ATTAC STEHT VOR DEM VERTRAUTESTEN ALLER BEWEGUNGSPROBLEME: Ohne Hierarchie keine Frauenquote
An einem feinen, aber durchaus nicht kleinen Detail scheiterte auf der Attac-Hauptversammlung die Abstimmung darüber, wie die Ortsgruppen der Organisation künftig ihre Delegierten wählen sollten: an der Frauenquote. Ach nee. Zunächst erscheint es surreal, dass über ein so bekanntes Hindernis selbst ein so junges Fohlen wie Attac stolpern sollte. Andererseits wissen alle, die je eine Quotendiskussion mitbestritten haben, dass sich darin die gesamte Geschlechterfrage konzentriert. So gesehen wundert es nicht, dass alle Appelle an Einigkeit hier nicht fruchten mochten.
Frauen übernehmen zwar gerne alle Arbeit, aber nicht alle Verantwortung und schon gar nicht alle Repräsentation. Und zu manchen Ämtern wollen sie auch gedrängt werden. Dank solcher Erfahrung plädierten vor allem die frauenbewegungserfahrenen Frauen für eine strikte Quote, immer nach dem Motto: „Anders geht’s nicht“. Stellt sich die Frage: Was denn?
Denn natürlich geht Attac auch mit wenig Frauen, und zwar sehr gut: Dies hat die zuallermeist männliche Attac-Gründungsgeneration doch vorgemacht. Und die wenigen, eher jüngeren Frauen ließen am Wochenende kein besonderes Interesse an der Quote erkennen. Das dürfte unter anderem daran liegen, dass sie mit den Männern keine besonders schlechten Erfahrungen gemacht haben. Und das wiederum dürfte daran liegen, dass es bei Attac bislang noch nicht so sehr um Postenhuberei als vielmehr um politische Inhalte ging.
Das aber heißt: Sobald es um Macht innerhalb einer Organisation geht, wird es Zeit, die Männer zu disziplinieren. Wenn Attac es aber ernst meint damit, dass nur Konsens über Argumente und Ziele, nicht aber Hierarchien wichtig sind, dann braucht es auch keine Quote. Und sollte sich die Beschwörung des Konsenses irgendwann als naiv erweisen, hat Attac nicht nur ein Quotenproblem.
ULRIKE WINKELMANN
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