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Abstimmung über Pro ReliDie Kirche in der Schule

Am Sonntag entscheiden die Berliner über den Religionsunterricht. Das deutsche Modell ist im internationalen Vergleich ein exotischer Ausnahmefall.

Werbegesicht für Pro Reli: Moderator Günther Jauch. Bild: ap

Es ist nur eine kleine Broschüre, herausgegeben von der katholischen Bischofskonferenz. Sie dokumentiert ein Symposium, das im Frühjahr 1991 in Rom stattfand - fast zwei Jahrzehnte vor jenem überhitzten Streit über die Form des Religionsunterrichts in der deutschen Hauptstadt Berlin, den das Wahlvolk an diesem Sonntag in einer Abstimmung entscheiden soll.

"Religionsunterricht an den öffentlichen Schulen in Europa", lautet der Titel des orangefarbenen Bändchens. Genauso nüchtern, wie es die Überschrift vermuten lässt, wird dort die Rechtslage in den verschiedenen Ländern dargestellt. Das Ergebnis: Im internationalen Vergleich ist nicht das Berliner Modell des Ethikunterrichts die Ausnahme. Ungewöhnlich ist vielmehr die Praxis eines konfessionellen Religionsunterrichts an staatlichen Schulen, wie sie in 13 von 16 Bundesländern alle Reformversuche überdauert hat.

Als der Staat den Kirchen das Schulwesen vor rund 200 Jahren aus der Hand nahm, duldete er den Religionsunterricht zunächst noch als kirchliches Relikt. In zwei großen Wellen ist die Erziehung zum Glauben seither aus den Schulen Europas und Nordamerikas verschwunden - erst im Zuge der Trennung von Staat und Kirche seit dem späten 18. Jahrhundert, dann durch die Auflösung konfessionell geschlossener Milieus während der vergangenen Jahrzehnte.

Vorreiter waren hierbei die klassischen Demokratien und Nationalstaaten des Westens. In den USA ist die religiöse Erziehung schon seit 1791 aus den Schulen verbannt, in Frankreich wurden die Religionslehrer 1886 endgültig ausgesperrt - eine Regelung, die durch die offizielle Trennung von Staat und Kirche 1905 besiegelt wurde. In Italien war der Religionsunterricht nach dem Zerwürfnis mit dem Papsttum 1871 bestenfalls noch geduldet, erst der Faschist Benito Mussolini machte ihn nach dem Abschluss des Konkordats von 1929 wieder zur Pflicht.

Langsamer schritt die Entwicklung in den Ländern mit eigenen Nationalkirchen voran. In Großbritannien ist seit 1988 nicht mehr die Kirche, sondern die Schulbehörde für den Lehrplan verantwortlich. Schweden hat den konfessionellen Unterricht durch ein weltanschaulich neutrales Fach "Religion, Ethik, Lebenskunde" ersetzt - jenes Modell, das die Kirchen in Berlin jetzt bekämpfen.

Allein in Deutschland verlief die Entwicklung anders. Kein anderes Land war in seiner Geschichte so sehr vom Dualismus zweier fast gleichgewichtiger Konfessionen geprägt. In den religionspolitischen Kämpfen der vergangenen fünfhundert Jahre wurde Bekenntnisfreiheit immer nur dadurch hergestellt, dass sich Katholiken und Protestanten gegenseitig in Schach hielten.

Ein laizistisches Bewusstsein konnte sich deshalb nie durchsetzen. Warum eine Auflösung der vielfachen Verflechtungen zwischen Staat und Kirche nötig ist, auch im wohlverstandenen Interesse der Kirche selbst, begreift hierzulande kaum jemand - außer vielleicht jenen staatsfernen Christen aus der früheren DDR-Opposition, die Berlins missionarischer Landesbischof Wolfgang Huber mit seiner Kampagne für den Religionsunterricht einfach überfuhr.

Hinzu kam die Reformresistenz des deutschen Föderalismus, der die Glaubensspaltung begünstigt hatte und von ihr wiederum für alle Zeiten verfestigt wurde. Nach dem Ende des landesherrlichen Kirchenregiments beschloss die Weimarer Nationalversammlung 1919 nach langen Diskussionen ein Staatskirchenrecht, das die Vermischung beider Sphären beibehielt. Bei der Verabschiedung des Grundgesetzes wurden die Bestimmungen 1949 in der Bundesrepublik übernommen, weil man sich auf Veränderungen nicht einigen konnte.

Dabei hatten die Besatzungsmächte, allen voran die Amerikaner, auf eine strikte Trennung von Staat und Kirche gedrungen. Durchsetzen konnten sie sich nur in Berlin und Bremen. Das dortige Modell erhielt durch eine Spezialklausel im Grundgesetz Bestandsschutz, von dem später auch Brandenburg profitierte. In allen übrigen Bundesländern blockierte die Kultusbürokratie das Vorhaben ebenso wie alle anderen Reformpläne, etwa die Abschaffung des gegliederten Schulsystems.

Das Referendum am Sonntag ist deshalb auch ein Prüfstein für die Spielräume von Reformpolitik in Deutschland. Mit der politischen Instrumentalisierung der Religion haben sich die Initiatoren schon genug Schaden zugefügt. Scheitern sie, könnten sie damit endlich den Weg bereiten zu einer Reformdebatte auch andernorts.

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63 Kommentare

 / 
  • FP
    Frau Petra Neama

    Ihren Kommentar hier eingeben

    Finde das Religion nicht massgebend sein soll für den Zensurenspiegel der Schulzeugnisse.

     

    Und meistens sind es ja die Eltern die ihrem Kind

    den Religionsunterricht aufzwingen.

     

    Integration sollte das oberste Ziel sein die durch

    Zwang und Intolleranz von Religion halt nicht oder nur zu wenig gefördert wird.

  • E
    EdB

    irgen dwer hat recht: "Wenn man den religionsunterricht in der schule plazieren möchte, dann aber bitte alle konfessionen."

     

    Daran wird's sicherlich scheitern. Pro Reli ist bewusst nur pro "bestimmte Relis". Wenn man nur 10-20 Konfessionen schon dabei hat (gar nicht unmöglich -- wir haben hierzulande nicht nur 14 christliche Sekte sondern auch Judaismus, Islam, Hinduismus, Buddhismus, Sikhismus, usw.) wird's so lächerlich mit dem "staatskontrollierte Religionsschule", dass es bald wieder aufgegeben wird.

     

    Auf Englisch etwa "an experiment, that is doomed to failure".

     

    Verliert pro reli morgen, verlieren die.

    Gewinnt pro reli morgen, werden die auch schließlich verlieren.

     

    (Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Religionen_in_Deutschland)

  • H
    Henkes

    Eine Anmerkung zum Artikel (bewusst nicht zum Streitgegenstand in Berlin).

     

    Im Artikel wird der Eindruck erweckt, dass der deutsche Religionsunterricht ein exotischer Einzelfall sei - dies ist inhaltlich nicht korrekt.

     

    In Europa kennen ca. 2/3 aller Länder einen konfessionsgebundenen Religionsunterricht.

    Von den restlichen haben die meisten eine Form der Religionskunde - teilweise mit einem deutlichen Schwerpunkt auf christlicher Religion.

    Soviel ich weiß, gibt es nur in Frankreich (und Albanien?) keinen Religionsunterricht.

    Auch die Niederlande kennen keinen, allerdings gibt es ihn in den Konfessionsschulen, die ca. 2/3 aller Schulen ausmachen.

     

    Deutschland liegt also mit seiner Regelung ziemlich im europäischen Trend.

    (Anders ist dies bei der Kirchensteuer).

  • T
    Tom

    Die Studie ist mittlerweile bald 20 Jahre alt und läßt damit mehreres außer Betracht:

    In Osteuropa hat sich nach der friedlichen Revolution häufig gerade dieses System des staatlichen, friwilligen Religionsunterrichts unter inhaltlicher Verantwortung der Religionsgemeinschaften etabliert. Warum ist Europa nur Frankreich, England und Schweden?

     

    Zweitens ist hier nur die öffentliche Schule betrachtet worden: England und Frankreich werden maßgeblich durch einen privaten Schulsektor geprägt, der zumeist von den Kirchen betrieben wird. Und da gibt es natürlich Religionsunterricht. In Deutschland ist die öffentliche Schule der Regelfall und sollte deshalb auch auf das religiöse Bildungsbedürfnis seiner Bürger Rücksicht nehmen. Da ist dann das deutsche System auf einmal gar nicht mehr so rückständig.

  • P
    pitroipa

    @@ JanChris

    Dass Plebiszite nicht unbedingt mit "Demokratie" gleichzusetzen sind, sollte aber dabei bedacht werden. Wozu leisten wir uns eine parlamentarische Demokratie, wenn Lobbyvereinigungen (die im Übrigen stets gegen plebiszitäre Elemente waren) jetzt die "Volksmeinung" für sich instrumentalisieren. Ja, die Dummheit liegt bei den Massen. Da sollen uninformierte und der Thematik völlig ferne Leute nun ein Gesetz via "Volksabstimmung" in Gang setzen, das ist demokratieschädlich.

     

    Warum benötigen die Kirchen eine Plattform in der Schule? Sie trauen sich und den Eltern keine Wertevermittlung im Sinne der angeführten christlichen Ethik zuhause oder in der Kirche zu.

     

    Die Kirchen haben ein massives "Nachfrageproblem", sonst bräuchten sie nicht den öffentlichen Raum (Schule) um überhaupt Leute zu erreichen. Das ist armselig.

  • P
    paparanzi

    Mal ganz pragmatisch: Mit 30 Schülern intensiv zu Themen wie Werte, Verantwortung, Freiheit ins Gespräch zu kommen, Raum zu schaffen für den Blick über den eigenen Tellerrand hinaus, das geht nicht.

    Wenn die Klasse in eine Ethikgruppe und eine Religionsgruppe aufgeteilt wird, entstehen kleinere Lerngruppen, die dafür bessere Voraussetzungen schaffen.

    So klappt das in unserer Münchener Berufschule ganz gut. Keine Spur von Indoktrination oder innerkirchler Enge im Religionsunterricht. Das geben weder die Lehrpläne her (die sich nur wenig von Ethik unterscheiden) noch würden das die Schüler mitmachen.

  • C
    Christine

    w e r ... braucht Religion, wer braucht Kirche? Moral und Empathie sind lt. neuesten Forschungsergebnissen von jeher im Menschen angelegt (http://www.spiegel.de/wissenschaft/m...0709-3,00.html), Glauben also überflüssig. Die Gesellschaft ist es, die die Grundlagen für die Entwicklung der Menschen in die positive oder negative Richtung lenken kann.

  • ML
    Markus Labenz

    Der Unterricht der beiden großen Konfessionen kann naturgemäß nur separierend wirken und so die Gräben zwischen den Religionen der Welt nur noch vertiefen. Jeder soll seinen Glauben ausüben dürfen, aber für sich allein. Glauben ist privat. Der missionarische Weg der Falsche. Gefährlich wird es wen der Staat hilfreich eingreift. Aufgrund der hohen ideologischen Bewertung dieses Themas ist eine Volksabstimmung hier nicht Zielführend. Es werden keine Argumente sondern nur Weltanschauungen gegeneinander stehen. Lasst die Menschen über wichtige Themen abstimmen und verbannt die Missionare aus den Schulen.

  • H
    Henkes

    Nur eine Anmerkung zum Artikel - und eben gerade nicht zu den zur Abstimmung stehenden Positionen.

     

    Der Artikel vermittelt den Eindruck, die deutsche Regelung zum Religionsunterricht sei ein exotischer Sonderfall - dies ist nicht korrekt.

     

    Ungefähr 2/3 aller europäischen Länder kennt einen konfessionsgebundenen Religionsuntericht.

    In den restlichen gibt es meistens eine Form der nicht-konfessionellen Religionskunde (mal mehr, mal weniger in Richtung allgemeiner Ethik orientiert).

     

    Keinen Religionsunterricht gibt es meines Wissens in Europa nur in Frankreich (und Albanien?).

    Die Niederlande haben keinen landesweiten Religionsunterricht, allerdings sind 2/3 aller Schulen Konfessionsschulen mit entsprechendem Angebot.

     

    Deutschland ist da ziemlich im europäischen Trend (ganz anders sieht das natürlich bei der Kirchensteuer aus).

  • S
    Shirau

    @ Von hh10777:

    Stimmt, der Religionsunterricht kann jederzeit abgewählt werden, darin sehe ich kein Problem. Mein Problem ist, dass dann der Ethikunterricht jederzeit abgewählt werden könnte und durch den einseitigeren Religionsunterricht ersetzt würde.

     

    Außerdem kann ich mir vorstellen, dass es bei Kindern aus, sagen wir mal, konservativeren Familien auch einen Mangel an Wahlfreiheit geben kann, wenn etwa seitens der Eltern erwartet wird, dass das Kind _selbstverständlich_ den Religionsunterricht besucht...

  • F
    flashManJoe

    @ hh10777:

    Wurde im evangelischen Religionsunterricht in Baden-Württemberg auch über die "Deutsche Kirche", "Arierparagraf" und die protestantische Antisemitismustradition gesprochen?

  • ID
    irgen dwer

    Wenn man den religionsunterricht in der schule plazieren möchte, dann aber bitte alle konfessionen.

    Dazu gehören neben dem christentum auch noch mindestens drei weitere weltreligionen.Damit dürfte das kultusministerium einige probleme bekommen, allein schon damit; woher soviele allseitig geschulte religionslehrer nehmen?!

    Letztendlich sollte in den schulen keine religion gelehrt werden. Auch aus verfassungsrechtlichen gründen. Stattdessen wäre Ethik, Philosophie und Gesundheitskunde sinnvoller zu lehren.

    Pfaffen haben in staatlichen schulen nichts zu suchen!

  • CM
    Claudius Marcus

    Herr Bollmann hat vollkommen Recht! Wir Deutschen sind das einzige Volk dieser Welt, daß sich zum einen als Land der Dichter und Denker selbst beölt, aber den Laizismus immmer noch nicht umsetzen will. Würde der Autor noch weiter graben, wird er herausfinden, daß der deutsche Staat jährlich Milliarden Euro an versteckten Subventionen den beiden etablierten Kirchen überweist.

  • H
    hh10777

    Ich bin froh, dass ich in der Schule Religionsunterricht hatte, in der Oberstufe evang. Religionsunterricht in Baden-Württemberg, der einzige Unterricht, wo über Werte gesprochen wurde, Biographien und Motivationen gegen den Nationalsozialismus beispielsweise wie der religiöse und politische Widerstand Dietrich Bonhoeffers. Ich sehe keinen Grund, weshalb in Deutschland Art7 GG abgeschafft werden sollte. Der Religionsunterricht kann ja jederzeit abgewählt werden.

  • HR
    Heiko Reinhold

    Selbst manche konservativen Christen sind der Meinung, daß der Religionsunterricht in die Kirchgemeinden gehört - das lief in der DDR ganz gut. Deswegen schicken auch christliche Eltern ihre Kinder zum Ethikunterricht.

    Die Berliner Plakatschlacht halte ich für ideologisch aufgeladen und wenig konstruktiv.

    Nicht zuletzt kommt es auf die Ausgestaltung des Unterrichts an, auf die Lehrerinnen und Lehrer, auf die Rahmenbedingungen - egal, wie das Fach heißt.

  • V
    vic

    Das es soweit kommen musste war wohl unvermeidbar. Dieses Land wirds von Parteien regiert, die auf das "Christlich" im Parteinamen Wert legen. Einige bestehen bei Politikervereidigungen auf "so wahr mir Gott helfe". Abgesehen davon, dass er den meisten so Vereidigten offenbar nicht hilft, stellt sich die Frage: Was hat Religion mit Staat zu tun?

    Nichts, zumindest war das so nicht geplant.

    Contra-Reli. Euer Gott ist tot.

  • HM
    H. Martin

    Übrigens: Nicht nur, daß der Faschist Benito Mussoline den Religionsunterricht in Italien restauriert hat. In Deutschland wurde der Religionsunterricht durch Hitler gerettet. Auch hier spielte das unselige Reichskonkordat eine wichtige Rolle. Hitler wörtlich: "Eine weltliche Schule kann niemals geduldet werden, weil eine solche Schule ja keinen Religionsunterricht hat." Das war nämlich die Forderung der Linken.

  • J
    JanChris

    .... sollen halt die Berliner entscheiden - das ist Demokratie pur. Mehr solcher Abstimmungen in vielen Bereichen wären wünschenswert.

  • BM
    Birgit Matthiesen

    Wenn die Welt erst ehrlich genug sein wird, um Kindern vor dem 15. Jahre keinen Religionsunterricht zu erteilen; dann wird etwas von ihr zu hoffen sein.

    Arthur Schopenhauer, Philosoph (1788-1860)

  • AB
    Anna Blume

    Imho wird auch in keinem anderem Land die Kirchensteuer (wohlgemerkt der christlichen Kirchen) durch den Staat erhoben bzw. eingesammelt...

  • S
    Shirau

    Die Forderung der Kampagne ("freie Wahl") sowie die Fragestellung im Abstimmungsbogen sind wieder mal suggestiv und irreführend.

     

    Die freie Wahl gibt es nämlich bereits, jedem Schüler steht es frei, neben dem obligatorischen Ethikunterricht auch den Religionstunterricht der Konfession seiner Wahl zu besuchen oder sich sonst wie in seiner Freizeit konfessionell zu betätigen.

     

    Dass, sollte die Kampagne erfolgreich sein, der Ethikunterricht, der Schülern aller Religionen und Weltanschauungen zumindest grudlegend gleiche Werte vermitteln soll, um einander besser zu verstehen, durch den Religionsunterricht nur einer Konfession (mit notwendigerweise eingeschränktem Horizon) umgangen werden kann, wird natürlich nicht erwähnt.

     

    Deshalb werde ich "contra Reli" stimmen, in der Hoffnung, dass der verbindliche Ethikunterricht zu einem besseren Verständnis der Religionen und Weltanschauungen anderer führen kann und wird.

  • FP
    Frau Petra Neama

    Ihren Kommentar hier eingeben

    Finde das Religion nicht massgebend sein soll für den Zensurenspiegel der Schulzeugnisse.

     

    Und meistens sind es ja die Eltern die ihrem Kind

    den Religionsunterricht aufzwingen.

     

    Integration sollte das oberste Ziel sein die durch

    Zwang und Intolleranz von Religion halt nicht oder nur zu wenig gefördert wird.

  • E
    EdB

    irgen dwer hat recht: "Wenn man den religionsunterricht in der schule plazieren möchte, dann aber bitte alle konfessionen."

     

    Daran wird's sicherlich scheitern. Pro Reli ist bewusst nur pro "bestimmte Relis". Wenn man nur 10-20 Konfessionen schon dabei hat (gar nicht unmöglich -- wir haben hierzulande nicht nur 14 christliche Sekte sondern auch Judaismus, Islam, Hinduismus, Buddhismus, Sikhismus, usw.) wird's so lächerlich mit dem "staatskontrollierte Religionsschule", dass es bald wieder aufgegeben wird.

     

    Auf Englisch etwa "an experiment, that is doomed to failure".

     

    Verliert pro reli morgen, verlieren die.

    Gewinnt pro reli morgen, werden die auch schließlich verlieren.

     

    (Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Religionen_in_Deutschland)

  • H
    Henkes

    Eine Anmerkung zum Artikel (bewusst nicht zum Streitgegenstand in Berlin).

     

    Im Artikel wird der Eindruck erweckt, dass der deutsche Religionsunterricht ein exotischer Einzelfall sei - dies ist inhaltlich nicht korrekt.

     

    In Europa kennen ca. 2/3 aller Länder einen konfessionsgebundenen Religionsunterricht.

    Von den restlichen haben die meisten eine Form der Religionskunde - teilweise mit einem deutlichen Schwerpunkt auf christlicher Religion.

    Soviel ich weiß, gibt es nur in Frankreich (und Albanien?) keinen Religionsunterricht.

    Auch die Niederlande kennen keinen, allerdings gibt es ihn in den Konfessionsschulen, die ca. 2/3 aller Schulen ausmachen.

     

    Deutschland liegt also mit seiner Regelung ziemlich im europäischen Trend.

    (Anders ist dies bei der Kirchensteuer).

  • T
    Tom

    Die Studie ist mittlerweile bald 20 Jahre alt und läßt damit mehreres außer Betracht:

    In Osteuropa hat sich nach der friedlichen Revolution häufig gerade dieses System des staatlichen, friwilligen Religionsunterrichts unter inhaltlicher Verantwortung der Religionsgemeinschaften etabliert. Warum ist Europa nur Frankreich, England und Schweden?

     

    Zweitens ist hier nur die öffentliche Schule betrachtet worden: England und Frankreich werden maßgeblich durch einen privaten Schulsektor geprägt, der zumeist von den Kirchen betrieben wird. Und da gibt es natürlich Religionsunterricht. In Deutschland ist die öffentliche Schule der Regelfall und sollte deshalb auch auf das religiöse Bildungsbedürfnis seiner Bürger Rücksicht nehmen. Da ist dann das deutsche System auf einmal gar nicht mehr so rückständig.

  • P
    pitroipa

    @@ JanChris

    Dass Plebiszite nicht unbedingt mit "Demokratie" gleichzusetzen sind, sollte aber dabei bedacht werden. Wozu leisten wir uns eine parlamentarische Demokratie, wenn Lobbyvereinigungen (die im Übrigen stets gegen plebiszitäre Elemente waren) jetzt die "Volksmeinung" für sich instrumentalisieren. Ja, die Dummheit liegt bei den Massen. Da sollen uninformierte und der Thematik völlig ferne Leute nun ein Gesetz via "Volksabstimmung" in Gang setzen, das ist demokratieschädlich.

     

    Warum benötigen die Kirchen eine Plattform in der Schule? Sie trauen sich und den Eltern keine Wertevermittlung im Sinne der angeführten christlichen Ethik zuhause oder in der Kirche zu.

     

    Die Kirchen haben ein massives "Nachfrageproblem", sonst bräuchten sie nicht den öffentlichen Raum (Schule) um überhaupt Leute zu erreichen. Das ist armselig.

  • P
    paparanzi

    Mal ganz pragmatisch: Mit 30 Schülern intensiv zu Themen wie Werte, Verantwortung, Freiheit ins Gespräch zu kommen, Raum zu schaffen für den Blick über den eigenen Tellerrand hinaus, das geht nicht.

    Wenn die Klasse in eine Ethikgruppe und eine Religionsgruppe aufgeteilt wird, entstehen kleinere Lerngruppen, die dafür bessere Voraussetzungen schaffen.

    So klappt das in unserer Münchener Berufschule ganz gut. Keine Spur von Indoktrination oder innerkirchler Enge im Religionsunterricht. Das geben weder die Lehrpläne her (die sich nur wenig von Ethik unterscheiden) noch würden das die Schüler mitmachen.

  • C
    Christine

    w e r ... braucht Religion, wer braucht Kirche? Moral und Empathie sind lt. neuesten Forschungsergebnissen von jeher im Menschen angelegt (http://www.spiegel.de/wissenschaft/m...0709-3,00.html), Glauben also überflüssig. Die Gesellschaft ist es, die die Grundlagen für die Entwicklung der Menschen in die positive oder negative Richtung lenken kann.

  • ML
    Markus Labenz

    Der Unterricht der beiden großen Konfessionen kann naturgemäß nur separierend wirken und so die Gräben zwischen den Religionen der Welt nur noch vertiefen. Jeder soll seinen Glauben ausüben dürfen, aber für sich allein. Glauben ist privat. Der missionarische Weg der Falsche. Gefährlich wird es wen der Staat hilfreich eingreift. Aufgrund der hohen ideologischen Bewertung dieses Themas ist eine Volksabstimmung hier nicht Zielführend. Es werden keine Argumente sondern nur Weltanschauungen gegeneinander stehen. Lasst die Menschen über wichtige Themen abstimmen und verbannt die Missionare aus den Schulen.

  • H
    Henkes

    Nur eine Anmerkung zum Artikel - und eben gerade nicht zu den zur Abstimmung stehenden Positionen.

     

    Der Artikel vermittelt den Eindruck, die deutsche Regelung zum Religionsunterricht sei ein exotischer Sonderfall - dies ist nicht korrekt.

     

    Ungefähr 2/3 aller europäischen Länder kennt einen konfessionsgebundenen Religionsuntericht.

    In den restlichen gibt es meistens eine Form der nicht-konfessionellen Religionskunde (mal mehr, mal weniger in Richtung allgemeiner Ethik orientiert).

     

    Keinen Religionsunterricht gibt es meines Wissens in Europa nur in Frankreich (und Albanien?).

    Die Niederlande haben keinen landesweiten Religionsunterricht, allerdings sind 2/3 aller Schulen Konfessionsschulen mit entsprechendem Angebot.

     

    Deutschland ist da ziemlich im europäischen Trend (ganz anders sieht das natürlich bei der Kirchensteuer aus).

  • S
    Shirau

    @ Von hh10777:

    Stimmt, der Religionsunterricht kann jederzeit abgewählt werden, darin sehe ich kein Problem. Mein Problem ist, dass dann der Ethikunterricht jederzeit abgewählt werden könnte und durch den einseitigeren Religionsunterricht ersetzt würde.

     

    Außerdem kann ich mir vorstellen, dass es bei Kindern aus, sagen wir mal, konservativeren Familien auch einen Mangel an Wahlfreiheit geben kann, wenn etwa seitens der Eltern erwartet wird, dass das Kind _selbstverständlich_ den Religionsunterricht besucht...

  • F
    flashManJoe

    @ hh10777:

    Wurde im evangelischen Religionsunterricht in Baden-Württemberg auch über die "Deutsche Kirche", "Arierparagraf" und die protestantische Antisemitismustradition gesprochen?

  • ID
    irgen dwer

    Wenn man den religionsunterricht in der schule plazieren möchte, dann aber bitte alle konfessionen.

    Dazu gehören neben dem christentum auch noch mindestens drei weitere weltreligionen.Damit dürfte das kultusministerium einige probleme bekommen, allein schon damit; woher soviele allseitig geschulte religionslehrer nehmen?!

    Letztendlich sollte in den schulen keine religion gelehrt werden. Auch aus verfassungsrechtlichen gründen. Stattdessen wäre Ethik, Philosophie und Gesundheitskunde sinnvoller zu lehren.

    Pfaffen haben in staatlichen schulen nichts zu suchen!

  • CM
    Claudius Marcus

    Herr Bollmann hat vollkommen Recht! Wir Deutschen sind das einzige Volk dieser Welt, daß sich zum einen als Land der Dichter und Denker selbst beölt, aber den Laizismus immmer noch nicht umsetzen will. Würde der Autor noch weiter graben, wird er herausfinden, daß der deutsche Staat jährlich Milliarden Euro an versteckten Subventionen den beiden etablierten Kirchen überweist.

  • H
    hh10777

    Ich bin froh, dass ich in der Schule Religionsunterricht hatte, in der Oberstufe evang. Religionsunterricht in Baden-Württemberg, der einzige Unterricht, wo über Werte gesprochen wurde, Biographien und Motivationen gegen den Nationalsozialismus beispielsweise wie der religiöse und politische Widerstand Dietrich Bonhoeffers. Ich sehe keinen Grund, weshalb in Deutschland Art7 GG abgeschafft werden sollte. Der Religionsunterricht kann ja jederzeit abgewählt werden.

  • HR
    Heiko Reinhold

    Selbst manche konservativen Christen sind der Meinung, daß der Religionsunterricht in die Kirchgemeinden gehört - das lief in der DDR ganz gut. Deswegen schicken auch christliche Eltern ihre Kinder zum Ethikunterricht.

    Die Berliner Plakatschlacht halte ich für ideologisch aufgeladen und wenig konstruktiv.

    Nicht zuletzt kommt es auf die Ausgestaltung des Unterrichts an, auf die Lehrerinnen und Lehrer, auf die Rahmenbedingungen - egal, wie das Fach heißt.

  • V
    vic

    Das es soweit kommen musste war wohl unvermeidbar. Dieses Land wirds von Parteien regiert, die auf das "Christlich" im Parteinamen Wert legen. Einige bestehen bei Politikervereidigungen auf "so wahr mir Gott helfe". Abgesehen davon, dass er den meisten so Vereidigten offenbar nicht hilft, stellt sich die Frage: Was hat Religion mit Staat zu tun?

    Nichts, zumindest war das so nicht geplant.

    Contra-Reli. Euer Gott ist tot.

  • HM
    H. Martin

    Übrigens: Nicht nur, daß der Faschist Benito Mussoline den Religionsunterricht in Italien restauriert hat. In Deutschland wurde der Religionsunterricht durch Hitler gerettet. Auch hier spielte das unselige Reichskonkordat eine wichtige Rolle. Hitler wörtlich: "Eine weltliche Schule kann niemals geduldet werden, weil eine solche Schule ja keinen Religionsunterricht hat." Das war nämlich die Forderung der Linken.

  • J
    JanChris

    .... sollen halt die Berliner entscheiden - das ist Demokratie pur. Mehr solcher Abstimmungen in vielen Bereichen wären wünschenswert.

  • BM
    Birgit Matthiesen

    Wenn die Welt erst ehrlich genug sein wird, um Kindern vor dem 15. Jahre keinen Religionsunterricht zu erteilen; dann wird etwas von ihr zu hoffen sein.

    Arthur Schopenhauer, Philosoph (1788-1860)

  • AB
    Anna Blume

    Imho wird auch in keinem anderem Land die Kirchensteuer (wohlgemerkt der christlichen Kirchen) durch den Staat erhoben bzw. eingesammelt...

  • S
    Shirau

    Die Forderung der Kampagne ("freie Wahl") sowie die Fragestellung im Abstimmungsbogen sind wieder mal suggestiv und irreführend.

     

    Die freie Wahl gibt es nämlich bereits, jedem Schüler steht es frei, neben dem obligatorischen Ethikunterricht auch den Religionstunterricht der Konfession seiner Wahl zu besuchen oder sich sonst wie in seiner Freizeit konfessionell zu betätigen.

     

    Dass, sollte die Kampagne erfolgreich sein, der Ethikunterricht, der Schülern aller Religionen und Weltanschauungen zumindest grudlegend gleiche Werte vermitteln soll, um einander besser zu verstehen, durch den Religionsunterricht nur einer Konfession (mit notwendigerweise eingeschränktem Horizon) umgangen werden kann, wird natürlich nicht erwähnt.

     

    Deshalb werde ich "contra Reli" stimmen, in der Hoffnung, dass der verbindliche Ethikunterricht zu einem besseren Verständnis der Religionen und Weltanschauungen anderer führen kann und wird.

  • FP
    Frau Petra Neama

    Ihren Kommentar hier eingeben

    Finde das Religion nicht massgebend sein soll für den Zensurenspiegel der Schulzeugnisse.

     

    Und meistens sind es ja die Eltern die ihrem Kind

    den Religionsunterricht aufzwingen.

     

    Integration sollte das oberste Ziel sein die durch

    Zwang und Intolleranz von Religion halt nicht oder nur zu wenig gefördert wird.

  • E
    EdB

    irgen dwer hat recht: "Wenn man den religionsunterricht in der schule plazieren möchte, dann aber bitte alle konfessionen."

     

    Daran wird's sicherlich scheitern. Pro Reli ist bewusst nur pro "bestimmte Relis". Wenn man nur 10-20 Konfessionen schon dabei hat (gar nicht unmöglich -- wir haben hierzulande nicht nur 14 christliche Sekte sondern auch Judaismus, Islam, Hinduismus, Buddhismus, Sikhismus, usw.) wird's so lächerlich mit dem "staatskontrollierte Religionsschule", dass es bald wieder aufgegeben wird.

     

    Auf Englisch etwa "an experiment, that is doomed to failure".

     

    Verliert pro reli morgen, verlieren die.

    Gewinnt pro reli morgen, werden die auch schließlich verlieren.

     

    (Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Religionen_in_Deutschland)

  • H
    Henkes

    Eine Anmerkung zum Artikel (bewusst nicht zum Streitgegenstand in Berlin).

     

    Im Artikel wird der Eindruck erweckt, dass der deutsche Religionsunterricht ein exotischer Einzelfall sei - dies ist inhaltlich nicht korrekt.

     

    In Europa kennen ca. 2/3 aller Länder einen konfessionsgebundenen Religionsunterricht.

    Von den restlichen haben die meisten eine Form der Religionskunde - teilweise mit einem deutlichen Schwerpunkt auf christlicher Religion.

    Soviel ich weiß, gibt es nur in Frankreich (und Albanien?) keinen Religionsunterricht.

    Auch die Niederlande kennen keinen, allerdings gibt es ihn in den Konfessionsschulen, die ca. 2/3 aller Schulen ausmachen.

     

    Deutschland liegt also mit seiner Regelung ziemlich im europäischen Trend.

    (Anders ist dies bei der Kirchensteuer).

  • T
    Tom

    Die Studie ist mittlerweile bald 20 Jahre alt und läßt damit mehreres außer Betracht:

    In Osteuropa hat sich nach der friedlichen Revolution häufig gerade dieses System des staatlichen, friwilligen Religionsunterrichts unter inhaltlicher Verantwortung der Religionsgemeinschaften etabliert. Warum ist Europa nur Frankreich, England und Schweden?

     

    Zweitens ist hier nur die öffentliche Schule betrachtet worden: England und Frankreich werden maßgeblich durch einen privaten Schulsektor geprägt, der zumeist von den Kirchen betrieben wird. Und da gibt es natürlich Religionsunterricht. In Deutschland ist die öffentliche Schule der Regelfall und sollte deshalb auch auf das religiöse Bildungsbedürfnis seiner Bürger Rücksicht nehmen. Da ist dann das deutsche System auf einmal gar nicht mehr so rückständig.

  • P
    pitroipa

    @@ JanChris

    Dass Plebiszite nicht unbedingt mit "Demokratie" gleichzusetzen sind, sollte aber dabei bedacht werden. Wozu leisten wir uns eine parlamentarische Demokratie, wenn Lobbyvereinigungen (die im Übrigen stets gegen plebiszitäre Elemente waren) jetzt die "Volksmeinung" für sich instrumentalisieren. Ja, die Dummheit liegt bei den Massen. Da sollen uninformierte und der Thematik völlig ferne Leute nun ein Gesetz via "Volksabstimmung" in Gang setzen, das ist demokratieschädlich.

     

    Warum benötigen die Kirchen eine Plattform in der Schule? Sie trauen sich und den Eltern keine Wertevermittlung im Sinne der angeführten christlichen Ethik zuhause oder in der Kirche zu.

     

    Die Kirchen haben ein massives "Nachfrageproblem", sonst bräuchten sie nicht den öffentlichen Raum (Schule) um überhaupt Leute zu erreichen. Das ist armselig.

  • P
    paparanzi

    Mal ganz pragmatisch: Mit 30 Schülern intensiv zu Themen wie Werte, Verantwortung, Freiheit ins Gespräch zu kommen, Raum zu schaffen für den Blick über den eigenen Tellerrand hinaus, das geht nicht.

    Wenn die Klasse in eine Ethikgruppe und eine Religionsgruppe aufgeteilt wird, entstehen kleinere Lerngruppen, die dafür bessere Voraussetzungen schaffen.

    So klappt das in unserer Münchener Berufschule ganz gut. Keine Spur von Indoktrination oder innerkirchler Enge im Religionsunterricht. Das geben weder die Lehrpläne her (die sich nur wenig von Ethik unterscheiden) noch würden das die Schüler mitmachen.

  • C
    Christine

    w e r ... braucht Religion, wer braucht Kirche? Moral und Empathie sind lt. neuesten Forschungsergebnissen von jeher im Menschen angelegt (http://www.spiegel.de/wissenschaft/m...0709-3,00.html), Glauben also überflüssig. Die Gesellschaft ist es, die die Grundlagen für die Entwicklung der Menschen in die positive oder negative Richtung lenken kann.

  • ML
    Markus Labenz

    Der Unterricht der beiden großen Konfessionen kann naturgemäß nur separierend wirken und so die Gräben zwischen den Religionen der Welt nur noch vertiefen. Jeder soll seinen Glauben ausüben dürfen, aber für sich allein. Glauben ist privat. Der missionarische Weg der Falsche. Gefährlich wird es wen der Staat hilfreich eingreift. Aufgrund der hohen ideologischen Bewertung dieses Themas ist eine Volksabstimmung hier nicht Zielführend. Es werden keine Argumente sondern nur Weltanschauungen gegeneinander stehen. Lasst die Menschen über wichtige Themen abstimmen und verbannt die Missionare aus den Schulen.

  • H
    Henkes

    Nur eine Anmerkung zum Artikel - und eben gerade nicht zu den zur Abstimmung stehenden Positionen.

     

    Der Artikel vermittelt den Eindruck, die deutsche Regelung zum Religionsunterricht sei ein exotischer Sonderfall - dies ist nicht korrekt.

     

    Ungefähr 2/3 aller europäischen Länder kennt einen konfessionsgebundenen Religionsuntericht.

    In den restlichen gibt es meistens eine Form der nicht-konfessionellen Religionskunde (mal mehr, mal weniger in Richtung allgemeiner Ethik orientiert).

     

    Keinen Religionsunterricht gibt es meines Wissens in Europa nur in Frankreich (und Albanien?).

    Die Niederlande haben keinen landesweiten Religionsunterricht, allerdings sind 2/3 aller Schulen Konfessionsschulen mit entsprechendem Angebot.

     

    Deutschland ist da ziemlich im europäischen Trend (ganz anders sieht das natürlich bei der Kirchensteuer aus).

  • S
    Shirau

    @ Von hh10777:

    Stimmt, der Religionsunterricht kann jederzeit abgewählt werden, darin sehe ich kein Problem. Mein Problem ist, dass dann der Ethikunterricht jederzeit abgewählt werden könnte und durch den einseitigeren Religionsunterricht ersetzt würde.

     

    Außerdem kann ich mir vorstellen, dass es bei Kindern aus, sagen wir mal, konservativeren Familien auch einen Mangel an Wahlfreiheit geben kann, wenn etwa seitens der Eltern erwartet wird, dass das Kind _selbstverständlich_ den Religionsunterricht besucht...

  • F
    flashManJoe

    @ hh10777:

    Wurde im evangelischen Religionsunterricht in Baden-Württemberg auch über die "Deutsche Kirche", "Arierparagraf" und die protestantische Antisemitismustradition gesprochen?

  • ID
    irgen dwer

    Wenn man den religionsunterricht in der schule plazieren möchte, dann aber bitte alle konfessionen.

    Dazu gehören neben dem christentum auch noch mindestens drei weitere weltreligionen.Damit dürfte das kultusministerium einige probleme bekommen, allein schon damit; woher soviele allseitig geschulte religionslehrer nehmen?!

    Letztendlich sollte in den schulen keine religion gelehrt werden. Auch aus verfassungsrechtlichen gründen. Stattdessen wäre Ethik, Philosophie und Gesundheitskunde sinnvoller zu lehren.

    Pfaffen haben in staatlichen schulen nichts zu suchen!

  • CM
    Claudius Marcus

    Herr Bollmann hat vollkommen Recht! Wir Deutschen sind das einzige Volk dieser Welt, daß sich zum einen als Land der Dichter und Denker selbst beölt, aber den Laizismus immmer noch nicht umsetzen will. Würde der Autor noch weiter graben, wird er herausfinden, daß der deutsche Staat jährlich Milliarden Euro an versteckten Subventionen den beiden etablierten Kirchen überweist.

  • H
    hh10777

    Ich bin froh, dass ich in der Schule Religionsunterricht hatte, in der Oberstufe evang. Religionsunterricht in Baden-Württemberg, der einzige Unterricht, wo über Werte gesprochen wurde, Biographien und Motivationen gegen den Nationalsozialismus beispielsweise wie der religiöse und politische Widerstand Dietrich Bonhoeffers. Ich sehe keinen Grund, weshalb in Deutschland Art7 GG abgeschafft werden sollte. Der Religionsunterricht kann ja jederzeit abgewählt werden.

  • HR
    Heiko Reinhold

    Selbst manche konservativen Christen sind der Meinung, daß der Religionsunterricht in die Kirchgemeinden gehört - das lief in der DDR ganz gut. Deswegen schicken auch christliche Eltern ihre Kinder zum Ethikunterricht.

    Die Berliner Plakatschlacht halte ich für ideologisch aufgeladen und wenig konstruktiv.

    Nicht zuletzt kommt es auf die Ausgestaltung des Unterrichts an, auf die Lehrerinnen und Lehrer, auf die Rahmenbedingungen - egal, wie das Fach heißt.

  • V
    vic

    Das es soweit kommen musste war wohl unvermeidbar. Dieses Land wirds von Parteien regiert, die auf das "Christlich" im Parteinamen Wert legen. Einige bestehen bei Politikervereidigungen auf "so wahr mir Gott helfe". Abgesehen davon, dass er den meisten so Vereidigten offenbar nicht hilft, stellt sich die Frage: Was hat Religion mit Staat zu tun?

    Nichts, zumindest war das so nicht geplant.

    Contra-Reli. Euer Gott ist tot.

  • HM
    H. Martin

    Übrigens: Nicht nur, daß der Faschist Benito Mussoline den Religionsunterricht in Italien restauriert hat. In Deutschland wurde der Religionsunterricht durch Hitler gerettet. Auch hier spielte das unselige Reichskonkordat eine wichtige Rolle. Hitler wörtlich: "Eine weltliche Schule kann niemals geduldet werden, weil eine solche Schule ja keinen Religionsunterricht hat." Das war nämlich die Forderung der Linken.

  • J
    JanChris

    .... sollen halt die Berliner entscheiden - das ist Demokratie pur. Mehr solcher Abstimmungen in vielen Bereichen wären wünschenswert.

  • BM
    Birgit Matthiesen

    Wenn die Welt erst ehrlich genug sein wird, um Kindern vor dem 15. Jahre keinen Religionsunterricht zu erteilen; dann wird etwas von ihr zu hoffen sein.

    Arthur Schopenhauer, Philosoph (1788-1860)

  • AB
    Anna Blume

    Imho wird auch in keinem anderem Land die Kirchensteuer (wohlgemerkt der christlichen Kirchen) durch den Staat erhoben bzw. eingesammelt...

  • S
    Shirau

    Die Forderung der Kampagne ("freie Wahl") sowie die Fragestellung im Abstimmungsbogen sind wieder mal suggestiv und irreführend.

     

    Die freie Wahl gibt es nämlich bereits, jedem Schüler steht es frei, neben dem obligatorischen Ethikunterricht auch den Religionstunterricht der Konfession seiner Wahl zu besuchen oder sich sonst wie in seiner Freizeit konfessionell zu betätigen.

     

    Dass, sollte die Kampagne erfolgreich sein, der Ethikunterricht, der Schülern aller Religionen und Weltanschauungen zumindest grudlegend gleiche Werte vermitteln soll, um einander besser zu verstehen, durch den Religionsunterricht nur einer Konfession (mit notwendigerweise eingeschränktem Horizon) umgangen werden kann, wird natürlich nicht erwähnt.

     

    Deshalb werde ich "contra Reli" stimmen, in der Hoffnung, dass der verbindliche Ethikunterricht zu einem besseren Verständnis der Religionen und Weltanschauungen anderer führen kann und wird.