■ AUS POLNISCHER SICHT: Fiat iustitia*!
Wenn man als politisches Ziel das Erreichen der gerechten Teilung des Reichtums und Wohlstands definiert, muß man den Rechtsradikalen in Deutschland lassen, daß sie massiv zu diesem durchaus begrüßenswerten Ziel beitragen: ich meine natürlich nicht die eilig zusammengetriebenen Klausuren der Regierungsparteien, die nun nachgrübeln, wie man den frustrierten Brüdern und Schwestern drüben ein wenig Beruhigungsmilliarden von den demokratisch schwer geprüften Wessis abzapfen könnte. Mir geht es um den internationalen Maßstab der Gerechtigkeit: Das absehbare Handelsembargo der UNO gegen das Verfolgerland Deutschland wird hoffentlich nicht nur die Gaue in Mitteldeutschland in den Ruin treiben, es ermöglicht auch vielen hier lebenden Menschen, einen Asylantrag in anderen, toleranteren Ländern wie Albanien oder Vatikan zu stellen. Die Wiedereinführung des Vier-Mächte-Status und die Stationierung der alliierten Truppen weitere fünfzig Jahre lang wird dem Haushalt den Rest geben. Dadurch wird auch endlich das Problem der Wirtschaftsflüchtlinge beseitigt, weil niemand hier rein wollen wird, sondern eher raus — es werden also alle zufrieden sein können: die Rechten, da sich das Ideal des ausländerfreien (wahrscheinlich fast menschenfreien) Deutschland erfüllen wird; die Linken, weil endlich die Gerechtigkeit herrscht, denn das Bruttosozialprodukt in der BRD (pardon, im IV. Reich) und in Burkina Faso werden sich angleichen. [Nur das Bildungsniveau beider Länder nicht: da liegen wir dann zurück! d. säzzer] Die Ökofundis, da es so wunderbar schadstoffarm werden wird, daß man vor lauter Bäumen keinen Wald mehr sehen wird. Ich sei ein Utopist und überschätze die Möglichkeiten der neuen freien deutschen Hitlerjugend? Die ersten Erfolge auf dem Wege der Verbrechensbekämpfung sind schon zu verzeichnen — um den Randalen vorzubeugen, erwägt der Bundesinnenminister die Einführung eines Versammlungsverbotes. Eine allgemeine Ausgangssperre als der nächste Schritt wird wesentlich effektiver werden. Piotr Olszowka
*) Es komme die Gerechtigkeit! (und wenn die Welt kaputt gehen sollte, Ferdinand I, Kaiser des Römischen Reiches Deutscher Nation)
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