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AIDS-Tests bei Musterung?

■ Staatssekretär Gauweiler fordert Reihenuntersuchung bei Wehrpflichtigen, um den „Durchseuchungsgrad“ zu bestimmen / US-Mediziner plädiert für die medizinisch überwachte Abgabe harter Drogen

Berlin (taz/dpa/Reuter) – Der bayerische Staatssekretär und Hardliner in Sachen AIDS, Peter Gauweiler, wünscht sich langfristig AIDS-Reihenuntersuchungen der gesamten Bevölkerung. Gegenüber der Nachrichtenagentur Reuter bedauerte er, daß dies bei der momentanen Rechtsgrundlage und aus praktischen Gründen noch nicht zu machen sei. „Es wäre natürlich ideal“, meinte Gauweiler, „eine Momentaufnahme zu haben über die tatsächliche Durchseuchung der Bevölkerung, um nicht mehr auf Schätzungen angewiesen zu sein“. Vorerst will der oberste AIDS- Bekämpfer Blutuntersuchungen überall dort auch zu AIDS-Tests nutzen, wo ohnehin Reihenuntersuchungen stattfinden. Als konkretes Beispiel nannte Gauweiler die Musterung, bei der immerhin der „Durchseuchungsgrad eines ganzen Jahrgangs“ ermittelt werden könne.

Unterdessen häufen sich die Forderungen nach einer medizinisch überwachten Abgabe harter Drogen. In Washington brachte der Leiter des Zentrums für Bioethik an der Georgetown-Universität, LeRoy Walters, diesen Vorschlag für intravenös gespritzte Drogen ins Gespräch. Derartige Maßnahmen seien „moralisch verantwortbar“, wenn andere Ansätze, wie die Verteilung von Einwegspritzen an Fixer, oder Therapieprogramme scheiterten, erklärte er anläßlich der Jahrestagung der „Amerikanischen Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaft“.

Ähnlich äußerte sich die Abgeordnete der Grünen im Bundestag, Trude Unruh. Sie fordert Tag und Nacht geöffnete Drogen-Zentren, in denen unter der Aufsicht besonders geschulter Drogen-Ärzte Süchtige Heroin bekommen können. Nur so könne die freiwillige Teilnahme der Betroffenen an Ausstiegsprogrammen gefördert werden. „Knast und Zwangstherapie sind keine Alternative“, sagte die Chefin des Seniorenschutzbundes „Graue Panther“. gero

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