: AEG sucht Interessenten für Spandau
■ Neuer Nutzer für Schienenhersteller / Senat will Industrie
Für das Gelände seines Schienenherstellers „Westinghouse Transportsysteme“ an der Nonnendammallee in Spandau sucht der AEG-Konzern einen neuen Nutzer. „Es gibt bereits einige Interessenten“, versicherte gestern Helmut Wagner, Sprecher der AEG in Frankfurt. Die bereits vor einigen Wochen angekündigte Schließung des AEG-Bahnherstellers bis zum Ende 1994 sei „definitiv“. Rund die Hälfte der 1.450 Beschäftigten sollen nach dem Willen der Daimler-Benz-Tochter an den Produktionsstandort Hennigsdorf umziehen. Überlegt wird bei der AEG auch, Anlagenteile des Spandauer Motorenbaus in ein Gemeinschaftsunternehmen in die Tschechische Republik zu bringen. Die Verhandlungen über eine Produktionsvereinbarung mit dem dortigen Staatsunternehmen CKD dauern laut Wagner noch an. „Sollte AEG den Standort tatsächlich schließen, werden wir darauf bestehen, daß dort wieder produzierendes Gewerbe hinkommt“, versicherte gestern der Sprecher der Senatsverwaltung für Wirtschaft, Holger Hübner. Die Nonnendammallee gehört zu einem Senatsprogramm, mit dem Industrieflächen gesichert werden sollen. „Falls uns AEG einen Dienstleister vorschlagen sollte, werden wir das nicht akzeptieren“, betonte Hübner.
Vor neun Jahren war das Werk in Spandau mit Millionensummen der öffentlichen Hand komplett neu errichtet worden. Der Senat hatte damals mit der AEG einen Erbpachtvertrag abgeschlossen, der eine Nutzung des Geländes bis zum Jahr 2023 vorsieht. Nach Angaben von AEG-Sprecher Wagner sucht der Konzern nunmehr einen Nachfolger, der „die Vertragskonditionen des Senates erfüllen kann“.
Für den Fall der Schließung hat der Senat bereits schriftlich AEG auf mögliche Rückzahlungsforderungen aufmerksam gemacht. Damit scheint sich der Konzern offenbar angefreundet zu haben. „Über die Höhe der Summe muß dann in Verhandlungen mit dem Senat gesprochen werden“, so AEG-Sprecher Wagner gestern zur taz. Severin Weiland
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