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Absage an den Bundespräsidenten„Sehr geehrter Herr Gauck …“

Warum die Schwester eines Hamburger NSU-Mordopfers der Einladung ins Schloss Bellevue nicht folgt: Das Schreiben von Aysen Tasköprü im (gekürzten) Wortlaut.

„Etwas in mir ist zerbrochen“: Schweigemarsch für die Opfer rechtsextremistischer Gewalt am 19. November 2011 in Hamburg. Bild: dpa

Sehr geehrter Herr Bundespräsident Gauck, vielen Dank für die Einladung.

Ich habe über meine Anwältin gehört, dass Sie nicht wünschen, dass die Rechtsbeistände der Nebenkläger dabei sind. Sie möchten nur ihre Empathie ausdrücken, aber keine Anwälte auf diesem Treffen sehen. Es wäre emphatisch von Ihnen gewesen, nicht darauf zu bestehen, dass ich alleine ins Präsidialamt komme. Ich fühle mich dem nicht gewachsen und werde daher Ihre Einladung nicht annehmen können. Da Sie ja aber so daran interessiert sind, wie es uns geht, werde ich Ihnen gerne schildern, wie es uns geht.

Im Sommer 2001 töteten die Neonazis meinen Bruder. Im Spätsommer 2011 klingelte die Kripo bei mir. Sie brachten mir die persönlichen Gegenstände meines Bruders. Ich fragte die Beamtin, warum jetzt die Sachen kämen; ob es etwas Neues gibt. Sie sagte nur, man habe vergessen mir die Sachen zurückzugeben. Dann ging sie wieder.

Ich habe stundenlang vor den Sachen meines toten Bruders gesessen; ich habe tagelang gebraucht, um mich zu überwinden meinen Eltern davon zu erzählen. (…)

Am 11. 11. 2011 klingelte das Telefon. Ein Arbeitskollege war dran und sagte mir: „Aysen, mach sofort den Fernseher an“. Dann klingelte das Telefon wieder und der Kripobeamte, der den Fall bearbeitet hatte, sagte mir, die Mörder meines Bruders hätten sich umgebracht. (…)

Ich habe in dieser Nacht nicht geschlafen, ich musste mich ständig übergeben. Am nächsten Tag hätte ich Frühdienst gehabt, ich konnte nicht zur Arbeit gehen. Das Telefon klingelte ununterbrochen, Presse und Fernsehen wollten Interviews, ich wollte nur meine Ruhe. (…)

Und dann kam der Abend, an dem ich vor dem Fernseher saß und auf einmal das Bekennervideo der NSU gezeigt wurde. Ich habe angefangen zu schreien. Da lag mein Bruder in seinem eigenen Blut auf den rotweißen Fliesen, die ich so gut kannte. Ich sehe seine zierlichen Hände und ich erkenne seine Armbanduhr. Und kein Lächeln auf seinen Lippen; er ist ermordet worden. (…) An diesem Tag ist mein Bruder ein zweites Mal gestorben und etwas in mir ist zerbrochen. (…)

Ich wurde 1974 in der Türkei geboren; seit 1979 lebe ich in Deutschland. Ich bin hier zur Schule gegangen, habe meine Ausbildung gemacht und gearbeitet. Mein Sohn wurde hier geboren und ich fühlte mich als Deutsche mit türkischen Wurzeln.

Noch im März 2011 konnte ich darüber lachen, als eine Sachbearbeiterin im Rathaus zu meinem Sohn sagte, er sei kein Deutscher. Der Kleine war ganz erstaunt, er habe schließlich einen deutschen Pass. (…) Heute kann ich darüber gar nicht mehr lachen. Ich hatte mal ein Leben und eine Heimat. Ich habe kein Leben mehr. Ich bin nur noch eine leere Hülle, die versucht, so gut wie möglich zu funktionieren. (…)

Ich habe auch keine Heimat mehr, denn Heimat bedeutet Sicherheit. Seitdem wir wissen, dass mein Bruder ermordet wurde, nur weil er Türke war, haben wir Angst. Was ist das für eine Heimat, in der du erschossen wirst, weil deine Wurzeln woanders waren? Meine Mutter verlässt das Haus nur noch, wenn es überhaupt nicht zu vermeiden ist. Mein Vater und meine Schwester sind schon zusammengebrochen (…)

Mein Arzt hat festgestellt, dass ich nicht arbeitsfähig bin. Die Krankenkasse hatte mich einbestellt und mir gesagt, ich soll meine Krankmeldung zurücknehmen; ich soll Urlaub einreichen. Als ich mich weigerte, bekam ich ein Schreiben, der sozialmedizinische Dienst hätte mich als arbeitsfähig eingestuft. Allerdings haben die mich nie gesehen. Seitdem werde ich zwischen meinem Arbeitgeber, der auf einen Aufhebungsvertrag drängt, der Krankenkasse, die bezweifelt dass ich krank bin und der Arge, die meinen Aufenthaltsstatus wissen will, hin- und hergeschubst. Ich fühle mich unerwünscht.

Alles was ich noch möchte, sind Antworten. Wer sind die Leute hinter der NSU? Warum ausgerechnet mein Bruder? Was hatte der deutsche Staat damit zu tun? Wer hat die Akten vernichtet und warum?

Und noch eins zum Schluss: die Menschen, die sich jetzt mit einem Bild von meinem Bruder zeigen (…): wo wart ihr 2001? (…) Damals hat niemand um meinen Bruder getrauert. Heute ist er Euch auf einmal so wichtig.

Und auch Ihnen, Herr Bundespräsident Gauck, ist mein Bruder doch nur wichtig, weil die NSU ein politisches Thema ist. Was wollen Sie an unserem Leid ändern? Glauben Sie, es hilft mir, wenn Sie betroffen sind?

Ich würde mir wünschen, dass Sie als erster Mann im Staat mir helfen könnten, meine Antworten zu finden. Da helfen aber keine emphatischen Einladungen, da würden nur Taten helfen. Können Sie mir helfen? Wir werden sehen.

Mit freundlichen Grüßen,

Aysen Tasköprü

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72 Kommentare

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  • H
    hassan

    gewisse dinge sollten einfach privat bleiben.

  • I
    Irene

    @nordwind

    "und wie schändlich das verhalten der angehörigen, die zu gauck pilgern. die haben die toten gar nicht verdient."

     

    Den Angehörigen, z.B. dem völlig verzweifelten Ismail Yozgat schändliches Verhalten vorzuwerfen ist meiner Meinung nach das Allerletzte.

     

    Und übrigens, was hört man eigentlich von Schily und Schröder, haben doch die meisten NSU-Morde während der Regierungszeit von Rot/Grün stattgefunden.

  • RM
    Ralph Meier

    In jeder Demokratie gibt es Dinge die nicht aufzuhalten sind. Nur in Diktaturen kann man Menschen schon einsperren oder eliminieren bevor diese selbst wissen, daß sie eventuell mal etwas böses tun.Niemand ist gefeit vor Mord, Totschlag,Mißhandlung eines anderen Menschen.Schade das es sowas gibt, darum ist dieses Lied "Alle Menschen werden Brüder" eben nur ein Lied und -vieleicht- eine Hoffnung. Der Verlust geliebter Familienangehöriger und Freunde tut mir sehr leid und ich fühle mit den Betroffenen. Aber man kann die Verantwortung nicht einem Staat zuschieben, die umständliche und falsche Reaktion darauf sicherlich, aber für diese widerlichen Verbrechen sind Verbrecher schuld, nicht kollektiv ein ganzes Volk oder sein Vertreter-hier der Bundespräsident. Möglicherweise ist er, angesichts der fürchterlichen Taten, selbst etwas hilflos und versucht mit seinen menschlichen Mitteln etwas zu tun. Aber Schuld sind die Täter-und ihre Unterstützer. Dazu zählt nicht das gesamte Volk.

  • N
    nordwind

    @) teer

     

    "Wasser auf die falschen Mühlen" oder gauck2.0

     

    war ja fast prophetisch - wenigstens wissen wir jetzt, warum gerade dieser (vielleicht eine andere?) bp die einladung nienichtniemals hätte aussprechen dürfen; und wie schändlich das verhalten der angehörigen, die zu gauck pilgern. die haben die toten gar nicht verdient.

  • N
    noname

    der gauck will da bisschen in die kameras trauern mit den angehoerigen als staffage. die frau tasköprü hat so was von recht, wenn sie diesen mist nicht mitspielt. solange der verfassungsschutz vollgestopft mit nazis ist, und das politisch gedeckt, bleibt eh alles wie es ist. und der bundesprediger spielt demokratietheater.

  • S
    Sabine

    ... eines weiß ich gewiss, hätte es sich um jüdische Mitbürger gehandelt, hätte man Frau Tzschäpe längst vor einem israelischen Gericht den Prozeß gemacht ... entweder weil man sie ausgeliefert, oder weil sich der Mossad ihrer 'bemächtigt' hätte ...

    und wie es um die 'Demokratie' dieses Land ansonsten so bestellt ist, kann man unter unter diesem Link nachlesen: http://sopos.org/aufsaetze/511a70e1325a1/1.phtml

  • S
    Sabine

    Mich 'erstaunt' der plötzliche Sinneswandel von Hr. Gauck, der doch noch vor Kurzem geäußert hatte, er würde ein Treffen mit den Angehörigen ablehnen, weil die 'Vorfälle' schon so lange her wären. Statt dieses scheinheiligen Treffens wünschte ich mir endlich eine Aufklärung, doch stattdessen wird die Aufklärung an allen Ecken und Enden behindert. Akten werden geschreddert (UNFASSBAR!!), sogenannte V-Leute dürfen nicht vorgeladen werden, undundund ... Ich unterstelle, dass diesem Staat nicht daran liegt, die Morde aufzuklären. Andererseits, wen wundert's?! In diesem Land neigt man dazu rechte Taten entweder zu vertuschen, Täter unter fadenscheinigen Begründungen nicht zur Rechenschaft zu ziehen, oder sie gar wieder laufen zu lassen.

    Ob man wohl genauso 'gelassen' reagieren würde, wären die Opfer Juden gewesen? Was mich ebenfalls 'irritiert' ist, warum Frau Tzschäpe nicht längst der Prozess gemacht wurde? Worauf wartet man? Welche Rolle spielte diese Frau? Ich hoffe, dass man hier endlich seiner Pflicht nachkommt und ALLES daran setzt, die Morde aufzuklären!

    Frau Tasköprü und ihren Angehörigen, sowie auch allen anderen Betroffenen, möchte ich an dieser Stelle mein tiefstes Beileid aussprechen.

  • J
    Joey

    Da fehlen einem die Worte. Dieser Brief macht mich so traurig. Ich bin auf ihrer Seite, sie hat völlig recht.

  • H
    halligalli

    Wenn Frau Tasköprü sich schlecht fühlt, weil sie dem Medien-Auflauf nicht gewachsen ist - was total verständlich und nachvollziehbar ist, weil man sich ständig verfolgt ahnt - warum steht der Brief dann in der TAZ????

  • B
    Ben

    Erst regen sich die Leute auf, dass die Opfer keine Aufmerksamkeit bekommen - jetzt lädt das Staatsoberhaupt eine Gruppe von tatsächlich schwer traumatisierten Opfern ein und es wird ihm Missbrauch der Opfer vorgeworfen. Und warum die Anwältin unbedingt da mit hin soll ist mir sowieso schleierhaft. Der Präsident hat sich in die Gerichtsverfahren in keiner Weise einzumischen! Warum das dann noch so an die große Glocke gehängt wird? Sehr suspekt die Geschichte und ich vermute, hier wird ein Opfer von ganz anderer Seite noch einmal missbraucht. Schade.

  • D
    D.J.

    @illiana:

     

    "von einem Pfarrer, der während Rostock-Lichtenhagen wenige Kilometer entfernt lebte und predigte, und es nicht schaffte zu mobilisieren gegen die Mordlüsterne Menge Deutscher zu mobilisieren, ..."

     

    Falsch. Er war längst in Berlin. Peinlicher Beitrag (aber nicht der einzige hier).

  • R
    reblek

    "Es wäre emphatisch von Ihnen gewesen... Da helfen aber keine emphatischen Einladungen..." - Es gibt zwar auch "Emphase" und "emphatisch", aber hier ist ganz sicher zweimal "empathisch" gemeint.

  • L
    lowanorder

    Danke. Auch für durchweg so eindrucksvolle Kommentare.

     

    Gauck bleibt auch auf hochdeutsch ein Gauch, ein Kuckuck

    - und allen ist das klar.

     

    Wie sein anderer Sangesbruder, Manfred Stolpe,hat er jahrzehntelang

    laviert, auf beiden Schultern getragen.

    So steht denn auch nichts anderes zu erwarten.

     

    Wer auf Staatsbesuchen glaubt als der Repräsentant dieser Republik, eines demokratischen Staates, mit einem outfit auftreten zu sollen, wie es vor allem von Diktatoren wie Jaruzelski, Gaddafi et al an den Tag gelegt wurde und wird,

    der glaubt auch, Angehörigen der Opfer einer Mordserie waimarschen Ausmaßes vorschreiben zu dürfen, wen sie/er als Begleitung, ja Unterstützung zu einem Staatsakt des höchsten Repräsentanten dieses Staates wählt.

     

    Alle staatliche Macht geht nach dem Grundgesetz, der Verfassung dieser Republik, vom Volke aus;

    Sie ,Herr Gauck, sind lediglich dessen gewählter Repräsentant.

    Also kann angesichts der Allgemeingeltung von Art 1 GG - dem Ihnen zwingend anvertraueten Schutz der Menschenwürde - erwartet werden, daß Sie sich dem würdig und genügend verhalten.

    Das ist Ihnen ganz offensichtlich nicht einmal ansatzweise gelungen.

     

    Wenn das Wort "Fremdschämen" nicht grad so beschädigt wäre, könnte ich versucht sein, dies zu tun.

    Da ich Sie aber bisher als indolent, nicht lernfähig erlebt habe,

    tue ich es lieber in eigener Person, ohne Ihre nichtswürdige Vermittlung.

    Sie jedenfalls verhalten sich gegenüber den Opfern von NSU und deren Familien grob unwürdig; wntgegen Ihrem Amtseid.

     

    @von Ceres:

    Man darf mich bitte nicht falsch verstehen aber

    Mich wundert es nur irgendwie, dass Frau Tasköprü mit ihrem Anwalt dahin wollte. Wären Eltern/Freunde nicht angebrachter gewesen. Das kann ich nicht nachvollziehen und hinterlässt bei mir einen bitteren Nachgeschmack. Vor allem in Kombination mit ihrer Geschichte der Arbeitsunfähigkeit."

     

    Wie, bitte - sollte man Sie denn richtig verstehen?

     

    @von Teermaschine:

    Wasser auf die falschen Mühlen

    …"

    Ich wußte gar nicht, daß es noch armseliger geht.

  • H
    Heinemann

    Das sind die Momente wo man sich schämt ein Deutscher zu sein,wo man die Opfer bestraft und eine unfähige Bürokratie wenig Hilfe leistet,eher im Gegenteil noch mehr Probleme verursacht.

    Und was könnte der Bundespräsident mit ein paar christlichen Standardfloskeln auch bewirken.

     

    Sorry Deutschland,da fehlt mir jegliches Verständnis.

  • S
    Schuwerfer

    Was soll von einem Hohlraumphrasendrescher von Kaliber Gauck der in der DDR schon unbegrenzte Reise-Freiheit somit keine Stasi Repressialien hatte, erwartet werden?

    Wie oft haben Politiker Hilfe zugesagt und niemals eingehalten?

     

    Das pikante Detail und eine Steigerung zurück in die Vergangenheit erleben seit Jahren viele Angestellte. Krankenkassen verhindern die Lohnfortzahlung mit illegalen Mittel.

    Wer keine Psychopharmaka Pille einwerfen will, wird arbeitsfähig beschrieben.

    Der MDK und seine unrühmliche braune Vergangenheit wieder aktiv.

    "Die Krankenkasse hatte mich einbestellt und mir gesagt, ich soll meine Krankmeldung zurücknehmen; ich soll Urlaub einreichen. Als ich mich weigerte, bekam ich ein Schreiben, der sozialmedizinische Dienst hätte mich als arbeitsfähig eingestuft."

     

    Aysen Tasköprü stehen mehr Menschen zur Seite als sie vermutet. Ihr und ihrer Familie alles Gute auf dem weiteren Weg.

    Die Aufklärung der NSU Morde und Strukturen muss weiter gehen.

  • E
    Emilia

    So traurig der persönliche Verlust eines Angehörigen für Frau Tasköprü und auch jeden anderen ist, es steht Frau Tasköprü nicht zu, dies so zu instrumentalisieren und sich so in den Vordergrund zu bringen.

     

    Es sollte darauf verwiesen werden, dass die Opferangehörigen 1.5 Mio Euro(!!!) erhalten haben, eine bisher einmalige Zahlung an Gewalopferangehöriger in der BRD-Geschichte. Diese Opferangehörigen sind also schon PRIVILIGIERT gegenüber den vielen anderen, deren Namen nicht einmal in der Presse bekannt gemacht wurdem. Eine Ausnahme ist Jonny K. aus Berlin, der zwar bekannt, aber dessen Angehörige nicht entschädigt wurden, bspw. durch die türkische Regierung! Und wo die BuReg auch keine besonderen Anstallten macht, die Täter für die grausame Tat zu Rechenschaft zu ziehen.

     

    Ich finde die ganze NSU-Sache wird politisch von vielen Seiten, missbraucht. Das ist eine Schande, die auch der BuPrä Gauck fortführt.

    Es stinkt auch sehr nach (staatlichem) Rassismus, wenn nur ganz bestimmte Opfer und Angehörige solche Aufmerksamkeit und Gelder erhalten, das ist himmelweit ungerecht und wird von der Bevölkerung sehr wohl wargenommen.

  • MN
    Mein Name

    "Aber wer das eigene Schicksal in derartiger Weise politisch instrumentalisiert, wird sich Fragen zum persönlichen Umfeld gefallen lassen müssen."

     

    Ist es denn wirklich das "eigene" Schicksal? Hier profiliert sich doch bloß eine mediengeile Anwältin auf Kosten ihrer Mandantin. Wer auch immer diesen Brief geschrieben hat - er oder sie war jedenfalls nicht arbeitsunfähig. Insofern hat man Frau Tasköprü einen echten Bärendienst erwiesen, ihn unter ihrem Namen zu veröffentlichen.

  • M
    Migrantino

    Als ein Deutscher mit Migrationshintergrund kann ich die Erfahrungen von Frau Taskopru nur bestaetigen. Ich habe - trotz deutschen Pass, akademischer Ausbildung und hart gearbeiteten, guten sozialen Position sehr viele Demuetigung und Arroganz erlebt, besonders von diesen Deutschen, die ausser "richtigem" Geburtsland nichts mehr vorzeigen koennen. Es wundert mir jedoch, dass der Brief von Querulanz und "Rentenneurose" gepraegt ist. Es scheint mir, dass die Frau Taskopru persoenliche Guenste (Rente? Schmerzensgeld?) aus dem tragischen Schicksal ihres Bruders erzielen will, dazu braucht sie den Anwalt. Ziemlich geschmacklos!

  • S
    Skandal

    Diese Person will die Anwälte mit zum Bundespräsidenten nehmen und schreibt nebenbei etwas von Arbeitsunfähigkeit.

     

    Kein weiterer Kommentar...

  • BE
    Björn Eriksson

    Sehr geehrte Frau Tasköprü,

     

    in Ihrer Verzweiflung und Ohnmacht ist es Ihnen gelungen, ein detailgetreues Bild dieser Republik zu zeichnen. Alle Akteure auf dieser Bühne gaukeln sich ihren ihnen zugewiesenen Sinn vor, und der davon Betroffene findet sich bewegungsunfähig eingemauert in einem daraus resultierendem bizarren Widersinn. Im Land der Gauckler, in welchem die zahllosen Gaukler in ihren Ämtern und Würden ihre Gaukelei derart zur Blüte der Kunst brachten, dass sie diese bereits für eine notwendige Wirklichkeit halten, wird Ihr offener Brief zu dem, was jeder verzweifelt sucht, den die tatsächliche Wirklichkeit erst zum Heimatlosen machte: zu einer längst verloren geglaubten Heimat.

    Denn es gibt nur die Wahl, das Theaterstück für die Wirklichkeit zu halten, oder den Theatersaal zu verlassen, oder im Theatersaal zu verharren, und den Gauklern zuzurufen, dass sie eine unsägliche und unerträgliche Bizarrerie aufführten, und sich dessen nicht einmal bewusst seien.

    In der Tatsache, dass Sie weiterhin im Theatersaal dieser Republik ausharrten, und diesen Zuruf laut bekannt machen, liegt die einzige Hoffnung, diese vorhandene Bizarrerie könnte eines Tages auch als eine solche erkannt werden. Heimat ist dort, wo man sich zuhause fühlt. Ihr offener Brief wurde meine Heimat.

  • D
    Demokrit

    Was soll dieser Brief erreichen? Mit ihrem Anwalt wollte sie hin, nicht mit ihren Eltern! Welche Verbandsfunktionäre haben sich der Abfassung angenommen? Ich glaube dieser Frau nicht annähernd so viel, wie die Zentralratsfunktionäre wünschen würde.

  • K
    klaus

    es nervt langsam! man bekommt immer mehr den eindruck, dass türkische OPFER opfer mehr wert sind als andere!

    wenn das so weiter geht, dann geht der schuss nach hinten los, versprochen!

  • T
    tim

    All die Kommentare, die voll von Häme sind oder wieder den Fremdenhass (Kulturkritik) des Schreibers zum Ausdruck bringen, sind hier so dermaßen Fehl am Platz. Diesen Leuten mangelt es nicht nur an Feingefühl, Anstand kennen sie auch nicht.

  • S
    sge

    Respekt. Nieder diesem Staat.

    Wenn ich könnte, würde ich dafür sorgen, dass sofort Schluss ist, wie es jetzt läuft.

  • E
    Elena

    Also Hut ab vor Frau Tasköprü!! Ich finde nachvollziehbar und stark von ihr, wie sie die Situation ihrer Familie beschreibt. Alles alles Gute!!!!

  • H
    herbhardt

    Jeder Mensch der nahe Angehörige durch Mord verliert verdient all unser Mitgefühl. Das gilt für alle gleich. Z.B. für Türken, Griechen und Deutsche die von Nazis aus rassenhass ermordet wurden, wie auch für Türken, Griechen und Deutsche die von Türken aus rassenhass ermordet wurden. Leider wird ersteres immer noch als schlimmer gewichtet (systembedingter Faschismus) als letzteres (bedauerliche Einzelfälle). Solange das so ist, weigere ich mich auch staatlich verordnete Gedenkrituale abzuhalten.

  • I
    ion

    Frau Tasköprü,

    danke, dass Sie sich infolge der Einladung des Bundespräsidenten und der kontextuellen, behördlichen Arroganz an die Öffentlichkeit wenden.

    Gleichwohl erlaube ich mir, Sie wissen zu lassen, dass es in D nicht verwunderlich und eher nicht persönlich zu nehmen wäre, dass ein "sozialmedizinische[-r] Dienst" Sie, ohne Sie jemals "gesehen" zu haben, als "arbeitsfähig" einstuft; derlei Entscheidungen werden mit (¿oder auch ohne Kenntnisnahme?) anhand der Aktenlage (¿beim zweiten Frühstück in der Amtsstube?) gefällt – vielleicht sollten Sie sich glücklich schätzen, dass Sie nicht auf dem Tisch eines sozialpsychiatrischen Dienstes der Stadt landeten? Es hätte Ihnen passieren können, dass versucht wird, Sie unter Vormundschaft zu stellen; Eine zumindest in Augsburg und sicherlich auch anderenortes in D offenbar ‘traditionell’ nach wie vor gängige Praxis gegenüber Bürgern, die man nicht nur mundtot machen will. Sie sollten sich um kompetenten Rechtsbeistand und selbst gewählte medizinische Gutachter bemühen (, staatliche Kostenübernahmezusage beim Bundespräsidialamt erbitten?).

     

    @ Anonym,

    Danke für den Link-Hinweis auf die (vermutliche) Originalfassung von Frau Tasköprüs’ Brief an BP Gauck – und: „Ja!“, es ist, sofern nicht von der Autorin selbst vorgenommen oder aus freier Entscheidung(-smöglichkeit) veranlasst, nicht nur unverständlich, dass jener um ziemlich genau 33% gekürzt in der taz gepostet wird; Und zwar unerheblich, ob: die "herausgeschnittenen Stellen (...) durchaus nicht irrelevant " sind, oder eben nicht; Ein in diesem Sinne ‘Offener Brief’ ist, wenn schon und aus welchen Gründen auch immer von der taz publiziert, von der Presse grundsätzlich nicht zu redigieren, kürzen, etc.. In diesem Sinne wäre die mindeste Konsequenz, dass die taz, Frau Tasköprüs’ Einverständnis vorausgesetzt, von jeder etwaigen Replik des BPs oder eines seiner (, dann gerne vorgeschobenen) ‘Protokoll’-Fuzzies berichtete.

     

    @ Teermaschine,

    ‘Besser’, Sie widmen sich Ihrer Nomen-est-omen-Bestimmung, die Ihrem Pseudonym entspräche.

     

    @ J. Murat,

    Idi, hier ‘pfiff’nicht "jemand", sondern er – HE himself! Und richtig, kontextuell der NSU-Verbrechen und jahrelangen, (vorsätzlichen) ‘Ermittlungspannen’ (lol!) ist er qua Amt, als BP, (auch und) v.a. den Angehörigen gegenüber Rechenschaft und Unterstützung schuldig.

  • IK
    Irma Kreiten

    Liebe Frau Taskopru,

    Ich kann mir vage vorstellen, wieviel Kraft und Selbstbeherrschung es kostet, in Ihrer Situation einen solch praegnanten und souveraenen Brief zu schreiben. Ihre Haltung ist bewundernswert. Bitte kaempfen Sie weiter, bleiben Sie in der Oeffentlichkeit, berichten Sie von ihrer Situation und ermoeglichen Sie damit denjenigen unter uns, denen Moral, Anstand und Recht etwas bedeutet, Sie zu unterstuetzen und Gerechtigkeit zu fordern - Gerechtigkeit in jeder Hinsicht, fuer Sie, fuer Ihren Bruder und fuer Ihre Familie.

  • J
    Jurastudent

    Ich finde diesen Brief sehr ehrlich und er verschafft mir persönlich einen Blick in das Leben der Angehörigen. Vielleicht ist es genau das, was wir mal wieder brauchen: einen Weckruf!

     

    Niemand kann nachvollziehen, was für ein Schmerz solch ein Verlust auf eben genau diese schreckliche Weise für Angehörige zu bedeuten hat.

    Manchmal helfen da keine Worte...

    Auch wenn es an Taten noch fehlt, wir sollten alle einmal einige Minuten in uns kehren und wenigstens versuchen zu verstehen, dass das hier nicht nur ein politisches Thema ist, sondern ein menschliches!

  • S
    sarko

    Das ist wieder so eine Aktion von unserem Präsi , diesem Obersülzer und Freiheitsschwadroneur ! Warum kann diese überflüssigste Figur im Politzirkus nicht still und bescheiden auf ihrem Schloß sitzen ... - und einfach nur n i x t u n ?? Dann müßte man sich nicht ständig ärgern , wenn der irgendwo seine Nase zeigt und den Mund aufmacht . Wäre das zuviel verlangt ?

  • E
    Evama

    Liebe Aysen Tasköprü,

    Sie haben das so geschrieben, wie es klarer und besser nicht hätte geschrieben werden können.

    Ich denke an Sie!

    Evama

  • BO
    Bir Osmanli

    Da hat die Anwältin von Frau Aysen aber einen schönen Brief geschrieben.

    Sicher wird auch der Büroleiter des Präsidentendrauf antworten.

    Was wollte die Anwältin eigentlich dabei?

  • N
    nichsowichtig

    Was macht Christian Wulff hier?

  • I
    irgendeinkanacke

    (kanak heißt auf hawaiianisch übrigens "mensch")

     

    gauck ist nur ein alberner ossi, der keine ahnung von deutschland und seinen lebenswirklichkeiten hat, geschweige denn neugier/empathie oder einfach nur erfahrung im privatleben mit türkischstämmigen migranten hat...er kann gar keine erfahrungen mit diesen haben, weil er in einer diktatur sozialisiert wurde...übrigens genauso wie unsere bundeskanzlerin...beide sehen eine ihrer kernaufgaben darin, zu betonen, dass der islam nicht zu europa gehört und zu betonen, dass multikulti gescheitert ist...und übrigens leben nur 2% "ausländer" in ostdeutschland, bei einer ausländerfeindleichkeit von über 20%....vor der ostdeutschlandisierung westdeutschlands waren die verhältnisse in westdeutschland in etwa umgekehrt...gauck ist nur ein weiterer (großer) schritt in richtung ostdeutschlandisierung deutschlands...nicht dass aus blühenden landschaften glühende werden...was für ein pfaffe, ja! ein kleiner kanacke...

  • BK
    Birgit Kexel

    Liebe Aysen Tasköprü,

     

    mein Blut ist durch und durch deutsch und auch ich fühle mich hier nicht sicher und das zu recht.

     

    Die Antwort finde ich super, man könnte sie endlos fortsetzen, warum man manche Einladungen einfach ablehnt.

     

    Wenn ich irgendwie helfen kann?

     

    Gruß

    Birgit

  • W
    Wüstenratte

    Diesem freiheitsheuchelnden posten- und geldgeilen Pfaffen hätte ich auch abgesagt. RESPEKT!

  • L
    lilliana

    von einem Pfarrer,

     

    der während Rostock-Lichtenhagen wenige Kilometer entfernt lebte und predigte, und es nicht schaffte zu mobilisieren gegen die Mordlüsterne Menge Deutscher zu mobilisieren, der als beste Darstellung der staatlichen Trauer und Reflektion, die Pflanzung einer "deutschen" Eiche mit inszeniert, ist und wird nie Hilfe zu erwarten sein. Dass nebst dem Staat auch alternative Strukturen in der Analyse der Morde zur Zeit gescheitert sind, muss uns zu denken geben. Und hier ist ein_e jede_r gefragt dem Sysiphus der Arbeit gegen rechtes Denken und Handeln nachzugehen.

     

    Es darf nicht an Betroffenen hängen bleiben Auseinandersetzung einzufordern!

  • PA
    Peter Alexa

    Erst legen unsere Politiker den Zunder, den Rechtsradikale anstecken, dann werden die Hilferufe der Opfer nicht nur ignoriert, es wird ihnen auch noch unterstellt das Feuer selber gelegt zu haben, wenn die Hütte niedergebrannt ist beginnen sie medienwirksam mit dem löschen.

    Der Brief von Frau Tasköprü ist eben so klug, wie emotional nachvollziehbar, nach allem was ihr und ihrer Familie angetan wurde und wie ihr Brief deutlich macht, immer noch angetan wird, ist es richtig sich dieser Inszenierung zu verweigern und sich nicht auch noch als Staffage für das mediale Betroffenheitsgesülze unserer Politikerkaste missbrauchen zu lassen.

  • B
    Bayram

    Hochachtung!

  • D
    Deutscher

    Heimat bedeutet Sicherheit.

  • K
    Kira

    Sehr gute Reaktion! Ich wünsche allen Betroffenen viel Stärke!

  • D
    Doroina

    Ich möchte Frau Tasköprü meine Anerkennung für diese klaren Worte und ihre darin zum Ausdruck kommende Integrität aussprechen. Vieles, was Sie beschreiben, kenne ich ebenfalls. Zwar aus anderen Hintergründen, aber die Mechanismen sind diesselben: Offizielle Betroffenheitsrhetorik und -gestik bei tatsächlicher (retraumatisierender) Gleichgültigkeit und Abwehr der Opfer und ihrer Bedürfnisse. Nach vorne werden medienwirksam Einladungen ausgesprochen und Gedenkstätten eröffnet, aber dahinter werden Gewaltopfer (und das sind Sie ja auch) durch die alltägliche strukturelle Gewalt schikaniert, drangsaliert, abgewiesen, unter Druck gesetzt, falsch beurteilt, der Lüge oder Simulation bezichtigt, angezweifelt, auf die lange Bank geschoben, vertröstet, belogen, ausgetrickst, usw. Und bei all dem muss man als Opfer dann noch aushalten, dass die Täter weit weniger Stress bekommen oder sogar noch von diesem "Rechtsstaat" geschützt werden.

     

    Ich denke, Frau Tasköprü, Sie haben richtig gehandelt!

  • E
    Ehrenhafter

    Und das beste ist das die Lieferanten der Waffen nach wie vor frei herumlaufen. Nach diesen wird überhaupt nicht gesucht weil sie aus sogenannten ehrenhaften Schichten kommen. Jede illegale Waffe muss zuerst eine legale Waffe gewesen sein ausser man unterstellt den Waffenherstellern das sie Waffen illegal verkaufen.

    Würde man nur einmal auf die Stimmen in der Bevölkerung hören gäbe es wesentlich weniger Taten dieser Art. Aber scheinbar will man nichts ändern.

  • J
    Jared21

    Wenn über JEDES politisch, kulturelle und religiöses motivierte Verbrechen ebenso langanhaltend und intensiv berichtet würde, würden wir in einer besseren Welt leben.

    Wirklich schade, dass die Schwester eines Hamburger Mordopfers nicht kommen will, aber das ist alleine ihre Sache.

  • V
    vic

    Auf Gaucks fromme Sprüche aus dem Betroffenheitsbüchlein könnte ich an ihrer Stelle auch verzichten. Die zahlreichen und berechtigten Fragen, würde er - aus Gründen der Staatssicherheit- ohnehin nicht beantworten.

  • JB
    Jim Becker

    Das was diese NSU-Schweine da gemacht haben ist schon eklig genug!

    Schlimm ist auch das Verhalten der Politiker und der Behörden und natürlich des Herrn Bundespräsidenten.

    Die armen Angehörigen der NSU-Opfer; kaum zu glauben das in unserer zivilisierten Zeit sowas passieren konnte!

  • UF
    Ulrich Frank

    Dieser Brief erscheint als die einzig adäquate Antwort auf den Eisberg der staatlichen Heuchelei.

  • Z
    zensiert

    Was für ein ehrlicher und offener Brief, danke.

  • A
    Anonym

    Ich weiß nicht genau warum sie den Brief gekürzt darstellen. Die herausgeschnittenen Stellen sind durchaus nicht irrelevant und ca. 25% mehr Text können sie ihren Lesern wohl zumuten. Hier die Vollversion: http://www.publikative.org/2013/02/16/aysen-taskopru-weist-gauck-einladung-zuruck/

  • C
    Ceres

    Man darf mich bitte nicht falsch verstehen aber auf so gut wie alle Fragen, die von der Frau gestellt werden, werden wohl nie endgültig aufgelöst werden. Erst recht nicht von Gauk, der in diesem Fall (man mag es nicht glauben) die wenigsten Möglichkeiten hat.

     

    Mich wundert es nur irgendwie, dass Frau Tasköprü mit ihrem Anwalt dahin wollte. Wären Eltern/Freunde nicht angebrachter gewesen. Das kann ich nicht nachvollziehen und hinterlässt bei mir einen bitteren Nachgeschmack. Vor allem in Kombination mit ihrer Geschichte der Arbeitsunfähigkeit.

  • D
    drui

    Ein beeindruckendes Statement über Versagen und komplette Unmenschlichkeit des Staates im umgang mit den Vebrechen. Man kann die Wut nachvollziehen, über Polizei und Sicherheitsbehörden zwischen Unfähigkeit, Fremdenfeindlichkeit und Komplitzenschaft mit den Neonazis, über die Dreckssender, die die Mordvideos öffentlich aufführen und Opfer nochmals traumatisieren, über die heuchlerische Politik zwischen Abschiebegeilheit und publikumsträchtiger Betroffenheitsrhetorik und über die Unmenschlichkeit des Sozialstaates. Aber der Pfaffe und erste Repräsentant des Staates will eben nur predigen und sich nicht wirklich mit den Befindlichkeiten der Opfer auseinandersetzen oder gar deren Anwalt ertragen.

  • W
    Weinberg

    Das Schreiben von Aysen Tasköprü hat mich erschüttert.

     

    Mich würde interessieren, wie die Antwort des Bundespräsidenten ausgefallen ist. Hat er sich für die berechtigten Belange von Frau Tasköprü eingesetzt?

     

    Gibt es aber überhaupt eine Antwort?

  • H
    Helen

    Joachim Gauck war Referent des Veldensteiner Kreises. Weitere Mitglieder dieses Kreises in dem die Totalitarismustheorie vertreten wird,sind u.a. Professor Eckhard Jesse (wissenschaftlicher Begleiter von Kristina Schröders Magazin “Demokratie stärken-Linksextremismus verhindern”) und Uwe Backes, stellvertretender Direktor des Hannah-Arendt-Instituts.Beide wurden vom Bundesverfassungsgericht als Gutachter im NPD-Verbotsverfahren bestellt, obwohl ihnen ein ziemlich unkritisches Verhältnis zur rechten politischen Szene nachgesagt wird, wie die Süddeutsche urteilte.In dem von Backes, Jesse und Rainer Zitelmann (ein Wortführer der Neuen Rechten) veröffentlichen Sammelband “Schatten der Vergangenheit”,forderte Jesse das Ende der “selbstquälerischen Form der Vergangenheitsbewältigung”. Im Veldensteiner Kreis referierte auch der frühere Chef des Thüringer Landesamtes für Verfassungsschutz,Helmut Roewer. Roewer, heute Publizist, veröffentlichte im Grazer Ares-Verlag, der auch antisemitischen und rechtsextremen Autoren sowie Geschichtsrevisionisten eine Plattform bietet. Ungeklärt ist darüberhinaus seine Rolle als Chef des Thüringer Verfassungsschutzes, im Zusammenhang mit der Unterstützung der Zwickauer Terrorzelle.Unter Roewers Verantwortung warb das Landesamt diverse V-Männer in der rechtsradikalen Szene Thüringens an, u.a. Tino Brandt, damals Anführer des Thüringer Heimatschutzes ,dem auch die Rechtsterroristen Zschäpe, Böhnhardt und Mundlos angehörten.

  • P
    Peter

    Manche Menschen können mit großem Leid besser, manche schlechter und manche gar nicht damit umgehen. Dafür kann niemand etwas, auch nicht der Bundespräsident. Frau Tasköprü sollte im eigenen Interesse professionelle Hilfe suchen, falls sie es nicht schon getan hat. Von irgendwelchen Polizeibeamten unterschwellig eine Art Trauerbegleitung zu erwarten, ist nicht zielführend.

  • F
    flujo

    Meine vollste Zustimmung für Frau Tasköprü, dass sie sich (und den Mord an ihrem Bruder) nicht für die gesalbten Sonntagsreden des Herrn Gauck hergibt, und stattdessen ihm als staatlichen Vertreter, den Behörden und auch den Medien ihre Betroffenheitsfloskeln um die Ohren haut.

    Was von der Betroffenheitssülze zu halten ist, erfährt man exemplarisch aus der Schilderung, wie Arbeitgeber, Krankenkasse und Arge mit Frau Tasköprü umgehen. Alles wie gewohnt in diesem Land. Die wissen doch sicher um die Umstände, oder? Unglaublich, aber nicht unerwartet im Land der Spießer und Henker.

  • E
    eksom

    Sehr gute Fragen, die sich nicht nur an den Bundespräsidenten richten sollten, sondern an die Frau Merkel und Co und an alle angeblich vorurteilsfreien Demokraten! Nazis gibt es in Deutschland immer noch nur deshalb, weil die Mehrheitsgesellschaft es zulässt!

  • D
    dobermann

    ich bezweifle, das der herr bundespräsident das lesen wird. keine zeit. ein sachbearbeiter wird vielleicht ein formschreiben als antwort zurück schicken.

     

    ich wünsche frau tasköprü, das sie wieder zurück ins leben findet. ich wünsche frau tasköprü viel kraft und ihr bruder wird solz empfinden, für seine schwester, die bei allem was passiert ist, einen so klaren, sachlichen brief schreiben kann.

     

    hochachtung vor einen wahrlich anständigen menschen. meinen respekt für dich !!!

  • T
    Teermaschine

    Wasser auf die falschen Mühlen

     

    Ist die Schwester des Mordopfers wirklich gut beraten mit der Veröffentlichung? Hat jeder Angehörige eines mutmaßlich rassistischen Anschlags fortan ungeprüften Anspruch auf lebenslange Vollversorgung? Und muss zukünftig der Bundespräsident Rechenschaft ablegen und auf ein mildes Urteil der Betroffenen hoffen? - Ja, Frau Tasköprü hat jedes Recht, die Einladung des BP auszuschlagen. Aber wer das eigene Schicksal in derartiger Weise politisch instrumentalisiert, wird sich Fragen zum persönlichen Umfeld gefallen lassen müssen.

  • L
    Lars

    Doppelt bewegend - vor allem weil der Brief den oft versteckten Terror durch Alltagsrassismus so offensichtlich (und zurecht!) in die Nähe rückt zu dem offensichtlichen Terror der NSU.

     

    Wie vielen Menschen, die so gerne wieder "unsere" Fahne schwenken bei Meisterschaften, ist es wohl lieber, nur den Terror der NSU zu sehen, aber nicht die alltägliche Ungleichbehandlung aufgrund von 'Rasse', Hautfarbe, Geschlecht, ...

     

    Herr Gauck gehört, wenn man seine Äußerungen der letzten Jahrzehnte verfolgt, eventuell auch dazu. Aber auch viel zu viele andere.

     

    Die NSU ist Ergebnis, nicht Ursache.

     

    Ich wünsche Aysen alles gute und hoffe das sich ein_e Expert_in für Arbeitsrechtsfragen und Arbeitsunfähigkeit bei ihr meldet, um sie bei der Lösung zumindest ihrer organisatorischen Probleme zu unterstützen; dies Spiel von Krankenversicherung und Ämtern ist leider ebenso alltäglich, typisch für eine Gesellschaft der Starken.

     

    Die Schmerzen könnte nur echte Solidarität lindern, aber dafür müssten wohl zuerst die Fahnen in die Schubladen - wo sie hingehören. Und schon 2001 hingehört hätten.

     

    Und: sorry für die Sachlichkeit dieses Beitrags - emotional bin ich fassungslos und ausdruckslos.

  • Z
    Zagreus

    Erstaunlich, wie manche Menschen überhaupt so alt werden ohne vorher schon am Leben zu zerbrechen.

  • M
    mya

    Der Brief ist Super ...auf die Reaktion bin ich sehr gespannt .Ich hoffe und wünsche der Familie endlich Ruhe und Seelenfrieden .

  • C
    Cometh

    Das ist auch ein Weg. Ob die m.E. irrige Fixierung auf den deutschen Staat allerdings hilft?

     

    Wahrscheinlicher ist doch, dass dies Opfer von Spinnern waren, ideologisch und tatsächlich am ehesten mit den RAF-Spinnern vergleichbar.

     

    Hier wie dort war der deutsche Staat unfähig. Er hat nicht hinreichend verhindert, dass diese Spinner rechtzeitig aus dem Verkehr gezogen wurden. Es gab Sympatisanten und Unterstützer. Sogar Intellektuelle, man denke an Sartre, waren nicht gefeiht, den kriminellen Spinnern auf dem Leim zu gehen.

     

    Natürlich ist es noch schmerzlicher, wenn der Tod Ausdruck einer sinnlosen und verwerflichen Tat von Idioten ist. Vielleicht ist dies ein kleiner Trost: Das mussten auch die Opfer der RAF erfahren. Ein Unterschied vielleicht: An die von den RAF-Spinnern ermordeten Polizisten und ihre Angehörigen wird kaum erinnert, sie sind faktisch vergessen. Die Täter sind auf freiem Fuß und halten auf Demos große Reden... Deshalb, keine Fixierung auf den Staat, sondern vielleicht eher auf diejenigen, die andere Leute Freiheit, Herkunft und Ansichten nicht achten, davon gibt es viel zu viele.

  • KK
    Karl könnte heulen

    Diese Geschichte zeigt mir zum zigtausendsten mal mehr, dass Deutschland, bei allen Mühen jedes einzelnen, leider noch immer so deutsch ist wie es schon immer war. In Behörden begegnet einem eher Feindseligkeit denn Empathie. Bei Polizei und Staatsschutz geben sich mehr Nazi-sympathisanten zu erkennen als ich täglich auf Sachsens Straßen treffen kann. Und wenn Betroffenheit zeigen schon fast alles ist was eine "moralische Oberinstanz" kann und darf, dann kann ich als Bürger darauf auch gerne verzichten. Moral und Heuchelei haben sich schon immer gut ergänzt.

  • WR
    Weiße Rose

    68 Jahre nach der Nazibarbarei ist das Schreiben der Aysen Tasköprü an Gauck ein erschütterndes und beschämendes Dokument deutscher Wirklichkeit!

     

    Ein Weg die latente Ausländerfeindlichkeit vieler Deutscher langfristig zu überwinden, kann die größtmögliche Durchmischung der verschiedenen Ethnien sein. Dabei ist es auch genetisch höchst vorteilhaft, wenn beide Elternteile von ihrer Herkunft her weit auseinanderliegen!

    Offensichtlich reicht das gesicherte Wissen, um die weltweit allen Menschen gemeinsamen Wurzeln in Afrika, nicht aus...

  • V
    victoria

    Ist Gauck wenigstens so anständig, und lädt auch die Hinterbliebenen des in Berlin getöteten Jonny K.s ein? Oder ist dessen Verlust aus Behördensicht weniger beklagenswert?

  • S
    Synoptiker

    Ein sehr einfühlsamer Beitrag von Aysen Tasköprü! Ein Zeugnis deutscher Alltagskälte, wie sie viele Migranten und Zugezogene alltäglich erleben. Und ein Bundespräsident Gauck der seine Empathie auf eingefahrenen Gleisen zum Ausdruck bringen will und zu unkonventionellen Wegen der Anteilnahme und Hilfestellung offenbar unfähig ist. Ich denke an M. Mitscherlich "... Deutschland unfähig zur Trauer".

    Kanalisiertes Mitgefühl und Trauer gibt es nur wenn deutsche Soldaten aus Afghanistan und anderswo überführt werden. Ein merkwürdiges "Vaterland" !

  • N
    nonono

    sehr guter Brief!

    ich hoffe das dieser selbst zufriedene systemkonformer ddr Pfarrer sich diesen Brief mal zu Herzen nimmt.

  • K
    Karl

    Ein bewegender Brief! Es ist so bitter, so mies und so menschenverachtend, dass die Behörden die Hintergründe der NSU vertuschen.

  • S
    Schande

    Es vergeht kaum noch ein Tag, an dem man sich nicht schämen muss, nur weil man einen deutschen Pass hat. Deutschland ist, da beißt die Maus kein Faden ab, und bleit ausländerfeindlich. Warum das so ist, werde ich wohl nie verstehen.

    Ich fände es schön, wenn auch die anderen Angehörigen der Opfer dem Beispiel Frau Tasköprü folgen würden, denn sie hat 100 %ig recht.

    Der Staat hat nichtr nur versagt, seine Institutionen haben sich in erheblichen Ausmaß mitschuldig gemacht. Dass ausgerechnet der erste Mann im Staat nun den großen Emphaten geben will ist nur ein schlechter Witz.

  • AF
    Arne Fellner

    Liebe Aysen Tasköprü,

     

    auch ich bin als Deutscher über vieles enttäuscht, was in unserem (Ihrem und meinem) Deutschland vor sich geht. In Einem bin ich mir aber sicher. Unser Bundespräsident ist ganz sicher sehr traurig über den Tod aller NSU-Opfer. Aber auch seine Mittel sind sehr begrenzt.

    Auch ich habe mich gefragt, wie die NSU entstehen und funktionieren konnte und je mehr ich recherchierte, desto mehr bekam ich es mit der Angst zu tun. Einige Erkenntnisse finden Sie auf www.dirtycop.de, wo sie auch feststellen können, daß es in Deutschland auch andere sonderbare Todesfälle gibt und auch ein Generalstaatsanwalt nicht seines Lebens sicher ist.

    Dennoch sollen sie wissen, daß es auch Menschen in Deutschland gibt, die nicht dulden würden, daß ein anderer Mensch wegen seines Aussehens, Religion, Rasse oder sonstwas bevorzugt oder benachteiligt wird. Ich zähle zu diesen Menschen.

    Ich verneige mich in tiefer Trauer jenen Opfern einer Pseudo-Demokratie, die nach meiner Ansicht eigentlich eine Weiterführung des Nationalsozialsimus in "Light-Version" ist. Erziehen Sie Ihre kinder zu ordentlichen Menschen, die mit mir und Ihnen gegen das Unrecht kämpfen, das ihrem Bruder widerfahren ist. Beenden Sie bitte Ihre Trauer und gehen über in eine demokratische Form des Widerstandes gegen Rassismus und Extremismus in jeglicher Form.

     

    Harzlichst

    Arne Karl Fellner

  • CW
    Christian Wulff

    Danke für die Veröffentlichung dieses Briefes.

  • JM
    J. Murat

    Der "Herr Gauck" scheint ja für alles verantwortlich zu sein, Krankenkassen, Arbeitgeber, Demonstranten usw. usw.

    Gut, dass er nicht den Kasper spielt und immer gleich Männchen macht wenn jemand pfeift.