■ Schöner Leben: Ach, Girlies
„Girls just wanna have fun“, sang einst Cindy Lauper, und wer's nicht glaubt oder nachrechnen will – das ist elf Jahre her. Damals verirrten sich noch die Boys bei uns Girls in die Koseform: Girlie. So was legt sich naturgemäß. Fräulein sagt ja heute auch kaum jemand mehr. Und alles hätte seine Ordnung wieder, wenn da nicht Madonna wäre. Oder die Helden von Aerosmith. Und schreibende Männer: die „Girlies“ werden gerade fleißig durch die Medien gereicht – frech und fesch, vorlaut und fotogen, in Spitzenmini und Springerstiefeln. Da greift doch die trendsurfende Journaille gerne zu.
Die Girlies, das sind die so um die 15 bis 27, die zu den Aerosmith-Rockern ins Musikvideo dürfen, wo die Girls dann Autos klauen und den Stinkefinger zeigen. Gut, das ist jetzt eine Generationsfrage. Wir könnten die Girlies, also die „Mädchen“, weit von uns wegdefinieren. Aber wir kriegen ja mal wieder den Trend, oder besser: der Trend uns. Flugs und freihändig werden uns die Girlies als die „neuen Frauen“ aufs Tablett gesetzt. Wir haben uns ja sowieso schon gefragt, was wohl noch kommt nach Anja Meulenbelts „Wir wollten alles, was haben wir nun?“ Rein trendkurvenmäßig die Girlies. Ja, oder wollten wir ernsthaft dahin kommen, daß Frauen irgendwann lustvoll Reifen wechseln? Die Girlies wissen schon jetzt, daß sie das doof finden, und daß Akten- und Schminkkoffer längst out sind. Apropos Schminken. „Abgeschminkt“ warfen sich doch erst kürzlich die Damen ins Bett, und wir fragen uns auf ein Neues, ob das Leerlutschen des Nutellaglases nun zum ewigen Zünglein an der Frauenbewegung wird.
Zu all dem Unglück hat sich auch noch Alice Schwarzer geweigert, dem Spiegel was über die Girlies ins Editorial zu schreiben. (Mann lese in Emma von den Boylies.) Obwohl doch schon Susan Falludi – die Frau mit dem „Backlash“ – den Bräuten zwar nicht ins Auge haute, aber doch bemängelte, die Girlies würden sich egomäßig nicht für die politische Bewegung aus dem Fenster hängen. Girlies, bleibt dran! Die alles überdauernde Frauensolidarität werdet ihr auch noch lernen. Ich fange schon mal mit dem Stiefelschnüren an. In Verbundenheit, Fräulein Silvi
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