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Achter März: Frauenstreik!

■ Hamburger Streikkomitee erwartet 20.000 TeilnehmerInnen

Bislang ist der 8. März internationaler Frauentag. 1994 soll er mehr werden: ein Frauenstreiktag, ein Datum also, an dem Frauen wahrnehmbar protestieren – gegen alles, was ihnen stinkt. Denn noch immer sind die Lebensbedingungen von Frauen eindeutig schlechter als die von Männern: miesere Bezahlung, weniger Jobs, trübere Karriere-Aussichten, sexuelle Gewalt, Mehrfachbelastung. Außerdem geht es seit der Wende und der Vereinigung mit den Frauenrechten bergab: Nicht nur der Sozialabbau und die Rezession trifft die Frauen härter, durch den neuen Rechtsruck werden Rufe nach Herd-Heimchen auch immer lauter und anscheinend wieder normaler.

Dagegen wollen sich die Frauen mit dem Streiktag zur Wehr setzen. Die Aktion wird in ganz Deutschland geplant, aber von Stadt zu Land unterschiedlich vorbereitet. In Hamburg ist bislang eine zentrale Kundgebung am Rathausmarkt vprgesehen, zu der 20.000 TeilnmehmerInnen erwartet werden. Das Hamburger Streikkomitee verhandelt zur Zeit mit den unterschiedlichen Frauen-Gruppen über inhaltliche und formale Konsensmöglichkeiten. Das 30-köpfige Komitee vereinigt unter anderen GALierinnen, PDS- und DKP-Frauen, Gewerkschafterinnen von HBV, DAG, ÖTV und Frauen autonomer Projekte. Eine bunte Mischung, die sich hinsichtlich der politischen Aussage des Streiks natürlich nicht immer einig sein kann. So fordern manche radikalen Feministinnen die Abschaffung des Patriarchats, während andere lediglich einen Zugang zum männlichen System wünschen.

Gudrun Aßmann, Mitfrau im Streikkomitee, sieht dessen Aufgabe nicht darin, alle Frauen auf die gleiche Meinung einzuschwören. Vielmehr gehe es um eine Vernetzung zwischen den einzelnen feministischen Positionen. Als Ziel gelte der politische Widerstand. Manche Frauen vergleichen den Frauenstreiktag mit dem berühmten Tropfen auf den heißen Stein. Dieser Gefahr ist sich auch Gudrun Aßmann bewußt: „Entscheidend wird sein, was über den 8. März hinaus passiert.“ Greta Eck

Veranstaltungen zum Frauenstreiktag: 14.01.: W3, 20 Uhr, Diskussion; 22.01.: Gewerkschaftshaus Besenbinderhof, Sitzungsraum AB, 5. Stock (R5), 10 bis 16 Uhr, Sitzung des Streikkomitees; 26.01.: Cafe Endlich, 20 Uhr, Film über den erfolgreichen Schweizer Frauenstreiktag und anschließende Diskussion; 23.2.: Offener Kanal 20 Uhr, Interview mit Anne von Strom, Landesfrauenreferentin der DAG; Infotelefon: 280 32 62

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