ARD-Komödie „Konrad und Katharina“: Räuberpistole mit zwei Alten

Konrad und Katharina werden zu Kindesentführern. Mit Einverständnis des kleinen Opfers. Eine etwas brave Komödie der „Stromberg“-MacherInnen.

Konrad und Katharina vor einer blau-kachelten Wand

Flucht aus dem Krankenhaus: Konrad Keller (Uwe Kockisch) und Katharina Taubert (Christine Schorn). Foto: MDR/Ziegler Film/Steffen Junghan

Ende 2015, das deutsche Fernsehen: Altersarmut, Altersdemenz, Alte, die zum Sterben in die Schweiz fahren wollen, nicht dass sie Opfer der Betreuungskriminalität werden. Die Deutschen werden und sind immer älter, die Fernsehzuschauer der Öffentlich-Rechtlichen noch viel mehr. Es sollte also nicht wundern, dass sie die Alten als Thema umfassend für sich entdeckt haben. „Altersglühen – Speed Dating für Senioren“ war das Genre-Meisterstück. Wobei das Neue nicht die Alten als solche sind, deren Vorkommen.

Lustige oder rüstige Alte à la Tana Schanzara oder Inge Meysel gab es schon vor Jahrzehnten. Als „Jakob und Adele“ hatten sie vor dreißig Jahren auch schon mal Hauptrollen. Neu ist die Zahl und neu ist die gewisse Schonungslosigkeit gegenüber den pathologischen Aspekten des Altseins. Wenn Til Schweiger Alzheimer für geeignet hält, einen seiner Bundesblockbuster daraus zu stricken – dann sind die Alten zweifelsfrei in der Mitte des deutschen Films angekommen.

Das ist der Hintergrund, vor dem „Konrad und Katharina“ irgendwie irgendwo einzusortieren ist. Da will sich also einer, der sich für seine Frau, die ein Pflegefall war, aufgeopfert hat bis zu ihrem Tod, mit Autoabgasen in der Garage ersticken. Warum? Weil seine Krankenkasse die in anderen Ländern zugelassene, sein Augenlicht rettende Operation nicht bezahlen will, weil sie in Deutschland noch nicht zugelassen ist. Das klingt erst mal nicht so harmlos wie es in dem Film aber aussieht. Zum Beispiel leistet der mit seinem existentiellen Anliegen so schnöde abgebügelte Alte Widerstand, indem er, vermeintlich bereits erblindet, beim Verlassen der Beratungsstelle deren Mobiliar en passant zerlegt, in seiner Ungeschicklichkeit. Der lustige Alte: Konrad.

Konrad und Katharina werden gespielt von Uwe Kockisch und Christine Schorn, beide wurden 1944 geboren. Konrad und Katharina konnten früher nicht zusammenkommen, weil: „Wissen Sie, warum ich damals Ihr Taxi nicht mehr bestellt habe? Weil die zwei Fahrten pro Woche das Einzige waren, was mich gefreut hat. Eine mehr und – ich hätte meine Frau verlassen müssen. Was nicht ging.“ Jetzt ist Konrads Frau tot und Katharina fährt immer noch Taxi. „Ich dachte, Sie und Ihr Mann wollten aufhören?“, fragt Konrad. „Der hat aufgehört. Und mit was anderm angefangen. Mit was Brünettem. Anfang 40“, antwortet Katharina.

Regisseurin und Autor von „Stromberg“

Konrad und Katharina könnten das schnelle Daten gleich überspringen und zusammen glücklich sein – wäre da nicht das Problem mit seinen Augen. Zum Glück chauffiert Katharina auch den kleinen Georg (Kieran West), dessen Eltern (Melika Foroutan und Arnd Klawitter) viel Geld und wenig Zeit für ihn haben. Naseweis, wie TV-Kinder sind, hat er eine Idee: „Wir könnten doch so tun, also ob ich entführt worden bin und Lösegeld fordern. Dann kann Konrad behandelt werden und mein Vater kommt zu Weihnachten nach Hause!“ Anders als im wahren Leben werden solche infantilen Flausen im Film immer gleich umgesetzt, mit vielen Komplikationen natürlich.

Mittwoch, 23.12.2015, 20.15 Uhr, ARD, „Konrad und Katharina“; Komödie D 2015; R: Franziska Meletzky; D: Uwe Kockisch, Christine Schorn, Kieran West, Melika Foroutan, Arnd Klawitter

Und die Augenkrankheit entpuppt sich als bloßer Auslöser für eine turbulent gemeinte Entführungs-Räuberpistole. Mehr „Jakob und Adele“ als „Altersglühen“. Tut nicht weiter weh, ist aber ganz gut gemacht. Die Dialoge passen und insbesondere Katharina hat sich der Autor Ralf Husmann (mit Elke Rössler) schon schön schnoddrig ausgedacht. Aber halt: Der Ralf Husmann? Der"Stromberg“-Schöpfer Husmann? Ja der. Und Regisseurin Franziska Meletzky hat bei einigen „Stromberg“-Episoden die Regie besorgt.

Das ist dann allerdings eine Fallhöhe oder noch so ein Hintergrund – neben dem der so schonungslosen neuen Alten-Filme –, vor dem „Konrad und Katharina“ wie eine etwas brav geratene Fingerübung aussieht.

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