: Abgesägte Ohren
Und vor Einsamkeit strotzende Seelenlandschaften: „Bettie Ford“ und zwei Schwedenbands im Knust
Who the fuck ist eigentlich Bettie Ford? Hamburger SzenegängerInnen ist die entsprechende „Klinik“ auf dem Kiez als Location ein Begriff. Und heute Abend gibt es im Knust Bettie Ford nun auch noch als Hardcore-Punk live. Betty Ford ist die ehemalige First Lady der USA und ihr Gatte Gerald Ford der einzige US- Präsident der Geschichte, der niemals vom Volk gewählt wurde. Er wurde vielmehr ernannt, als Nachfolger von Nixon, der über den Watergate-Skandal gestolpert war, und scheiterte bei den Wahlen 1976 an Jimmy Carter. Kein Wunder, dass Betty Ford alkoholsüchtig wurde. Doch sie selbst holte sich da wieder raus und gründete in den 80ern das Betty-Ford-Center, in dem alkoholsüchtige Menschen therapiert werden.
Für Hardrock-Punker muß eine solche Person also geradezu Feindbild sein, denn sie greift ein für ein ordentliches Punkerleben konstitutives Element massiv an: den Suff. Und so heißt die Tour, an der neben Bettie Ford auch noch die beiden aus Schweden stammenden Bands Cosmic Ballroom und The Mobile Mob Freakshow beteiligt sind, passenderweise auch „Punk‘n‘Drunk“.
Das sich Schweden mit dem Suff auskennen, ist für alle, die mal eine Fähre zwischen Göteborg und Kiel benutzt haben, keine Neuigkeit. Und es fällt nicht schwer sich vorzustellen, wie betrunkene Schweden, statt an den Spielautomaten auf den Fähren der Stena-Linie rumzufummeln, sich Gitarren schnappten und diese gegen romantische und vor Einsamkeit strotzende Seeenlandschaften in Stellung brachten.
Doch vielleicht ist das mit dem Suff und Bettie Ford gar nicht so gemeint? Immerhin heißt der Sänger von Bettie Ford Dan Ford, und möglicherweise heißt nur seine Freundin, Mutter oder Tante Bettie?
Wenig spekulativ ist der Sound von Bettie Ford: Der kommt mit reißenden, vergleichsweise melodiös gespielten Gitarren daher. Dan Ford erinnert stimmlich gelegentlich an Rory Gallagher, und auch der Sound klingt hin und wieder wie ein Flashback aus den 70er Jahren. Aber das ist ja durchaus angesagt. Die Band stammt übrigens aus Köln, spielt in der jetzigen Besetzung seit 1999 zusammen und legte vor einer Woche mit League of Fools ihr erstes Album vor.
Wer immer schon mal wissen wollte, wie es sich anfühlt, wenn einem die Ohren abgesägt werden, ist bei Cosmic Ballroom und The Mobile Mob Freakshow richtig. Stramme zerrende Gitarrenwände mit jeder Menge Quieken, gerotzte Stimmen, tobende Bässe und mächtig verprügelte Schlagzeuge kennzeichnen beide Bands. Öhrstöpsel in keinem Fall zuhause lassen! Dirk Seifert
Heute, 20 Uhr, Knust