Abschiebung von Flüchtlingen: Linke pocht auf Koalitionsvertrag
Der Abgeordnete Ferat Koçak (Linkspartei) drängt Schwarz-Rot zum Winterabschiebestopp. Der Vertrag von CDU und SPD stellt dafür aber Bedingungen.

Der Koalitionsvertrag von CDU und SPD ermöglicht zwar einen Abschiedestopp, legt aber Bedingungen fest. „Im Winter soll auf Abschiebungen verzichtet werden, wenn Witterungsverhältnisse dies humanitär gebieten“, heißt es da. Ab welcher Witterung und was „humanitär“ genau bedeutet, lässt der Vertrag offen.
Der Linke-Abgeordnete Ferat Koçak drängte SPD und CDU zu erfüllen, was im Vertrag steht. Er erinnerte an eine ausweichende Antwort von Innensenatorin Iris Spranger (SPD) in der Fragestunde der Plenarsitzung vor zwei Wochen. „Frau Spranger“ hat immer einen Plan“, hatte die Senatorin damals auf die Frage gesagt, ob sie einen Plan für einen Abschiebestopp habe. „Zynisch“ nannte Koçak diese Aussage. „Deshalb gehe ich davon aus, dass es Ihr Plan ist, weiter abzuschieben – unser Plan ist es nicht.“ Das Land Berlin dürfe auch nicht eine Ausweitung der Liste sicherer Herkunftsländer unterstützen.
CDU-Innenexperte Burkard Dregger argumentierte mit nächtlichen Temperaturwerten von über 20 Grad auch im Winter in Ländern wie Somalia, Eritrea und Nigeria, die einem generellen Abschiebestopp aus Witterungsgründen widersprächen. Bei einem kompletten Stopp könnten aus seiner Sicht auch verurteilte Straftäter nicht abgeschoben werden.
Martin Matz von der SPD konnte sich einen Stopp vorstellen, wie es ihn vergangenen Winter unter rot-grün-roter Regierung gab. Der sei auch nicht ausnahmslos gewesen, wie nun von der Linken gefordert. Dem Gesetz wie der Humanität sei Rechnung zu tragen, sagte Matz – „es kommt dabei auf das richtige Augenmaß an“.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Jungwähler*innen für die Linken
Ukraine nicht mehr im Fokus
CDU-interne Kritik an Merz
Lübcke-Witwe widerspricht Friedrich Merz
CDU delegitimiert NGOs
Rechter Kulturkampf der Merz-Lauchs
Pläne für ein Sondervermögen
Undemokratisch und falsch
Abgeordnete mit Migrationshintergrund
Bundestag ist sehr weit von Repräsentativität entfernt
Angriff der Union auf Zivilgesellschaft
„Das schüchtert ein“