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■ StandbildAbsteige des Humors

„Rost“ mit Diether Krebs, Mo., 23.15 Uhr, RTL

Okay, Diether, Du hast recht: „Je beschissener es den Leuten geht, desto mehr schreien sie nach Unterhaltung.“ Ein bißchen „Sketchup“-Soße reicht da nicht mehr. Wir blenden einige Jahre zurück und hören noch mal Deinen Schafspulli-Pin-up-Pennäler-Schlager „Martin“ durch die Ohren schmalzen. Das war Dein Ding. Ein pflegeleichter Softie, der Heintje der Neunziger. Jetzt taucht gleich sein ganzer Clan als Bewohner eines vergammelnden Bahnhofs auf: die Addams Family auf dem Abstellgleis.

Clan-Chef (Diether Krebs) ist ein rüstiger Opa, freundlich, bescheiden, vielleicht der Vetter vom „Melitta“-Mann. Martin (Diether Krebs) kennen wir schon, sein infantiler Bruder Heiner (Diether Krebs) ist durch seine Jerry-Lewis-Visage ebenfalls vertraut. Auch die weiblichen Gegenüber von Diether Krebs' flotter Dreier-Rolle setzen lustvoll aufs Klischee: Franziska Troegner als pummeliges, wahrmherziges Hausmütterchen, Susann Uplegger als kesse Göre. Eigentlich schon genug Chaos für eine „Al Bundy“-Parodie, doch statt die Sippe erst mal gruppendynamisch sich selbst zu überlassen, platzt urplötzlich ein Urahn-Suchkommando ins traute Trödel-Heim.

In dieser Absteige des Humors darf sogar Hugo-Egon „Busen“-Balder mit Einzeilern wie „tutti paletti“ glänzen, während die Dekorateure sich offenbar monatelang auf irgendwelchen Flohmärkten herumgetrieben haben, um der Rostlaube die passende Heimeligkeit zu verleihen – dieses gewisse Etwas aus Nierentisch und feuchten Bettlaken.

Mit solch einer aufgefummelten Plüsch-Satire hatte Krebs- Produzent Jochen Filser bereits bei seiner schrillen HR-Show „Queens Palace“ wenig Erfolg. Jetzt läßt er schon wieder vorzeitig die Kulissen abschrauben: Statt nach geplanten 52 Folgen war RTL-Programmchef Marc „Al“ Conrad schon mit 13 Episoden bedient. Zu politisch-aktuell, zu wenig Humor für die breite Masse, hieß es. Sogar die zaghaft eingestreuten Publikumslacher hörten sich verlegen an. Gähn, seufz, zapp! Dieter Deul

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