: Ärger in zwei deutschen Staaten
■ Wie der kleine Muck zum Staatsfeind Nummer 1 wurde
Es gab da einmal einen kleinen Muck, der war so klein, daß er aufpassen mußte, nicht in den Abfluß gespült zu werden. Er lebte in einem Land, das einmal viel größer war, bevor man es in zwei Teile teilte.
Weil der kleine Muck so klein war, bemerkten ihn die Leute gar nicht, was ihn für einen Job bei der sogenannten Stasi prädestinierte. Für diese Stasi belauschte, spionierte und beobachtete der kleine Muck, ob die Menschen beim Seufzen sehnsüchtig in Richtung Westen schauten oder ähnliches.
Als nun der Tag kam, an dem er sein kärglich Lohn bekommen sollte, ging er in die Stasi-Zentrale, um abzuholen, was ihm zustand. Als man ihm dort erklärte, er bekomme keinen Lohn, weil er Lohnzahlungsformular 235B nicht korrekt ausgefüllt habe, wurde er wütend.
Der Zufall führte ihn auf seinem taktischen Rückzug an einem Raum vorbei, an dem stand: „Honnis Wunderwaffen“. Er ging in den Raum und nahm einen etwa einen Meter langen Stock mit, um ihn jemandem über den Schädel zu schlagen.
Da sprach der Stock mit ihm und sagte: „Ich bin ein Zauberstock und dafür da, die Mauer wegzuzaubern.“
Um dies auszuprobieren, ging der kleine Muck zur Mauer, nahm den Stock und schleuderte ihn auf die Westseite.
Plötzlich, zum Verdruß einiger Japaner, die gerade ein Mauer- Foto machen wollten, war sie weg, die Mauer.
Tausende vom Vitaminmangel ergraute Zonen-Menschen stürmten in die Freiheit.
Es vergingen zwei Jahre ...
Und der kleine Muck? Er wurde von beiden Seiten zum Staatsfeind Nummer 1 erklärt und hingerichtet. Denn innerhalb kürzester Zeit hatten die Zonen-Menschen keine Arbeit mehr, und die Wirtschaft der West-Menschen war total im Eimer. Paul Schreitter von Schwarzenfeld (17 Jahre)
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