: Ab 1.4. heißt es Ärmel hoch im Amt
■ Kein Aprilscherz: Eine Stunde mehr für West-Beamte
Ab ersten April wird in Teilen der Berliner Behörden wöchentlich eine Stunde länger als bislang gearbeitet. Der Senat beschloß gestern, daß die Beamten Westberlins künftig 39,5 Stunden arbeiten sollen, für Ost-Beamte bleibt es bei der bisherigen 40-Stunden-Woche. Diese Arbeitszeitverlängerung hatte der Senat bereits im Juni letzten Jahres ins Auge gefaßt, als er über den Haushalt 1994 beriet. Die Einführung verzögerte sich jedoch, da der Rat der Bürgermeister und auch die Beschäftigtenvertretungen Bedenken hatten.
In den Augen der ÖTV ist die Arbeitszeitverlängerung angesichts der Debatte um Arbeitszeitverkürzung „völlig unsinnig“. Auch der Staatssekretär in der Innenverwaltung, Eike Lancelle, nannte gestern die Flexibilisierung der Arbeitszeit eine der Prioritäten des Senats, um den Arbeitsmarkt zu entlasten. Allerdings stellte er diesem den Abbau der Stellen im öffentlichen Dienst als gleichwertiges Ziel gegenüber. Die Streichung von insgesamt 25.000 Stellen dürfe durch nichts in Frage gestellt werden. Es sei jahrzehntelang Arbeitsmarktpolitik über den öffentlichen Stellenmarkt betrieben worden. Der dadurch entstandene Überhang müsse nun abgebaut werden.
Zugleich versicherte Lancelle jedoch, daß Berlin sich grundsätzlich einer Bundesratsinitiative des Saarlandes anschließen werde, mit der die rechtlichen Voraussetzungen für die umfassende Reduzierung der Arbeitszeit bei Beamten geschaffen werden sollen. Bislang ist eine Teilzeitbeschäftigung von Beamten nur in Ausnahmefällen möglich.
Die eine Stunde Mehrarbeit für die 60.000 West-Beamten soll zu einer Reduzierung des Personalbestandes um 700 Stellen führen. Diese entspräche einer Einsparung von 40 Millionen Mark. Diese Marge wird ab 1996 erreicht werden, bis 1995 werden 350 Stellen abgebaut. dr
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