: AEG wird abgewickelt
■ Außerordentliche Aufsichtsratsitzung
Frankfurt/Main (dpa) – Am Mittwoch dürfte beschlossen werden, was in Ostdeutschland „Abwicklung“ hieße. Die AEG wird zerschlagen. Auf einer außerordentlichen Aufsichtsratssitzung will Daimler-Chef Edzard Reuter den Ausverkauf der Daimler- Tochter absegnen lassen. Danach will der AEG-Vorstandsvorsitzende Ernst Stöckl über die Zukunft des Unternehmens informieren: Es gibt keine mehr.
Elf Jahre nach dem Vergleichsantrag von 1982 stehe die AEG wieder vor einem „Scherbenhaufen“, kommentiert der Betriebsrat. Ein „unfähiges Management“ habe die Daimler-Milliarden ebenso nutzlos verbraten wie das Know-how der Mitarbeiter“. Zur Aufsichtsratssitzung soll vor der Frankfurter Zentrale demonstriert werden.
Edzard Reuter hatte immer wieder dementiert, daß die Nürnberger Tochter für Kühlschränke und Waschmaschinen zum Verkauf stehe. Nun soll sie der schwedische Weltmarktführer Electrolux übernehmen, der allein mit Hausgeräten so viel umsetzt wie AEG insgesamt. Electrolux hatte bereits im Oktober seine Beteiligung von zehn auf 20 Prozent aufgestockt. Die ersten zehn Prozent sollen 60 Millionen, die zweiten 100 Millionen Mark in die AEG- Kassen gespült haben.
Nur mit außerordentlichen Erträgen war es 1992 gelungen, den AEG-Betriebsverlust von 200 Millionen Mark in einen Jahresüberschuß von zehn Millionen zu verwandeln. Der Verkauf der Hausgeräte soll nun den 93er Betriebsverlust von voraussichtlich 300 Millionen Mark im Lot halten. Aber noch weitere Ausverkäufe stehen bevor: Die Leuchtenfabrik in Springe und ein Zählerwerk in Hameln sollen in eigenständige Gesellschaften verwandelt werden, um sie dem amerikanischen Konzern General Electric anzudienen. Für den Bahnbereich wird noch eine Lösung gesucht, nachdem der Zusammenschluß mit Siemens vom Kartellamt untersagt worden war.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen