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ADAC zieht personelle KonsequenzenSchlaf, mein Engel

Der ADAC will seinen Geschäftsführer loswerden und so seinen guten Ruf retten. Zuvor hatte sich der Club bereits von anderen wichtigen Funktionären getrennt.

Gehen getrennte Wege: der ADAC und Geschäftsführer Obermair. Bild: dpa

MÜNCHEN afp/dpa | Der Manipulationsskandal beim ADAC hat weitere personelle Konsequenzen. Nach Kommunikationschef Michael Ramstetter und Präsident Peter Meyer soll nun auch der umstrittene Geschäftsführer Karl Obermair seinen Posten räumen, wie der kommissarische ADAC-Präsident August Markl am Dienstag in München mitteilte. Wie nun bekannt wurde, waren die Manipulationen beim Autopreis „Gelber Engel“ zwar auf die Leserwahl beschränkt, es gab nach einem Prüfbericht aber auch einen weitergehenden Manipulationsversuch.

Der ADAC hatte jahrelang die Leserwahl zum Autopreis „Gelber Engel“ manipuliert, wie inzwischen feststeht. Alleiniger Verantwortlicher soll dafür der ehemalige Kommunikationschef Ramstetter sein. Wie Markl sagte, hatte der bisherige ADAC-Geschäftsführer Obermair nach dem Abschlussbericht der Wirtschaftsprüfer von Deloitte nichts mit den Manipulationen zu tun. Dennoch seien Gespräche über eine einvernehmliche Trennung von Obermair aufgenommen worden.

Nach dem Skandal will der ADAC mit diesen Schritten das Vertrauen seiner mehr als 18 Millionen Mitglieder zurückzugewinnen. Obermair hatte die Fälschungen beim ADAC-Autopreis anfangs bestritten. Im Zuge der Affäre waren auch andere Ungereimtheiten beim ADAC publik geworden.

Neben der angestrebten Trennung von Obermair vollzog der ADAC bereits die Trennung von dem bislang zur Geschäftsführung zählenden Stefan Weßling. Auch dieser sei „in keiner Weise“ in die Manipulationen verwickelt, erklärte Markl. Erstmals soll mit Marion Ebentheuer eine Frau in die Geschäftsführung des Autofahrervereins aufrücken. Im Zuge der ADAC-Reform kämen zudem sämtliche Tests und Statistiken auf den Prüfstand, kündigte Markl an.

Mindestens ein weiterer Manipulationsversuch

Derweil schloss der ADAC die Aufarbeitung der Manipulationen beim „Gelben Engel“ mit der Vorstellung des Abschlussberichts der Wirtschaftsprüfer ab. Diesem Bericht zufolge betrafen die Manipulationen nur die Leserwahl, bei der über Jahre sowohl die Teilnehmerzahl als auch die Rangfolge manipuliert wurde. Kernaussage der Wirtschaftsprüfer ist laut ADAC, dass eine Manipulation in den restlichen neun Kategorien des „Gelben Engel“ in den vergangenen zehn Jahren nicht nachgewiesen werden konnte.

Allerdings stellten die Deloitte-Prüfer laut ADAC fest, dass der ehemalige Kommunikationschef Ramstetter neben der Leserwahl auch zumindest in einem Fall ein Ergebnis der anderen Kategorien beeinflussen wollte. Ramstetter habe für den diesjährigen „Gelben Engel“ einen Kollegen aus dem Ressort Test und Technik angefragt, ob in der Testkategorie Reiselimousine das auf Platz 2 platzierte Auto nicht zum Sieger erklärt werden könne. Diesen Manipulationsversuch habe der angefragte Mitarbeiter aber zurückgewiesen. Die Wirtschaftsprüfer deckten den Manipulationsversuch mit einer Analyse der E-Mails von Ramstetter auf.

Die Deloitte-Prüfer bemängelten zudem, dass auch in den anderen Kategorien die Bewertungskriterien teilweise mehrfach verändert worden seien. Dies könne zwar gute Gründe gehabt haben; Transparenz und Konsistenz seien dadurch aber nicht immer gegeben gewesen. Für die Zukunft gebe es auch hier Optimierungspotenzial.

Wie Markl erklärte, werden die bereits angekündigten rechtlichen Schritte gegen Ramstetter auf Grundlage des Abschlussberichts konkretisiert.

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3 Kommentare

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  • 7G
    774 (Profil gelöscht)

    ADAC? Ach ja, da war ja auch was.

  • EM
    Es müssen noch ganz andere Konsequenzen gezogen werden

    Den Schaden, den der ADAC mit seiner Verkehrspolitik angerichtet hat, kann man in der Möchtegern-Bundesfahrradstadt Bonn an einer Zahl veranschaulichen: 20 Cents pro Jahr pro BürgerIn. Soviel gibt diese Stadt für den Fahrradverkehr aus. Ein einzelner Kreisverkehr für den Autoverkehr, wie beispielsweise der Trajektknoten, kostet mal eben 4,5 Millionen Euro, was 72,5 Jahren der "Bonner Verkehrspolitik" für Rad Fahrende entspricht. Ich danke dem ADAC und allen korrupten Politikern, die sich von diesem Verein steuern lassen.

    • G
      gast
      @Es müssen noch ganz andere Konsequenzen gezogen werden:

      also: kündigen, abgeschleppt wird man auch mit einer zusatzversicherung für gut 10 € (z.B. Allianz), allerdings als fahrradfahrer muss man immer wem auch immer danken, wenn man sein ziel, zumal über landstraßen, gesund und lebendig erreicht, dank adac und politik, besonders vor kommunalwahlen, bla bla bla