: Abrißbirne zum Frühstück: Schwarzbau muß weg
■ Ende des Kleinkriegs um Mietshaus in den Hammewiesen
Mit einem Schreck begann für Bauunternehmer B. der gestrige Tag. Kaum hatte er seinen Frühstückstee getrunken, da standen in aller Herrgottsfrühe Vertreter der Baubehörde vor seiner Tür, die ihn zum sofortigen Abriß seines Sechs -Familienhauses aufforderten.
Aus heiterem Himmel traf den Bauunternehmer dies jedoch nicht: Ging damit doch ein fast siebenjähriger Nervenkrieg zueende, da B. den Komplex zum einen schwarz und obendrein im Landschaftsschutzgebiet „Hammewiesen“ gebaut hatte.
1981 hatte der Landkreis Osterholz dem Bauunternehmer die Genehmigung erteilt, sein Betriebsgebäude in einem Ortsteil der Stadt Osterholz-Scharmbeck zu modernisieren und zwei Wohnungen einzurichten. Als die Bauingenieure zwei Jahre später zur Abnahme anrückten, stellten sie fest, daß aus den genehmigten zwei Wohnungen stillschweigend ein Sechs -Familienhaus geworden war. Die Bauarbeiten wurden umgehend gestoppt, dem Unternehmer die weitere Nutzung des Hauses untersagt.
Bauunternehmer B. dagegen bemühte die Gerichte - die bis hin zum Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe seine Klagen abwiesen und beschlossen: Der Schwarzbau muß beseitigt wer
den. Vermittelnd hatte der Petitionsausschuß des Landes Unternehmer B. angeboten, das Haus für 99 Jahre an eine Wohlfahrtsorganisation zu vermieten. „Das konnte ich meinen Freunden und meiner Familie aber nicht zumuten“, erklärte B. gestern.
Bis zum Abend mußte er mindestens eine Außenwand eingerissen haben. Andernfalls rücke heute ein fremdes Abrißunternehmen an, um sein Haus plattzumachen.
Unternehmer B. will indes „noch ein wenig Zeit gewinnen“, damit er Heizungsanlage und Fenster aus dem Gebäude herausmontieren kann. B. will weiterkämpfen. Er fragt sich auch, weshalb andere Unternehmer in diesem Gebiet eine Baugenehmigung bekommen haben. Für ihn sei klar, daß „mit zweierlei Maß“ gemessen wurde.
„Ich bin kein Politiker“, sagt er und läßt damit durchblicken, wem er den schwarzen Peter zuschiebt. Er habe nämlich alles versucht, zu einer „gütlichen Einigung“ zu kommen: „Ich habe den Oberkreisdirektor sieben Jahre lang um einen Termin gebeten“, betont er, sei jedoch bis heute immer abgewimmelt worden. „Da ging bestimmt irgendetwas nicht mit rechten Dingen zu“, vermutet er.
hdh
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