: Ältere Frau, jüngerer Mann
betr.: „Noch so schön?“ von Barbara Dribbusch, taz.mag vom 20./ 21. 11. 99
Die beschriebenen Frauen der Jahrgänge 1949 bis 1959 sind in der Zeit der 68er-Innen sexuell besonders attraktiv und aktiv gewesen, davon gehe ich aus. Sie konnten es sich leisten, Klaus, Sven und Kai in die zweite Reihe zu verweisen. Sie kreierten Männer erster und zweiter Klasse. Die Pille in der Hand, den Bauch fest umklammert, zogen sie auf das sexuelle Schlachtfeld. Gerecht, dass neben Klaus, Sven und Kai auch Marion, Wiebke und Bärbel älter geworden sind. [...]
Ich schlage den betroffenen Frauen vor, nach vorne zu schauen und den Respekt gegenüber Männern zu schulen. An Gelegenheiten zu befriedigendem Beischlaf wird es nach dieser Schulung nicht mehr mangeln. [Bei allem unnötigen Respekt: Ein Vibrator ist für Frau unter solchen Bedingungen energiesparender! d.sin] Welcher Mann möchte schon ewig beurteilt und bevormuttert werden. [...]
Achim Brauer, Bergheim
Insgeheim wünschen sich viele jüngere Männer eine ältere Freundin, Frau oder Lebensgefährtin. Die gesellschaftliche Konvention lässt sie aber davor zurückschrecken, diesen Wunsch in die Tat umzusetzen.
Objekt dieser gesellschaftlichen Missbilligung ist unter anderem der ehemalige Bundespräsident Lübke gewesen. Keine Zeitung hat zu seinen Lebzeiten das Tabu durchbrochen, das Alter von Lübkes Frau zu publizieren. [...] Erst nach dem Tod von Lübke hat die Presse die „Anomalie“ publiziert.
Fassbinder hat in „Angst essen Seele auf“ drastisch geschildert, zu welchen Aggressionen – hier noch zusätzlich überlagert durch rassistische Diskriminierung – die Gesellschaft gegenüber der Verbindung eines jüngeren Mannes mit einer älteren Frau fähig ist. Hauptmotiv ist die Abwertung des Mannes als eines Muttersöhnchens oder Giggolos.
Insbesondere aufgrund der Tatsache, dass Frauen im Schnitt wesentlich länger leben als Männer, muss jedoch die Beziehung zwischen einem jüngeren Mann und einer älteren Frau geradezu als das Normale, Natürliche, Selbstverständliche im Falle einer gewünschten lebenslangen Verbindung angesehen werden. Die große Zahl verwitweter älterer Frauen ist das erschreckende Ergebnis einer nach wie vor männerideologisierten Gesellschaft.
Ihre Konventionen und Tabus schlagen auch auf die vielen jüngeren Männer selbst zurück, die am liebsten eigentlich mit einer älteren Frau zusammenleben wollen. Im postfeministischen Zeitalter ist noch viel zu tun, bis es soweit ist, dass ein repressionsfreies Zusammenleben von älterer Frau und jüngerem Mann selbstverständlich wird. Jürgen Küppers, Málaga
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