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Absonderung jetzt auch in NRW

■ Gesundheitsminister schildert „tragischen Fall“ einer „intelligenzgeminderten Prostituierten“

Berlin (taz) - In Nordrhein– Westfalen soll erstmals eine HIV– infizierte Prostituierte „abgesondert“ werden. Die 23jährige Frau sei „stark intelligenzgemindert“, sagte NRW–Gesundheitsminister Hermann Heinemann gestern vor Journalisten in Düsseldorf, und sie sei zu keiner Einsicht mehr fähig. Gegen die Prostituierte war offenbar schon länger vorgegangen worden. Nach Angaben von Heinemann war ein Entmündigungsverfahren eingeleitet worden, dem sie sich durch Abtauchen entzogen habe. Sie sei jetzt im Bordell eines anderen Bundeslandes aufgegriffen worden. Die Frau habe eine „Erkrankung im Genitalbereich“, die leicht zu Blutungen führen könne, sagte Heinemanns Sprecher Oetler. Das Infektionsrisiko sei in diesem Fall besonders hoch. Gegenwärtig befindet sich die Frau in einer nicht näher bezeichneten psychiatrischen Anstalt. Ein psychiatrisches Gutachten habe auch die „Intelligenzminderung“ festgestellt. Über die Absonderung soll jetzt ein Gericht entscheiden. Heinemann sprach von einem tragischen Fall und verwahrte sich gleichzeitig gegen den „Beifall aus Bayern“. NRW werde weiterhin auf Aufklärung und Beratung setzen. Die Bayerische Landesregierung hatte das Vorgehen der nordrhein– westfälischen Landesregierung begrüßt: Bei seiner Pressekonferenz wies Hermann Heinemann gleichzeitig auf die Pflicht zur Benutzung von Präservativen in Bordellen hin. Der Minister drohte erstmals mit der Schließung von Freudenhäusern als „letztes Mittel“, falls die Kondom–Pflicht nicht beachtet werde. -man–

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