: Abriss ist kein Niedergang
betr.: „Wwwummmmm!“ (Plattenbauabriss Marzahn), taz vom 25. 7. 01
[. . .] Weder über Marzahn noch über anderen Plattenbausiedlungen kreisen Pleitegeier und Abrissbirne! Die WBG war bisher zahlungsfähig und zahlungskräftig. Das wird auch in Zukunft so bleiben und das ist auch gut so.
Ob es auf Dauer jedoch auch wirtschaftlich sinnvoll ist, dass eine städtische Wohnungsbaugesellschaft ausschließlich Plattenbauten, dazu noch viele Hochhäuser, verwaltet, steht auf einem anderen Blatt und hat nichts mit Pleitegeier und Abriss zu tun.
Woher Sie Ihre Zahlen über Leerstände haben, ist mir ein Rätsel. Auf der Werkbund-Veranstaltung können sie für Marzahn so nicht genannt worden sein, denn sie sind falsch. Zugegeben, der Leerstand ist hoch, zu hoch! Er liegt bei 13 Prozent und stagniert. Schuld daran ist vor allem die ausstehende Sanierung von zirka 10.000 Wohnungen. Mehr als die Hälfte der Wohnungen wird an Genossenschaften gehen, die kurzfristig sanieren. Die übrigen sind bzw. werden an andere Eigentümer mit dem gleichen Ziel verkauft.
Ein 21-geschossiges unsaniertes Hochhaus ist heute weder zu verkaufen noch rentabel zu sanieren. Der Bedarf nach den knapp 300 Wohnungen ist weder kurz- noch langfristig angesichts der Leerstände gegeben. Warum also nicht die Chance zur städtebaulichen Verbesserung in diesem Wohnquartier und auf diesen Flächen nutzen?
Die Befürchtung hier in Marzahn ist immer gewesen, dass der Journalismus aus dem Abriss eines einzigen Gebäudes den Niedergang von Marzahn konstruiert. Abriss ist aber in jeder Stadt ebenso normal wie der Neubau. Die taz wird doch wohl nicht die Ansicht vertreten wollen, dass insbesondere die Plattenbauten in den nächsten 50 Jahren nicht angetastet werden sollen.
P. S. Mir ist die von Ihnen zitierte Kritik, die WBG habe ihre Bauten nur äußerlich renoviert, noch nicht zu Ohren gekommen. Wir haben vielmehr in den vergangenen Jahren 20.000 Wohnungen durchgreifend und gründlich von innen und außen saniert. Dies danken uns die Marzahner durch eine hohe Wohnungsnachfrage und Zufriedenheit. HARTMUT MEUTER, WBG Marzahn
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