piwik no script img

ARD-Dokumentation über FacebookNoch mal alles ordentlich erklärt

Eine ARD-Doku über Facebook liefert einen Grundkurs – und ein bisschen mehr. Vor allem fürs Interview mit Zuckerberg könnte es "Gefällt mir"-Klicks geben.

Ohne Facebook geht es nicht: Eine Schülerin nutzt ihr Smartphone fürs soziale Netzwerk. : dpa

Es ist alles drin in dieser Dokumentation: "Facebook – Milliardengeschäft Freundschaft", eine Kooperation von NDR und BBC. Da ist beispielsweise die 17 Jahre alte Franciska ("Eigentlich läuft Facebook immer nebenbei"), die zeigt wie groß der Raum ist, den das Nebenbeimedium des Internetzeitalters mittlerweile in manchen Leben einnimmt und wie sehr sich junge Leute offenbar auf die Werbeanzeigen des Konzerns einlassen ("Man geht schon auf die Werbung"). Da ist ihre Mutter, die verdeutlicht, dass das längst noch nicht jedem so geht ("Wir sind da mit dem Denken noch ein wenig hinterher").

Da ist der obligatorische deutsche Datenschützer, in diesem Fall Thilo Weichert aus Schleswig-Holstein ("Die Betroffenen zahlen mit ihren Daten"), der vor künftigen Bonitätsprüfungen via Internet warnt. Da ist der Polizist aus Niedersachsen, der Facebook-Fahndungen mit einer schlichten Kausalkette begründet ("Der Gewalttäter ist jung, der Zeuge ist jung und das Opfer ist möglicherweise auch jung. Und der Facebook-Nutzer auch").

Da ist der Forscher Thorsten Holz, der erklärt, wie Cookies funktionieren und wie sie Informationen von unseren Rechnern saugen. Da ist der Webwerber Curt Simon Harlinghausen mit der futuristischen Brille ("traf Zuckerberg zuletzt 2011"), der das Anzeigenmodell erklärt.

Grundkurs Facebook

Da sieht man in einer Dreiviertelstunde also alles, was ein ordentlicher Grundkurs Facebook enthalten sollte. Auch die Medienpädagogin, die recht gelassen sagt, man müsse sich nur die Nutzungsbedingungen ansehen, dann wisse man recht schnell, dass alle Rechte an Facebook gehen – für die eigenen Fotos etwa. Es ist wirklich alles, alles drin. Facebook for Beginners. Lesson One.

Und irgendwann sind dann da also auch Mark Zuckerberg und Sheryl Sandberg. Die Kameras dringen ins Hauptquartier von Facebook im kalifornischen Palo Alto vor. Der Firmengründer und seine oberste Finanzfachfrau und Werbespezialistin erzählen recht eindeutig, worauf es ihnen ankommt. "Unser Erfolg ist es, wenn wir Menschen helfen, all das von sich preiszugeben, was sie möchten", sagt etwa Zuckerberg. Betonung auf preisgeben.

Psychologie und Programmieren

Und Sandberg fügt später hinzu: "Wir zeigen dir Sachen, von denen du noch nicht weißt, dass du sie willst." Das sei das Großartige. Man sei gar nicht im Suchmodus auf Facebook, nicht beim Einkaufen, und deshalb für die Produkte umso empfänglicher. Psychologie und Programmieren, sagt Zuckerberg, das sei sein Studium in Harvard gewesen. Das sei die DNS von Facebook.

Am allerinteressantesten an dieser vielleicht etwas zu ordentlichen und umfassenden Dokumentation mit der herzlichen Musik (Songtitel: "I like") und den glänzenden Bildern ist aber Thomas Stieglitz, ein Campingplatzbesitzer von 35 Jahren, der oft ein wenig nachdenklich schweigt, während er erklärt, warum er den Tag mit einem Kaffee und Facebook beginnt.

Internet im Internet

Der dann Sätze sagt ("Ja, ich bin eine Ware"), die er wenig später irgendwie wieder zurücknimmt. Der in seinen sichtbaren Überlegungen manchmal etwas zu fassen kriegt ("Facebook ist das Internet im Internet.") und dann auch wieder nicht so sehr ("Ich benutz' lieber ein System, als dass es mich benutzt"). Und wenn man diesem Thomas Stieglitz in seine suchenden Augen schaut, versteht man, wie wenig klar ist, was aus alledem noch werden wird. Erinnert sich noch jemand an Myspace?

Vor allem für diese Unsicherheit, die Svea Eckert, Anika Giese und Charles Miller da in Bilder fassen, und für Zuckerberg und Sandberg, könnte es den einen oder anderen "Gefällt mir"-Klick geben.

"Facebook – Milliardengeschäft Freundschaft", ARD, Montag, 13.02.12, 22:45 Uhr

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen