerInnengruppe zu verdanken. Sie sank quer durch alle Altersgruppen bei Männern wie bei Frauen und sowohl in Bremen als auch in Bremerhaven unter fünf Prozent. In Bremerhaven fehlten ihr 799 Stimmen, in Bremen sogar 5112 bis zur Fünf-Prozent-Marke.
Die PDS konnte nur im Viertel die Fünf-Prozent-Marke überspringen. Ihr bestes Ergebnis holte sie im Steintor mit 10,4 Prozent. Doch den Grünen hat das offenbar nicht geschadet. Sie konnten trotzdem ihren Stimmenanteil im Steintor gegenüber der Bürgerschaftswahl 1991 von 36,2 auf 37,1 Prozent vergrößern. Ase
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