piwik no script img

■ KommentarAbschied vom Modell

Kein Grund zum Feiern, kein Schulterklopfen – richtig zufrieden war keiner der Vertragspartner mit dem, was da gestern als neuer Methadon-Vertrag präsentiert wurde. Zu Recht. Denn er leitet nur das Ende des erfolgreichen Hamburger Wegs ein. Substitution nach der sozialen Indikation wird es künftig nicht mehr geben. Suchtkranke, die ihr Leben wieder in den Griff bekommen und aus Prostitution, Kriminalität oder Obdachlosigkeit herauskommen wollen, müssen in der Gosse bleiben, weil sie das Pech haben, noch nicht kaputt und krank genug zu sein.

Statt dessen will man die Ermessensspielräume der bundesweiten restriktiven NUB-Richtlinien ausnutzen. Würden diese so liberal wie in Berlin ausgelegt, wäre das nur halb so wild. Doch für die Hamburger Kassenärztliche Vereinigung (KV) gibt's an diesen Richtlinien gar nichts zu deuten: Nur schwerkranke Drogenabhängige haben ein Recht auf Methadon. Bleibt nur zu hoffen, daß sich die KV durch das richtungsweisende Urteil des Bundessozialgerichts eines Besseren belehren läßt.

Der neue Vertrag sieht zwar in „begründeten Einzelfällen“ vor, daß von den restriktiven bundesweiten Richtlinien abgewichen werden darf. Das aber reicht bei weitem nicht aus, denn eine „Besser-als-nichts“-Haltung oder „Das ist-nicht-unsere-Aufgabe“-Attitüde hilft den Betroffenen nicht weiter.

Wenn die Kassen nicht mehr zahlen wollen, dann könnte Bürgermeister Henning Voscherau beweisen, wie sehr ihm das Me-thadon-Programm und die Drogenpolitik am Herzen liegen – und für alle finanziell in die Bre- sche springen, die durch das weite Netz der NUB-Richtlinien fallen. Patricia Faller

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen