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vorlaufAbschnitt 08/15

„Abschnitt 40: Durchgedreht“

(Do., 21.15 Uhr, RTL)

Realitätsnähe ist die oberste Prämisse der neuen RTL-Polizeiserie „Abschnitt 40“ mit Schauplatz Berlin. Und dafür wurde der Pilotfilm am 12. September auch hoch gelobt. Besonderer Aufreger: Der Ex-RAF-Mann Christoph Wackernagel mimt den Vize-Revierleiter Dudkte. Das sorgte für große Medienpräsenz der Serie. Heute läuft nun die erste von acht Folgen. Von den gelobten schnellen Schnitten, der düsteren Atmosphäre ist nicht mehr viel zu sehen. Was im „Abschnitt 40“ ach so anders sein soll als auf den üblichen TV-Revieren wird zumindest in dieser Folge nicht klar. Korrupte Bullen, der nette schrullige Chef und überdurchschnittlich attraktive junge Streifenpolizistinnen – für das Übliche ist gesorgt. Story der ersten Folge: Ein kleiner schwarzer Junge wird von Nazis in einem Waschsalon in eine Trommel gesteckt, alle Zeugen schauen weg. Der Abschnitts-Chef kümmert sich in Netter-Onkel-Manier aufopfernd um den kleinen Kerl, die beiden Zivilpolizisten machen sich auf Zeugensuche. Sie sind die perfekten TV-Bullen, ganz moderne Polizeiserie. Der eine etwas älter, ein bisschen Macho und ziemlich cool dabei. Der andere ist der junge, dynamische und aufstrebende Quoten-Russe, der natürlich recht oft angefeindet wird. Und sonst? Zwei Streifenpolizisten haben ein heimliches Verhältnis und werden dabei beobachtet, wie sie abends im Streifenwagen Schweinereien machen. Dann wäre da noch die junge Mutter, deren Mann (natürlich Polizist) kürzlich umgekommen ist. Der Expartner des verstorbenen Papas kümmert sich rührig um die hübsche blonde Mama und das Baby. Bei der Suche nach einem Taschendieb findet sich eine Drogentote, kein Thema für die Handlung. So eine Randstory soll wohl eher demonstrieren, wie das Großstadtleben wirklich ist. Realitätsnähe eben. Eine neue Polizeiserie, die sich in keinem einzigen Punkt von anderen unterscheidet. Ein bisschen Drama um Drogen und Gewalt, Ausländer- und Nazithematik für Aktualität und politische Korrektheit. Die alte Ossi-Wessi-Geschichte wird auch aufgegriffen, muss ja in Berlin. Obendrauf gibt’s noch Liebes- und Sexgeschichtchen als Sahnehäubchen. Eben: Alles wie gehabt und doch nicht ach so neu. JULIA BÜRNER

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