piwik no script img

Absolute Monarchie und ein Steuerparadies

■ Das Fürstentum Monaco ist ein Familienunternehmen mit feudalen Strukturen

Zwei Themen sind in Monacos Parlament grundsätzlich tabu: der Fürst und das Casino. Gewählt von weniger als einem Sechstel der knapp 30.000 Monegassen, hat die Volksvertretung aber sowieso kaum mehr Rechte, als den Staatshaushalt abzusegnen. Monaco ist bis heute eine absolute Monarchie, in der der Fürst den Premierminister bestimmt. Dafür wählt er traditionell einen von der Regierung in Paris vorgeschlagenen französische Staatsbürger aus – denn Frankreich hat bereits mehrfach signalisiert, daß es Monacos Unabhängigkeit nur toleriert, solange es keine Probleme gibt.

Die gab es 1962, als Charles de Gaulle das 1,9 Quadratkilometer große Land von einigen Zöllnern abriegeln ließ, bis Fürst Rainier versprach, daß Monaco künftig kein Steuerparadies mehr für Franzosen sein werde. Steuerflüchtlinge aus aller Welt genießen ihre Privilegien im Fürstentum weiter – nur ihre französischen Kollegen müssen sich eine andere Oase für ihr Geld suchen.

Etwa 40 Banken kümmern sich um die Reichen in Monaco. Ihr Geschäft boomt, vor allem seit die französischen Umtauschkontrollen 1987 abgeschafft wurden. Jetzt lassen sich die Millionen diskret über die Grenze schaffen. Über 80 Milliarden Francs sollen allein auf den Privatkonten lagern.

Monaco finanziert seinen Staatshaushalt zu einem relativ großen Teil durch die Sociéte des Bains de Mer (SBM), die zu 69 Prozent dem Staat gehört. Sie betreibt nicht nur das Spielcasino und viele Nobelhotels. Fast ununterbrochen veranstaltet sie Festivals. Auch die Ralley Monte Carlo und der Grand Prix finden unter ihrer Ägide statt, und seit neuestem können die Besucher ihre Rücken- und Knochenleiden in einem Bad mit Algen und Schlamm kurieren. Nach Jahren der Flaute steigt die Zahl der Touristen wieder.

Die Arbeitslosigkeit liegt bei offiziell drei Prozent. Immerhin 500 Polizisten stehen im Dienst des Fürsten, und zahlreiche Leute sind damit beschäftigt, Hunderte von Überwachungskameras zu warten – Monaco gilt als einer der sichersten Plätze der Welt. Annette Jensen

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen