AUF NAURU SIND DIE „TAMPA“-FLÜCHTLINGE FAST ALLEIN: Botschaft der Hoffnungslosigkeit
Sollte das australische Bundesgericht in Melbourne der Abschiebungsaktion der Regierung nicht noch einen Riegel vorschieben, werden viele der von dem norwegischen Frachter „Tampa“ geretteten Flüchtlinge bald in der pazifischen Zwergrepublik Nauru ankommen. Um den nur etwa 12.000 Nauruern die als vorübergehend bezeichnete Aufnahme der 300 Flüchtlinge schmackhaft zu machen, will Australiens Premier John Howard die Kosten übernehmen. Nauru bleibt kaum eine Wahl – der Zwergstaat ist ohnehin von australischer Hilfe abhängig. Da in Nauru keinerlei Infrastruktur für Flüchtlinge vorhanden ist, dürfte ihre dortige Aufnahme auch viel teurer als der Verbleib auf der australischen Weihnachtsinsel oder die übliche Unterbringung in einem der umstrittenen australischen Internierungslager werden. Jetzt werden die Flüchtlinge zwar nicht in Australiens Wüste interniert, doch dafür wird quasi ganz Nauru zum Internierungslager.
Was die US-Amerikaner vor einigen Jahren bei der Internierung haitianischer Bootsflüchtlinge auf ihrem kubanischen Stützpunkt Guantanamo vorgemacht haben, findet jetzt in der australischen Quasikolonie Nauru seine südpazifische Entsprechung. Wie damals Washington geht es heute Canberra um Abschreckung. In Nauru werden die Flüchtlinge zwar von UN-Mitarbeitern betreut werden. Doch dort fehlt ihnen, was es in Australien selbst bei Gefangenschaft in einem Internierungslager gibt: der Zugang zu einem nichtstaatlichen Unterstützungsnetzwerk außerhalb der Zäune – also Flüchtlingsorganisationen, Anwälte, kirchliche und humanitäre Hilfsorganisationen sowie Verwandte und Freunde.
Von denen wird sich kaum jemand die Reise oder gar die Arbeit in Nauru leisten können. Der wahlkämpfende Howard weiß, dass er die Fahrt von weiteren Bootsflüchtlingen nach Australien nicht stoppen kann. Doch seine zynische Botschaft der Hoffnungslosigkeit lautet jetzt: Wer sich in die Hände von Menschenschmugglern begibt, riskiert nun auch noch den Verlust nichtstaatlicher Hilfe. Verzweifelte Flüchtlinge dürften sich davon nicht abschrecken lassen. Die Preise der Menschenschmuggler dürften dagegen steigen. SVEN HANSEN
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