: APPELL
■ der Mieter, Nutzer und Pächter an die Abgeordneten der Volkskammer der DDR
Mit den vollzogenen Wahlen zur Volkskammer am 18. März 1990 wird der Druck von Haus- und Grundstückseigentümern aus Westberlin und der Bundesrepublik auf Mieter, Nutzer und Pächter in der DDR immer massiver.
Die Zahl der davon betroffenen DDR-Bürger geht in die Millionen. Sorgen, Ängste, ja sogar Panik, wachsen täglich.
Wir, die Mieter in Wohnhäusern, Besitzer von Häusern und Erholungsbauten auf Pacht- und Nutzungsgrundstücken, befürchten, im turbulenten Vereinigungsprozeß beider deutscher Staaten als Opfer auf der Strecke zu bleiben. Die soziale Sicherheit der betroffenen Mieter sowie Wohn-, Lebens- und Freizeitinteressen der Nutzer und Pächter sind in höchster Gefahr.
Unsere in Wohnungen, Häuser, Wochenend- und Erholungsbauten und in den Boden jahrzehntelang investierten manuellen und finanziellen Aufwendungen laufen Gefahr, bei den anstehenden politischen Entscheidungen keine Rolle mehr zu spielen.
Deshalb erheben wir folgende Forderungen:
-Einbindung der Probleme der Mieter, Nutzer und Pächter in die parlamentarischen Tagesaufgaben - Wahrung des Prinzips, mit der Tilgung alten Unrechts kein neues Unrecht zu schaffen
-Maßnahmen zur Wahrung des verfassungsmäßig garantierten Rechts auf Wohnraum
-Festschreibung von Kündigungsschutz und Mietpreisbindung
-Anerkennung unserer Rechtsauffassung, welche die in 40 Jahren DDR gewachsenen Rechte der Mieter, Nutzer und Pächter als ein nicht revidierbares Ergebnis des letzten Krieges widerspiegelt
-Erarbeitung gesetzlicher Regelungen, die einen maximalen Schutz der Interessen der Grundstücksnutzer und -pächter gewährleisten.
Wir appellieren an Sie in Ihrer Eigenschaft als Vertreter der Interessen der Bürger der DDR, unsere Interessen im Rahmen der anstehenden politischen Aufgaben konsequent zu vertreten.
Initiative Mieterbund der DDR
Der Mieterbund ruft alle MieterInnen zu einer Menschenkette um die Volkskammer auf. Treff: Am Tag der ersten Volkskammersitzung, dem 5. April, früh um 8.00 Uhr an der Volkskammer. Zeigen wir, daß wir uns wehren können!
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