Abriss der Köhlbrandbrücke: Hamburger Wahrzeichen wird ersetzt
Höher, teurer, breiter: Stadtbildprägende Köhlbrandbrücke soll durch milliardenschweren Neubau ersetzt werden. Umweltverbände bezweifeln Bedarf.
Die Köhlbrandbrücke verbindet den Ost- und den Westteil des Hafens und schließt ihn zugleich ans Autobahnnetz an. Der Neubau ist umstritten, weil der Senat fürs veranschlagte Geld fünf Elbphilharmonien bauen und die alte Brücke, wie gemutmaßt wurde, auf Jahrzehnte hinaus instandhalten könnte.
Die neue Brücke, wie sie der rot-grüne Senat nun vorschlägt, soll parallel zur alten verlaufen, aber breiter und 73,5 statt 53 Meter hoch sein. Deshalb muss sie inklusive der Rampen länger sein. Anfang der 2040er-Jahre soll sie fertiggestellt sein. Bis dahin bleibt die alte Brücke in Betrieb.
Dabei ist klar: Das wird immer teurer. Von gegenwärtig gut drei Millionen Euro werden die Unterhaltungskosten nach Senatserwartung bis 2029 auf knapp elf Millionen jährlich steigen. Der Beton der alten Brückenpfeiler ist angefressen. Das stählerne Mittelstück leidet an Materialermüdung, nicht zuletzt, weil es mehr und schwerere Laster tragen muss, als in den 1960er-Jahren erwartet.
Tunnel doch zu teuer
Noch im Mai vergangenen Jahres hatte der Senat geplant, als Ersatzbauwerk einen Tunnel unter dem Köhlbrand zu bohren. Dann stellte sich heraus, dass der Grund unter der Wasserstraße schwieriger ist, als gedacht und der Tunnel einige Meter tiefer geplant werden müsste. Die Wirtschaftsbehörde unter Senatorin Melanie Leonhard (SPD) stellte deshalb alle Alternativen noch einmal zur Disposition.
Wie die Senatorin ausführte, ist eine Brücke rund eine Milliarde Euro billiger zu haben als selbst ein abgespeckter Tunnel: für 5,3 statt 6,4 Milliarden im jeweils schlechtesten Szenario. Eine Brücke belaste das Klima in ihrem Lebenszyklus weniger als ein Tunnel. Zudem müsse weniger Boden ausgehoben und weniger Gewässer zugeschüttet werden. Würde die Brücke nach dem Muster der heutigen Köhlbrandbrücke gebaut, bliebe der vertraute Blick über den Hafen erhalten.
Die Naturschutzverbände Nabu und BUND sehen in der Brücke keine solide Lösung. Sie halte nur halb so lang wie ein Tunnel und sei windanfällig, also im Szenario der Klimakrise nicht zuverlässig nutzbar. Senatorin Leonhard konterte dieses Argument mit dem Hinweis, mit modernen Planungswerkzeugen könnten Brücken durchaus 80 bis 100 Jahre halten, ein kostenoptimierter Tunnel 100, ein aufwendigerer 130 Jahre.
Wie die Umweltverbände kritisierte Die Linke die geplante Höhe der Brücke. „Eine niedrigere Brücke hätte seriöserweise geprüft werden müssen“, sagt der Bürgerschaftsabgeordnete Norbert Hackbusch. Der Senat müsse angesichts des stagnierenden Containerumschlags darlegen, warum die neue Brücke höher werden solle.
Norbert Hackbusch, Die Linke
Leonhard wies darauf hin, dass die Schiffe generell größer würden. Eine niedrigere Brücke wäre zudem nur „im einstelligen Prozentbereich billiger“, sagte sie. Den Vorteil einer höheren Brücke dafür zu verschenken, halte sie für nicht zu rechtfertigen.
Sie hob hervor, dass die Bundesregierung eine Absichtserklärung abgegeben habe, sich an den Kosten zu beteiligen. Das gilt allerdings nur für die Nettobaukosten, nicht aber für den Abriss der alten Brücke. „Zwei Milliarden Euro werden es schon werden“, schätzte Leonhard. Nabu und BUND erinnerten daran, dass der Senat drei Kilometer weiter südlich die Autobahn A26 Ost quer durch den Hafen plant. Diese werde durch eine neue Köhlbrandquerung überflüssig.
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