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Ägyptischem Komiker droht VerhaftungMursi versteht keinen Spaß

Der populäre ägyptische TV-Satiriker Bassem Jussif soll festgenommen werden. Er soll Präsident Mursi und den Islam verunglimpft haben. Jussif twitterte, er wolle sich stellen.

Allgegenwärtig in Ägypten: Werbeplakat in Kairo für Bassem Jussifs Fernsehsendung. Bild: dpa

ISTANBUL/KAIRO dpa | Ein bekannter ägyptischer Komiker soll wegen seiner Witze über Präsident Mohammed Mursi festgenommen werden. Wie staatliche Medien berichteten, ordnete die Staatsanwaltschaft am Samstag die Verhaftung des Satirikers Bassem Jussif an.

Er habe sich in seiner Fernsehshow „Al-Barnameg“ über den islamistischen Staatschef lustig gemacht, hieß es zur Begründung. Dem Comedian wird neben der Präsidentenbeleidigung auch eine Verunglimpfung des Islams vorgeworfen.

Bassem Jussif kündigte über seinen Twitter-Account an, er werde am Sonntag zur Staatsanwaltschaft gehen. Man könne aber auch ein Polizeiauto schicken, falls er schon am Samstag gebraucht werde, witzelte er. Dann blieben ihm die Transportkosten erspart.

Der ehemalige Arzt hatte nach dem Sturz von Langzeitmachthaber Husni Mubarak im März 2011 mit einer Satire-Show im Internet begonnen. Schnell wurde er populär und seine Sendung fortan im Fernsehen ausgestrahlt.

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10 Kommentare

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  • M
    Murksi

    Die Muslimbruderschaft...wer mein Bruder ist, bestimme ich. Wr nicht, hat Pech gehabt..Leider sind die Menschen auf dem Land so ungebildet, dass sie diesen Despoten wählten. Von der Aufbruchstimmung am Tahrirplatz haben die doch überhaupt nichts mitbekommen.

  • D
    Demokratie-Troll

    @Gonzi:

    Mitlachen? Scheint als seien derartige Witze auch bei uns schon zensiert.^^

  • G
    Georg

    Und mit jeder neuen Moschee wird sich dieses Gedankengut in Deutschland festsetzen, mit tatkräftiger Unterstützung der Linken.

     

    Mensch Leute, hat euch der Kampf gegen Rechts das Gehirn vollkommen vernebelt?

    Oder ist Rechts nur schlecht wenn es aus Deutschland kommt?

  • J
    Jupp

    Meinungsfreiheit ist wichtig, damit man seine Meinung sagen, Meinungsbildung und daraus hervorgehende Entscheidung stattfinden kann.

     

    Immerhin scheint seit dem Sturz von Mubarak (vielleicht ist der auch nur aus dem Verkehr gezogen worden) ein Wandel stattgefunden zu haben.

     

    Die Frage ist doch, wie dies von außen gefördert werden kann und ob dies durch Regierungen geschehen kann, die nur eine angebliche Freiheit der Märkte fordern bzw. fördern, nicht aber wie dem Einzelnen zu einem selbstbestimmten Dasein verholfen werden kann. Diese Freiheit braucht eine ökonomische Grundlage.

     

    Freiheit soll mit der Verbesserung der Lebensumstände verbunden bleiben und dazu gehört, die Mächtigen in Frage zu stellen, auch durch Witz.

    Doch welchen Themen nimmt sich der der Satiriker sonst noch in seiner Sendung an?

     

    Wirtschaft, Verteilung, Gemeinwohl?

     

    Und wäre dies nicht viel bedeutsamer für den Weg, den Ägypten geht?

  • N
    Niedra

    Der Westen hat das Maul voll genommen und von Freiheit geredet. Lybien,Ägypten,Tunesien- Freiheit ohne Folter? Diese 'Freiheit' droht auch Syrien. Vom Irak redet niemand. Tausende Tote- für was?

    Die Waffenhändler freuen sich, die Ölkonzerne über Lybien auch. Aber sonst?

    Man darf keine 'religiös' motivierten Kriege unterstützen. Die werden bald sehen, wie es in Afghanistan wird. Dafür starben dann 4.ooo Nato-Soldaten.

  • C
    C.Roloff

    Es sollte wohl LANGZEITMACHTHABER am Ende des Artikels heissen....wobei Langzeithaber auch ein tolles Wort ist.

  • W
    Walter

    "Niemand hat die Absicht einen Gottesstaat zu erichten!"

  • T
    Teermaschine

    Zum Brüllen komisch

     

     

    "Die Ängste vor einer islamistischen Machtübernahme, die mancherorts geschürt werden, sind allerdings maßlos übertrieben"

     

    O-Ton D. Bax aus dem Jahre 2011, hier im Archiv "noch" abrufbar. - Wenn sich die taz entschließen sollte, Glaskugeln, Pendel und Energiekristalle aus den Redaktionsstuben zu verbannen, bliebe dem politischen Chefesoteriker wohl nur noch das Direktmarketing von Gemüsehobeln in der Fußgängerzone.

  • D
    D.J.

    Die Lehre? Wehren wir uns allesamt - ob konsequente Liberale, Linke mit Verstand oder Konservative, denen die Meinungsfreiheit etwas gilt, - mit Händen und Füßen gegen jeden Versuch, Religionskritik in Europa wieder unter Strafe zu stellen. Es geht um nicht mehr oder weniger als den Erhalt der Errungenschaften der Aufklärung. Alle Demokraten, die das begreifen, sollten zumindest in dem Punkt Verbündete sein.

  • G
    Gonzi

    Und wie erfährt man nun, ob man mitlachen könnte?