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Aachener Friedenspreis für SchulenSchulleiterin lehnt ab

Die Düsseldorfer Hulda-Pankok-Gesamtschule will den Aachener Friedenspreis nicht annehmen. Den Beschluss, Auftritte der Bundeswehr zu untersagen, gab es nicht.

Karriere mit Zukunft bei der Bundeswehr? Möglich. Denn Auftritte der Bundeswehr sind an der Schule gar nicht untersagt. Bild: dpa

AACHEN dpa | Die Schulleiterin der Düsseldorfer Hulda-Pankok-Gesamtschule will den Aachener Friedenspreis nicht annehmen. Den Beschluss, für den die Schule ausgezeichnet werden soll – nämlich Auftritte der Bundeswehr zu untersagen – habe es gar nicht gegeben, stellte Alexandra Haußmann in einem offenen Brief fest.

Der Aachener Friedenspreis widersprach am Dienstag. Einen entsprechenden Beschluss habe die Schulkonferenz nach Aussagen von beteiligten Schülern und Eltern im Oktober 2010 einstimmig gefasst.

Eine solchen Vorgang habe es in der Geschichte des Preises noch nicht gegeben, sagte die Sprecherin des Vereins, Lea Heuser. Die Düsseldorfer sollten neben zwei anderen „Schulen ohne Bundeswehr“ am 1. September den Aachener Friedenspreis erhalten.

Der Aachener Friedenspreis halte an der Schule als Preisträger fest, sagte Heuser. Da die Schulkonferenz den Beschluss mit Eltern und Schülern gefasst habe, könnten auch Vertreter dieser Gruppen den Preis entgegennehmen: „Das muss die Schule intern klären.“

In dem öffentlichen Brief an den Verein stellte Schulleiterin Alexandra Haußmann fest: „Die Schule nimmt den Preis nicht an“, da die für preiswürdig gehaltenen Umstände nicht zuträfen. Vertreter der Bundeswehr könnten weiter in den Unterricht kommen. Aktive Friedenserziehung umfasse auch die Auseinandersetzung mit der Bundeswehr. Dagegen kritisiert der Friedenspreis, Auftritte der Bundeswehr im Unterricht seien oft getarnte Werbeveranstaltungen.

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8 Kommentare

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  • L
    Leonard

    Einen Preis zu verleihen, weil "nach Aussage von Schülern und/oder Eltern" auf einem Schulkonferenzbeschluss abgelehnt wurde, mit der Bundeswehr zusammenzuarbeiten... Erstens dürfen meines Wissens nach Interna aus Schulkonferenzen nicht "ausgeplaudert" werden -> es müsste eine offizielle Stellungnahme der Schule vorliegen. Zweitens ist es tatsächlich sehr schwach von der Aachener Friedenspreis Jury (wenn es so etwas gab) für so etwas auch noch unter dubiosen Umständen den Preis zu verteilen! Ganz konkret für aktive Friedenserziehung, wie sie wohl laut den Kommentaren der Schulen auch stattfindet und spezielle Projekte wäre es sicher okay - aber so...

     

    Blamieren wird sich m.E. der Aachener Friedenspreis für die Verbohrtheit, selbst nach der Aufklärung der Schulleiterin (Hut ab für ihre Courage!) an der Entscheidung festzuhalten, statt ehrlich zuzugeben, dass es einen Fehler gab...

     

    Mir kommt es so vor, als wäre die Schule strategisch gegen die aktuell laufende "Werbung" der Bundeswehr positioniert worden um Schlagzeilen zu produzieren -> verständlich, wenn man nicht für politische Zwecke "missbraucht" werden möchte...

  • DN
    Dr. Nathan Warszawski

    Es gibt Negativpreise, die man nicht ablehnen kann: Goldene Zitrone, Big Brother Awards, Sauere Gurke und nun den Aachener Friedenspreis.

  • JK
    Jörg Krauß

    Die Bundeswehr hat an Schulen und anderen öffentlichen Einrichtungen aus meiner Sicht nichts verloren. Sie "verteidigt" für mich in keinster Weise "meine Freiheit" am Hindukusch oder sonstwo.

    Ethikunterricht bundesweit jetzt und für alle und schon kann eine freiheitliche demokratische Grundordnung von links bis rechts diskutiert werden. Wenn man Weltoffenheit als Gesellschaft pflegen möchte, sollte ein Frieden im Vordergrund stehen, der nichts mit Abschreckung und Stärke zu tun hat. Wer z.B. die Religionen und ihre politischen Einflüsse weltweit in der Schule diskutiert, hat auf Jahrzehnte genug damit zu tun, Frieden auf vilefältigste Art zu definieren und zu leben. Eine Berufsarmee auf Werbefahrt durch deutsche Schulen ist für mich nur der Ausdruck von massivem Bildungsnotstand in dieser Republik und der komplett falsche Weg. Mit Waffen schafft man immer nur einen Frieden, der mit Waffen zu verteidigen ist. Was ist daran frei?

  • J
    Jette

    Dass unsere Soldaten und Soldatinnen (das sind unsere Söhne und Töchter)von unseren Volksvertretern zu Auslandseinsatzen geschickt werden, bedrückt mich sehr. Diese jungen Menschen riskieren ihr Leben und werden dafür noch beschimpft und als "Mörder" bezeichnet.

    Die Menschen, die jetzt gegen die Bundeswehr sind, sind die ersten, die ganz laut nach den Soldaten/innen schreien, wenn eine Notsituation eingetreten ist. Z.Zt. helfen 16.000 Soldaten/innen beim Hochwasser. Sie werden abkommandiert und müssen helfen. Man könnte ja stattdessen 16.000 Parzifisten im Hochwassergebiet arbeiten lassen.

  • KF
    Karl Frieder

    Zwei Anmerkungen:

     

    Zum Einen scheint die Schulleiterin sowas wie Courage und Selbstbewusstsein zu haben, das finde ich gut und (leider, im Vergleich zu anderen Herren und Damen in dieser Funktion) bemerkenswert!

    Außerdem vertritt in der Tat die Schulleitung die Schule nach außen, und spricht für sie, und mitnichten irgendwelche Elternvereine, oder -vertreter! Da es sich offenbar um eine staatliche Schule handelt, ohnehin. Der Preis wird also nicht angenomen.

     

    Zum Anderen erscheint mir diese ganze "Preisverleihung" auch sehr gewollt, typisch schwarz/weiss-schematisch und gutmenschelnd! Einen Friedenspreis für "Schulen ohne Bundeswehr", naja geht es noch ein bisschen oberflächlicher und pseudo-pazifistischer?! Wieso denn nicht besser ein Preis an Schulen, an denen SchülerInnen keine Gewalt anwenden, oder wo Projekte zur Friedensforschung betrieben werden o.ä.?!

  • SG
    Schmidt Georg

    Bravo, solche Leute braucht das Volk, andere hätten den Preis strahlend entgegen genommen und sich in die Brust geworfen-es tut gut, wenn man noch Menschen hat, die mitdenken und sich Gedanken machen-dafür gehört ein Preis und Anerkennung!

  • M
    malte

    bei bundeswehr besuchen an schulen geht es aber leider nicht um einen kritischen dialog, sondern um werbung in eigener sache.

  • S
    sigibold

    Über das Auftreten der Bundeswehr in den Schulen kann man geteilter Meinung sein. ( Sind wir ja auch )

    Aber.. Wenn man einen Preis nicht will, kann man ihn ablehen. Dachte ich immer. Deshalb irritiert mich die Aussage des Aachener Friedenskreises , dass an der Vergabe festgehalten wird. Gibt es so etwas wie eine Zwangsverpreisung? Man kann doch sogar den Nobelpreis ablehnen. Nehmen sich die Friedensonkels und Tanten da nicht zu wichtig? Und schon dafür einen Preis zu vergeben, weil man nicht mit der Bundeswehr sprechen will. Das halte ich für äußerst schwach. Richtig wäre doch eher den kritischen Dialog zu suchen, ob und wann und wozu die Bundeswehr gebraucht wird. Einen Dialog zu unterdrücken ist in meinen Augen keinen Preis wert. Schwache Veranstaltung da in Aachen....