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Ab, ab ins Häuschen

■ Diarrhoe verhinderte fast Gaby Wolfs Sieg / Nerurkar schnellster Mann

„Als ich bei Kilometer zehn ins Häuschen mußte, dachte ich, der Sieg sei vorbei“, wunderte sich Gabriele Wolf nach der Zielüberquerung. Trotz Durchfall („Es war wohl die Marmelade im Hotel“), ließ die Vorjahressiegerin aus Dortmunderneut alle Konkurrentinnen hinter sich und überholte ihre stärkste Mitläuferin, Atlevtina Naumova, bei Kilometer 38 endgültig. 17 500 Mark versüßen der Siegerin (2:34:36) die Rückreise.

Richard Nerurkar aus England gab sich im Ziel weniger verwundert: „Nein, ich bin nicht überrascht, nur zufrieden.“ Der 10 000-Meter-Läufer, 1991 war er WM-Fünfter über diese Distanz, trabte in Hamburg seinen allerersten Marathon – und siegte. Nur 14 Sekunden langsamer als Streckenrekordler Jörg Peter vor zwei Jahren (2:10:43) war der 29jährige Brite. Ihn begleiteten, so gab er an, „mein Trainer, meine Mutter und die Frau von meinem Trainer.“

Einsam ist der Marathonläufer, nicht nur ab Kilometer 30. Aber mit 27 500 Mark Siegprämie läßt sich ja nachträglich eine ganze Menge Spaß organisieren.

Bei den RollstuhlfahrerInnen bewies Robert Figl, daß er die beste Schlagtechnik besaß. Der Bammentaler jedenfalls war als erster der insgesamt 7600 (Meldungen: 8024) gestartete TeilnehmerInnen) im Ziel (1:44.50). Neue Handschuhe, seine sind garantiert zerfetzt, wird er sich selbst kaufen müssen, die Rollstuhlfahrer erhalten keine Prämie. Veranstalter Wolfgang Kucklick dazu: „Wir haben für die Fahrer keine Sponsoren gefunden." Sonstige Ungerechtigkeiten gab es keine, die Straßen waren ob der Witterungsverhältnisse, es war zehn Grad frostiger als im Vorjahr, wesentlich leerer. Die Polizei geht von weniger als 300 000 Schaulustigen aus, Optimisten erwarteten eine halbe Million.

„Ruhig war's eben,“ so Egbert Meyer-Lovis, der Vertreter der Hilfsorganisationen: „Wir hatten nur 30 Einsätze mit dem Notarztwagen, 16 davon nicht aus dem Läuferfeld. Das extremste war eine Entbindung.“ Claudia Thomsen

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