■ KURZMELDER: Abbado will Ur-Schubert
Der neue künstlerische Leiter der Berliner Philharmoniker, Claudio Abbado, will 1992 die Urfassung von Schuberts 4. Sinfonie spielen, deren Manuskript er im Archiv des Wiener Musikvereins entdeckt hat. Das Stück wird üblicherweise in einer Bearbeitung von Johannes Brahms gespielt. Weiterhin habe er die Idee, »Musik in Verbindung mit großen Dichtern« vorzustellen. So plane er einen Abend mit Musik von Brahms über Luigo Nono zu Werken Friedrich Hölderlins, wobei die Literatur von Schauspielern vorgetragen werden könnte. Andere Projekte seien Faust mit Musik von Hector Berlioz, Franz Liszt, Ferrucio Busoni, Alfred Schnittke, Gustav Mahler und Prometheus zu Werken von Alexander Skrjabin, Beethoven, Liszt und Nono. Eine unbekannte Oper des Liederkomponisten Franz Schubert stehe »vielleicht für 1993« in Aussicht.
Der 57jährige Abbado, der auch Musikdirektor der Wiener Staatsoper ist, betonte, es gebe in Berlin »viel mehr Möglichkeiten, Neues anzufangen«. So wolle er sich für die Moderne und zeitgenössische Komponisten wie György Kurtag, Witold Lutoslawski oder Pierre Boulez einsetzen und auch unbekannte Musikschöpfer aufführen. Unter den Berliner Philharmonikern gebe es viele Musiker, die Moderne spielen wollten.
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