Abruptes Ende einer Nacht

Es passiert immer wieder: Ausländer werden in Diskotheken und Kneipen nicht reingelassen. Sonst kämen keine Deutschen mehr, argumentieren die Besitzer. Jüngster Fall: das „Woody’s“

„Wir müssen schon am Eingang selektieren. Die deutschen Gäste bleiben sonst weg.“

Samstagnacht in Bremen. Sommerlich heiße Luft heizt die Stimmung des Partyvolks weiter auf. Viele suchen auf der Bremer Meile zwischen Stubu und Gleis 9 nach Vergnügen. Aus den Diskos dröhnt laute Musik. Für zwei junge Männer aber endet die Party diesmal schon am Eingang.

Denn als Adriaan und Anri die Diskothek Woody’s betreten wollen, hält sie der Türsteher zurück. „Ihr dürft hier nicht rein“, habe er gesagt, erinnern sich die beiden Ingenieure aus Südafrika an die Begebenheit vor einigen Wochen. Das passierte ihnen zum ersten Mal. Im Woody’s warten ihre Freundinnen. Der Türsteher habe erklärt: „Ihr seid Türken, die machen immer Probleme.“ Adriaan und Ani haben dunkle Haare und einen dunklen Teint.

Die Männer zeigen ihre Ausweise, auf denen steht, dass sie aus Südafrika kommen. Der Türsteher habe den Kopf geschüttelt und einen zerknüllten Zettel hervorgekramt. „Südafrika steht auch nicht auf unserer Liste“ habe der Mann gesagt, erinnern sich die beiden, „geht woanders hin, ich lasse euch nicht rein.“

Die Freundinnen von Adriaan und Anri bestätigen deren Geschichte. Sie seien auf der Suche nach ihren Jungs in den Eingangsbereich gekommen und haben die Situation beobachtet. „Der eine Rausschmeißer hielt diese zerknüllte Länderliste in der Hand und sagte, Südafrika stünde nicht drauf. Deswegen könne er die Jungs nicht reinlassen“, berichtet eine der Frauen. Gemeinsam verlassen sie die Kellerdisko mit einer Laune, die auf dem Tiefpunkt ist.

„Wir haben das Hausrecht. Wollen die Türsteher jemanden nicht reinlassen, fragen sie nach der Clubkarte“, sagt der Besitzer des Woody’s Bernhardt Imsande. Die Existenz einer Liste mit Ländern, deren Angehörige nicht eingelassen werden, dementiert er: „Das ist Quatsch: So eine Liste gibt es nicht.“ Zu dem Fall der abgewiesenen Südafrikaner sagt Imsande, dass das leider vorkommen würde. „Manchmal trifft es eben die Falschen. Leider kann ich mich nicht auf jeden meiner Türsteher verlassen. Gutes Personal ist schwer zu finden.“

Und es gebe Gründe dafür, dass Imsande und seine Leute so wählerisch sind: „Wir müssen schon am Eingang selektieren. Die deutschen Gäste bleiben sonst weg, wenn zu viele Ausländer da sind“, sagt Imsande. „Auch andere Clubs wie Modernes, Stubu, Gleis 9, Beat Club, Neue Welt handeln wie wir.“ Imsande zählt Araber, Russen, Türken, Albaner und Kurden zu den Risikokunden mit sehr hoher Gewaltbereitschaft. Deswegen lässt er sie lieber nicht in sein Tanzlokal.

Die Ausländerbeauftragte Bremens, Dagmar Lill, kennt einige Fälle abgewiesener Gäste. Manche seien vor Gericht gezogen – jedoch blieben alle Klagen gegen Diskriminierung aus Mangel an Beweisen erfolglos. Lill kennt die Ausreden der Türsteher: „Mal sagen sie, es sei zu voll. Mal wollen sie eine Clubkarte sehen. Dann wieder sind zu viele männliche Gäste da. Oder sie behaupten, es gäbe Ärger mit bestimmten Nationalitäten“, zählt die Ausländerbeauftragte auf. Die Nummer mit der Länderliste hält die Ausländerbeauftragte Lill, so sie sich tatsächlich so zugetragen haben sollte, „für eine ausgesprochen offensichtliche Diskriminierung.“

Bei Adriaan und Anri bleibt ein schlechtes Gefühl zurück. Sie fühlen sich in ihrer Ehre gekränkt. „In Zukunft“, sagen die beiden, „ steigt unsere Party woanders.“ KARL ZYSKOWSKI