piwik no script img

AMERICAN PIEDer Freischwimmer

Schwimmer Ryan Lochte war Rios fiesester Olympionik. Sein Comeback als gefeierter Sportpromi ist wohl ohne Beispiel

Ryan Lochte ist raus. Der Antistar der Olympischen Spiele von Rio de Janeiro hat die achte Runde der Promi-Tanz-Show „Dancing with the Stars“ nicht überstanden. Mit Standing Ovations ist der Schwimmer verabschiedet worden. Viel habe er über sich gelernt in den vergangenen Wochen und dass es möglich sei, wieder aufzustehen, wenn man auf dem Boden liege, hat er gesagt. Es durfte geweint werden.

Als die Show-Reihe Mitte September begonnen hatte, konnte sich kaum einer vorstellen, dass Lochte einmal mit donnerndem Applaus verabschiedet würde. Zu präsent war da noch die Lügengeschichte, die der sechsfache Olympiasieger der Öffentlichkeit in Rio aufgetischt hatte. Er behauptete damals, überfallen worden zu sein, und dachte wohl, dass man ihm mehr glaubt als den Bildern von Überwachungskameras, die zeigten, wie er zusammen mit drei Kollegen aus dem US-Schwimm-Team an einer Tankstelle randaliert hat. Ja, eine Waffe war im Spiel. Doch niemand wollte Lochte ausrauben. Es war die Waffe eines Securitymitarbeiters, der sie gezogen hatte, um die Schwimmer an der Flucht zu hindern. Nachdem Lochte als Lügner überführt war, wurde er für zehn Monate gesperrt. Er verlor seine lukrativen Sponsorendeals und schien am Ende zu sein.

Dass er nun wieder gefeiert wird, ist wohl vor allem das Verdienst von Mathiew Hiltzig. Der ist bei US-Promis als PR-Berater gefragt und vor allem deshalb zu Ruhm gekommen, weil er dem abgestürzten Ex-Teenie-Star Justin Bieber zu neuer Popularität verholfen hat. Hiltzig war es, der Lochtes TV-Beichte nach den Spielen inszeniert hat, in der dieser dann zugegeben hat, dass nicht ganz wahr war, was er in Rio verzapft hat. Es durfte geweint werden.

Seitdem vergeht kaum ein Tag, an dem nicht irgendeine Geschichte über Lochte in irgendeiner Celebrity-Publikation erscheint. Dass Lochte via Twitter schon im dritten Jahr hintereinander den achten Geburtstag seines Hundes gefeiert hat, erfährt man da zum Beispiel. Und natürlich alles zu seiner frischen Beziehung zu Playmate Kayla Rae Reid.

Die stand ihm schon zur Seite, als Lochte seinen ersten Auftritt bei „Dancing with the Stars“ hatte. Da war es zu einem Eklat gekommen. Zwei Zuschauer stürmten die Bühne und bewarfen Lochte mit Gegenständen. Weitere Zuschauer im Publikum buhten Lochte aus.

Der Lügner war zum Opfer geworden und schlachtete dies gnadenlos aus. Als Bilder der zwei Bühnenstürmer veröffentlicht wurden, hagelte es rassistische Kommentare, weil die zwei nicht so weiß waren wie Lochtes gebleichte Haare während der Olympischen Spiele. Gefängnis für die Störer wurde gar gefordert. Bald war Lochte wieder ein gefeierter Star.

Ach ja, er will auch bald mal wieder schwimmen. Sein Ziel: die Spiele 2020 in Tokio.

Andreas Rüttenauer

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen